Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Erscheinung, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Erscheinung · Nominativ Plural: Erscheinungen
Aussprache  [ɛɐ̯ˈʃaɪ̯nʊŋ]
Worttrennung Er-schei-nung
Wortzerlegung erscheinen -ung
Wortbildung  mit ›Erscheinung‹ als Erstglied: Erscheinungsbild · Erscheinungsdatum · Erscheinungsfest · Erscheinungsform · Erscheinungsjahr · Erscheinungslehre · Erscheinungsort · Erscheinungstag · Erscheinungstermin · Erscheinungsweise · Erscheinungswelt · Erscheinungszustand
 ·  mit ›Erscheinung‹ als Letztglied: Abbauerscheinung · Abnutzungserscheinung · Abstinenzerscheinung · Alltagserscheinung · Alterserscheinung · Alterungserscheinung · Auflösungserscheinung · Ausfallerscheinung · Ausfallserscheinung · Ausnahmeerscheinung · Begleiterscheinung · Dauererscheinung · Degenerationserscheinung · Doppelerscheinung · Dämmerungserscheinung · Einzelerscheinung · Entartungserscheinung · Entzugserscheinung · Ermüdungserscheinung · Folgeerscheinung · Fäulniserscheinung · Geistererscheinung · Geisterscheinung · Gesamterscheinung · Haloerscheinung · Himmelserscheinung · Interferenzerscheinung · Konjunkturerscheinung · Krankheitserscheinung · Krisenerscheinung · Kulturerscheinung · Lebenserscheinung · Leuchterscheinung · Lichterscheinung · Lähmungserscheinung · Mangelerscheinung · Massenerscheinung · Modeerscheinung · Nachkriegserscheinung · Naturerscheinung · Nebenerscheinung · Neuerscheinung · Niedergangserscheinung · Parallelerscheinung · Pubertätserscheinung · Randerscheinung · Reflexerscheinung · Spracherscheinung · Störungserscheinung · Tageserscheinung · Verfallserscheinung · Vergiftungserscheinung · Verschleißerscheinung · Zeiterscheinung · Zerfallserscheinung · Zersetzungserscheinung · Zivilisationserscheinung · Übergangserscheinung
Mehrwortausdrücke  in Erscheinung treten
eWDG

Bedeutungen

1.
das Wahrnehmbare
a)
von jmdm. wahrgenommener Vorgang
Beispiele:
eine Erscheinung in der Natur beobachten
das Abendrot, Gewitter war eine eindrucksvolle Erscheinung
eine analoge, verwandte Erscheinung
eine alarmierende, bedrohliche Erscheinung
es ist eine bekannte Erscheinung, dass …
bei jmdm. krankhafte, anomale, psychische Erscheinungen feststellen
das ist eine völlig normale Erscheinung in der Biologie, Physik
dieselben Erscheinungen müssten sich unter gleichen Bedingungen wiederholen
die kurzlebigen Erscheinungen dieser Welt [ O. M. GrafUnruhe376]
in Erscheinung tretensichtbar werden, erscheinen
Beispiele:
es sind Fehler in Erscheinung getreten
damit die Gerechtigkeit … ganz ohne Makel zur Erscheinung komme [ Ric. HuchConfalonieri144]
veraltet in die Erscheinung treten
b)
Philosophie alles in Raum und Zeit Befindliche, Wahrnehmbare
Beispiele:
die Natur und ihre Erscheinungen
gesellschaftliche Erscheinungen
α)
Marxismus die wahrnehmbaren äußeren Eigenschaften der Dinge und Prozesse, die durch die Anschauung, Erfahrung gegeben sind und von denen aus man zum Wesen vordringen kann
Beispiele:
Wesen und Erscheinung
das metaphysische Denken reißt Wesen und Erscheinung auseinander
β)
Philosophie die erkennbaren äußeren Eigenschaften der Dinge und Prozesse, die durch die Anschauung, Erfahrung gegeben sind, die aber keine Rückschlüsse auf das Wesen der Dinge, das unerkennbar ist, zulassen (nach Kant)
Beispiel:
die Erscheinung und das Ding an sich
2.
äußere Gestalt, Mensch
Beispiele:
er ist eine imposante, sympathische, angenehme, anziehende Erscheinung
sie war eine ungewöhnliche, fremdartige Erscheinung
eine stille, ruhige, schlichte Erscheinung
er ist eine Erscheinung! (= sieht gut aus!)
in seiner äußeren Erscheinung (= in seinem Äußeren) ist er ein ansehnlicher Mensch
sich [Dativ] jmds. Erscheinung ins Gedächtnis rufen
Sie war, wie alle Krögers, eine äußerst elegante Erscheinung [ Th. MannBuddenbrooks1,7]
Die Büttnerschen Töchter zeigten sich sehr verschieden in der Erscheinung [ PolenzBüttnerbauer1,19]
3.
Vision, Halluzination
Beispiele:
eine Erscheinung geht um
jmdm. wie einer Erscheinung nachstarren
dieses Kind sieht eine Dame, welche es durchaus für keine Erscheinung hält … sondern für eine wirklich menschliche Person von Fleisch und Blut [ WerfelBernadette417]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
scheinen · erscheinen · Erscheinung · wahrscheinlich · anscheinend · anscheinen · Schein · bescheinigen · Bescheinigung · scheinbar · unscheinbar · scheinheilig · scheintot · Scheintod · Scheinwerfer
scheinen Vb. ‘leuchten, glänzen’, übertragen ‘aussehen als ob, zu Vermutungen Anlaß geben’. Das mit Nasalformans gebildete gemeingerm. Verb ahd. skīnan (8. Jh.), mhd. schīnen ‘strahlen, glänzen, leuchten, erscheinen, sichtbar werden, dem Schein nach (aber nicht in Wirklichkeit) sein’, asächs. skīnan, mnd. schīnen, mnl. scīnen, nl. schijnen, afries. skīna, aengl. scīnan, engl. to shine, anord. skīna, schwed. skina, got. skeinan (verwandt mit Schemen, schier2, schimmern, s. d.) führen auf germ. *skīnan und stellen sich (wie Schein, s. unten) mit aind. chāyā́ ‘Schatten, Widerschein’, griech. skiá (σκιά) ‘Schatten’, aslaw. sěnь, russ. sen’ (сень) ‘Schatten’, aslaw. sịjati, russ. siját’ (сиять) ‘strahlen, glänzen’ zu einer Wurzel ie. *sk̑āi-, *sk̑i- ‘gedämpft schimmern, Schatten’. scheinen bezeichnet anfangs vor allem das Leuchten der Himmelskörper, steht dann (bereits ahd.) für ‘zum Vorschein kommen, sichtbar werden’ (im Nhd. dafür erscheinen, s. unten). Aus der Wendung mir scheint, mhd. eʒ schīnet mir ‘mich dünkt’ und aus Vergleichen ‘aussehen wie etw. (ohne Übereinstimmung mit der Wirklichkeit)’ entwickelt sich der moderne Gebrauch ‘den Eindruck erwecken, zur Vermutung Anlaß geben’. – erscheinen Vb. ‘zum Vorschein kommen, sichtbar werden, hervortreten, veröffentlicht werden’, ahd. irskīnan ‘offenbar werden, sich zeigen, leuchten’ (um 800), mhd. (stark) erschīnen, daneben (schwach und kausativ) erscheinen ‘leuchten lassen, deutlich machen, zeigen’; Erscheinung f. ‘Aussehen, Aufmachung, Vision, Gespenst, Veröffentlichung, Wahrnehmung’, spätmhd. erschīnunge. wahrscheinlich Adj. ‘vermutlich’ (17. Jh.), nach nl. waarschijnlijk, einer Übersetzung von frz. vraisemblable, das seinerseits dem lat. vērī similis nachgebildet ist, wofür im Dt. zuvor der Wahrheit gleich, wahrähnlich (16. Jh.), der Wahrheit ähnlich (17. Jh.). anscheinend Adv. ‘offenbar, offensichtlich’ (18. Jh.), eigentlich Part. Präs. zu anscheinen Vb. ‘beleuchten, -strahlen’, älter ‘sichtbar werden, sich zeigen’, ahd. anaskīnan (um 1000), mhd. aneschīnen ‘bescheinen, beleuchten, sichtbar sein bzw. werden’. Schein m. ‘Lichtstrahl, Glanz, Schimmer, äußeres Aussehen, Trugbild, schriftlicher Nachweis, Bestätigung, Banknote’, ahd. skīn (9. Jh.), mhd. schīn ‘Strahl, Glanz, Helligkeit, Sichtbarkeit, sichtbarer Beweis’, woraus ‘schriftlicher Beweis, Urkunde, Dokument, schriftliche Bestätigung’ (15. Jh.), asächs. skīn ‘Licht, Glanz’, mnd. schīn, mnl. scijn, nl. schijn, aengl. scīn, engl. shine, (ablautend) anord. skin, schwed. sken. bescheinigen Vb. ‘(durch eine schriftliche Bestätigung) bezeugen’ (18. Jh.), ‘(mit Hilfe von Schriftstücken) beweisen’, mnd. beschēnigen (14. Jh.), niederrhein. bescheinigen (15. Jh.), seit dem 16. Jh. geläufig; Bescheinigung f. ‘Nachweis, Beweis’ (16. Jh.), ‘schriftliche Bestätigung’ (18. Jh.). scheinbar Adj. ‘nicht wirklich, nur vorgetäuscht’, ahd. skīnbāri ‘glänzend, leuchtend, offenbar, sichtbar’ (um 1000), mhd. schīnbære. unscheinbar Adj. ‘unauffällig’, eigentlich ‘nicht glänzend’ (15. Jh.). scheinheilig Adj. ‘sich heilig stellend, Aufrichtigkeit oder Frömmigkeit vortäuschend, heuchlerisch’ (um 1580), nl. schijnheilig (1557), nach die scheynenden heilgen (Luther 1518). scheintot Adj. ‘nur dem Schein nach, nicht wirklich tot’, Scheintod m. ‘Zustand, in dem alle Lebensäußerungen aufgehört zu haben scheinen’ (beide 19. Jh.). Scheinwerfer m. ‘einen gebündelten Lichtstrahl aussendende Lichtquelle’ (Campe 1791 für frz. réverbère ‘Reflektor, Hohlspiegel’).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(äußeres) Erscheinungsbild · Aussehen · Erscheinung · Äußeres (das Äußere) · äußere Erscheinung · äußere Merkmale  ●  Look engl., Jargon · Apparenz geh., lat., bildungssprachlich, ausgestorben
Assoziationen

Chimäre · Einbildung · Erscheinung · Illusion · Phantasmagorie · Phantom · Schimäre · Sinnestäuschung · Trugbild  ●  Hirngespinst ugs. · Seifenblase ugs.
Assoziationen

(geisterhafte) Erscheinung · (unheimliche) Erscheinung · Geistererscheinung · Gespenstererscheinung · Spuk
Assoziationen

Erscheinung · Sichtbarkeit · Visibilität
Assoziationen

Aussehen · Erscheinung · Erscheinungsbild · Figur · Gestalt
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Erscheinung‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Erscheinung‹.

Verwendungsbeispiele für ›Erscheinung‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

So ermöglicht Sprache eine sichere Orientierung in der Welt der wechselnden Erscheinungen. [Schmidt-Rogge, Carl H.: Dein Kind – Dein Partner, München: List 1973 [1969], S. 172]
Zum Bekanntmachen der Kinder mit den Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens gehört das Bekanntmachen mit der Literatur. [Brumme, Gertrud-Marie: Muttersprache im Kindergarten, Berlin: Volk u. Wissen 1981 [1966], S. 197]
Wenn man das nicht will, muß man eine andere Deutung für die Erscheinung des freien Falles finden. [Feyerabend, Paul: Wider den Methodenzwang, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1976, S. 135]
Auch in der Presse trat er immer weniger in Erscheinung. [Friedrich, Carl Joachim: Totalitäre Diktatur, Stuttgart: Kohlhammer 1957, S. 52]
Wie ist das möglich – eine Erscheinung, mitten auf dem Lande? [Die Zeit, 30.07.1998, Nr. 32]
Zitationshilfe
„Erscheinung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Erscheinung>.

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