Etikett
n.
nur selten noch
Etikette
f.
‘an einem Gegenstand befestigtes, ihn kennzeichnendes Schildchen aus Papier’.
Das Substantiv erscheint um 1700 im
Dt.
als Übernahme von
frz.
étiquette
f.
‘Schildchen’,
vorher auch
‘Verzeichnis, Aufstellung’
und
‘an einer Prozeßakte angebrachte Aufschrift’,
das auf ein nur in den Mundarten Nordfrankreichs nachzuweisendes
mfrz.
estiquette
‘in die Erde gesteckter, als Ziel dienender Pfahl’
zurückgeht,
eine Ableitung von
nordafrz.
estiqu(i)er,
afrz.
estechier,
estichier
‘hineinstecken, stechen’.
Das
afrz. Verb ist aus dem
Germ. entlehnt,
es ist verwandt mit
↗
Stich
(s. d.)
und schließt sich wahrscheinlich an
mnl.
stēken
‘stechen, stoßen’
bzw. die zugehörige Intensivbildung
mnl.
sticken
‘hineinstechen, feststecken, sticken’
an
(s.
↗
stechen,
↗
stecken,
↗
sticken).
Wie das
frz. Vorbild ist
Etikette
zunächst Fem.,
in der 1. Hälfte des 19. Jhs.
wird daneben das erst in der Gegenwart vorherrschende
neutrale Genus üblich.
Aus einer anderen Verwendung von
frz.
étiquette
geht
Etikette
f.
‘zur Förmlichkeit erstarrte Anstandsregeln, auf Konvention beruhende Norm höflichen Benehmens’
hervor,
Anfang des 18. Jhs. mit Bezug auf höfisches Zeremoniell,
seit Mitte des 18. Jhs. in allgemeinerem Gebrauch
(im 18. Jh. öfter Neutr.).
Frz.
étiquette,
zuvor schon im Sinne von
‘Verzeichnis’
belegt
(s. oben),
bezeichnet nämlich seit Beginn des 17. Jhs. auch
(nach dem Muster von
span.
etiqueta)
die strenge Regelung der Rangordnung
und aller Gepflogenheiten bei Hofe,
wie sie durch
Philipp den Guten von Burgund
eingeführt
und dann von den Höfen in Wien und Madrid nachgeahmt wurde.
etikettieren
Vb.
‘mit einem Papierschildchen versehen’
(1. Hälfte 19. Jh.)
nach gleichbed.
frz.
étiqueter.