aufgrund von (staatlicher, religiöser) Verfolgung, Ausbürgerung, Verbannung erzwungener oder wegen als unerträglich empfundener politischer Verhältnisse freiwillig gewählter langfristiger Aufenthalt außerhalb des Heimatlandes
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein erzwungenes, unfreiwilliges, freiwilliges, selbstgewähltes, dreijähriges, jahrzehntelanges, rettendes Exil
als Akkusativobjekt: das Exil wählen, vorziehen, verlängern, verlassen; Exil gewähren, suchen, finden
in Präpositionalgruppe/-objekt: ins Exil gehen, fliehen; ins Exil getrieben, gezwungen werden; jmdn. ins Exil schicken, verbannen; die Flucht, der Gang ins Exil; im Exil leben, [Jahre] verbringen, sterben; das Leben, die Jahre im Exil; aus dem Exil zurückkehren, zurückkommen; die Rückkehr, Heimkehr aus dem Exil
als Genitivattribut: die Stationen, der Ort, die Einsamkeit, das Elend, die Jahre, Jahrzehnte, die Zeit des Exils
in Koordination: Exil und Emigration, Flucht, Verfolgung, Verbannung, Vertreibung
Beispiele:
Der Dalai Lama, das religiöse Oberhaupt der Tibeter, flüchtete
[…] ins indische
Exil. [Der Spiegel, 08.10.2013 (online)]
Am 5. August jährte sich zum beinahe 2000sten Mal jener Tag, an dem
der Jerusalemer Tempel zerstört und das jüdische Volk ins
Exil getrieben worden war. [Der Standard, 06.08.2014]
Ihm [Karl III.] wird der Königshof in Neudingen an der Donau zuerkannt, wohin er ins Exil gehen muss, während Arnulf neuer König des Ostreiches wird. [www.tribur.de, 01.01.2014]
übertragen Als Tendenzen[…]
nannte Reichert die Renditejagd im Buchmarkt[…] und die Vernachlässigung schwieriger
Literatur, die zunehmend nur noch in Kleinverlagen ein
Exil finde. [Neue Zürcher Zeitung, 29.10.2002]
Im März 1988 ist es eine gewalttätige Auseinandersetzung
[…],
die […] zu
einem landesweiten Aufstand führt – zu einem einzigen Aufschrei nach
Freiheit und Demokratie, der von der Militärjunta jedoch brutal erstickt
wird. Tausende werden erschossen, verhaftet, ins Exil
getrieben[…]. [Süddeutsche Zeitung, 10.12.1996]
spezieller Manche Völker haben keine Heimat, wir Palästinenser finden noch
nicht einmal ein Exil
(= Ort für einen Aufenthalt außerhalb des Heimatlandes). [Der Spiegel, 18.07.1983]
Die chilenische Militärregierung gab […] bekannt, daß alle im Exil
lebenden Chilenen in die Heimat zurückkehren könnten, falls sie sich
verpflichteten, auf jede Art politischer Tätigkeit zu verzichten
[…]. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1976]]
Tief verbittert [über ein rassistisches Gerichtsurteil] verliess er [der Medizinprofessor] die geliebte deutsche Heimat und ging
ins freiwillige Exil nach Zürich. [Pariser Tageblatt, 30.05.1936]
Phrasem:
⟨inneres Exil
(= Rückzug aus der als bedrückend empfundenen, gesellschaftlichen Außenwelt in die Innerlichkeit)⟩
Beispiele:
Diesem Klima des geistigen Zerfalls [in Libyen] waren auch die Künstler und Intellektuellen
ausgesetzt, die sich nicht beugen oder verleugnen mochten; die einen
gingen schweigend ins innere Exil, andere
verliessen das Land. [Neue Zürcher Zeitung, 02.03.2011]
Diese Innenansichten eines Seniorenzentrums sind erschreckend.
Strukturelle Mängel begünstigen katastrophale Zustände. Pflegende
brennen aus und verkriechen sich ins innere Exil. [Der Spiegel, 22.10.2012]
Es ist wohl zu verstehen, daß Kiesinger als ehrgeiziger junger
Mann[…] sich der Partei
[NSDAP] anschloß, als sie an die Macht
kam; es ist ihm auch zu glauben, daß er, nachdem er erkannt hatte, daß
er sich mit Verbrechern eingelassen hatte, sich aus der aktiven Politik
ins innere Exil
[…] zurückzog. [Die Zeit, 26.05.1967]