Extremist, der
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Extremisten · Nominativ Plural: Extremisten
Aussprache [ɛkstʀeˈmɪst]
Worttrennung Ex-tre-mist · Ext-re-mist
Wortbildung
mit ›Extremist‹ als Erstglied:
Extremistin · extremistisch
·
mit ›Extremist‹ als Letztglied:
Linksextremist · Rechtsextremist
Bedeutungsübersicht
- jmd., der radikal, mit extremen Mitteln handelt bzw. eine radikale, vom gesellschaftlichen Konsens meist
abweichende Position teilt, sich abseits des allgemein akzeptierten Denkens oder Verhaltens
bewegt
- a) [Politik] jmd., der radikale, gegebenenfalls vom gesellschaftlichen Konsens abweichende politische Inhalte teilt bzw. radikale, drastische Mittel für politische Zwecke einsetzt
- b) [Religion] jmd., der fanatischer Anhänger einer Religion bzw. Glaubensgemeinschaft ist und dabei radikale, meist vom gesellschaftlichen Konsens abweichende Positionen teilt
DWDS-Vollartikel
Bedeutung
jmd., der radikal, mit extremen (b) Mitteln handelt bzw. eine radikale, vom gesellschaftlichen Konsens meist abweichende Position teilt, sich abseits des allgemein akzeptierten Denkens oder Verhaltens bewegt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein gewaltbereiter, gewalttätiger Extremist; ein mutmaßlicher, gesuchter Extremist
in Präpositionalgruppe/-objekt: der Kampf, das Vorgehen, eine Razzia, ein Einsatz gegen Extremisten; die Bedrohung durch Extremisten; Waffenlieferungen an Extremisten [senden]; [etw. ist] ein Nährboden für Extremisten; [etw. befindet sich] in der Hand von Extremisten; in Verbindung, Kontakt zu Extremisten [stehen, treten]
als Aktivsubjekt: Extremisten verüben, sprengen, stürmen, kontrollieren [etw.]
hat Präpositionalgruppe/-objekt: ein Extremist mit Verbindung [zu jmdm., etw.]; ein Extremist aus dem Umfeld, Umkreis [von jmdm., etw.]
mit Genitivattribut: die Hochburg, die Stellung der Extremisten
als Genitivattribut: die Drohung, das Ziel der Extremisten; die Anhänger, der Anführer, die Organisation der Extremisten
als Prädikativ: jmdn. als Extremisten bezeichnen, einstufen, brandmarken, betrachten; jmdn. für einen Extremisten halten
Beispiele:
Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona‑Krise seien wahrscheinlich ein »günstiger Nährboden für Extremisten« verschiedener Ideologien
und eine »Brutstätte für Radikalisierung«; die von Corona verursachte Unsicherheit und Angst erhöhe die Anfälligkeit. [Hamburger Abendblatt, 21.05.2021]
Die transparente Berichterstattung über die Corona‑Demo in Berlin zeigt, wie ideologische Extremisten eine an sich friedliche Kundgebung gezielt
unterwandern und die Massen dazu bewegen, sich mit etwas solidarisch zu erklären, von was sie nicht überzeugt sind. [Saarbrücker Zeitung, 04.09.2020]
Die Impulse [ein Theaterfestival] versammeln Querköpfe, kreative Extremisten, Künstler, die keine
Kompromisse eingehen. Und die so oft Ideen und Spielweisen entwickeln, die in der wirtschaftlichen Zwangslage der Stadttheater niemals entstehen können. [Welt am Sonntag, 03.07.2011]
Wäre Jesus ein Deutscher, würde er vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Denn er war ein Extremist im wahrsten Sinne des
Wortes. Er war sozusagen ein Aussteiger und wollte sich der damaligen kapitalistischen Gesellschaft nicht anpassen. [Süddeutsche Zeitung, 14.07.1998]
übertragen Schwarze Löcher zählen zu den Extremisten unter den Himmelskörpern. Die Erde, zum Schwarzen Loch komprimiert, hätte die Größe eines
Tischtennisballs. Die Sonne würde zu einer Kugel von sechs Kilometern Durchmesser schrumpfen. Und die zweihundert Milliarden Sterne der Milchstraße verschwänden in einem Raum
von der Größe des Sonnensystems. [Die Zeit, 16.09.1983]
a)
Politik jmd., der radikale, gegebenenfalls vom gesellschaftlichen Konsens abweichende politische Inhalte teilt bzw. radikale, drastische Mittel für politische Zwecke einsetzt
Oberbegriff zu Linksextremist, Rechtsextremist
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein mutmaßlicher, gesuchter Extremist; ein gewalttätiger, gewaltbereiter Extremist
als Akkusativobjekt: Extremisten festnehmen, verhaften; Extremisten werden [von jmdm.] akzeptiert
als Dativobjekt: sich Extremisten anschließen
in Präpositionalgruppe/-objekt: eine Razzia, ein Einsatz gegen die Extremisten
hat Präpositionalgruppe/-objekt: Extremisten auf beiden Seiten [des politischen Spektrums]
mit Genitivattribut: Extremisten der Arbeiterpartei
in Koordination: Extremisten und Faschisten, Nationalisten
Beispiele:
Die Entführung von Peter Lorenz, Spitzenkandidat der CDU für die Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses im Jahr 1975, ist das erste vollendete Verbrechen dieser Art
gegen Politiker in Deutschland. Täter sind damals linke RAF‑Terroristen. Die Entführungspläne gegen Gesundheitsminister [Karl] Lauterbach
werden dem extrem rechten politischen Spektrum zugeordnet. Dieser Tatversuch zeigt, dass unsere Demokratie von Extremisten weiter bedroht
wird. [Neue Westfälische, 15.04.2022]
Die Pandemie hat nach Beobachtung der bayerischen Verfassungsschützer die Extremisten auf beiden Seiten des Spektrums beflügelt. [Münchner Merkur, 20.04.2021]
Es schockiert [Yehuda] Teichtal, dass inzwischen eine Partei in den Parlamenten sitzt, die einen Extremisten wie
Björn Höcke als »Mitte der Partei« akzeptiert. [Der Tagesspiegel, 14.12.2019]
Ganz verschwunden war das schlichte Weltbild von der guten Mitte und den gefährlichen Rändern nie, aber man hatte einst hoffen dürfen, es würde allmählich
verblassen und schließlich seinen verdienten Platz in den Rumpelkammern des Kalten Krieges finden. Nach den gipfelbegleitenden Krawallen in Hamburg dominiert diese Sicht
auf politische Verhältnisse und Strömungen große Teile des öffentlichen Gesprächs. Es gibt links und rechts und auf beiden Seiten Extremisten, die
politische Mitte soll sich durch gleiche Distanz zu beiden auszeichnen, im antitotalitären Konsens zu sich finden. [Süddeutsche Zeitung, 20.07.2017]
Die Warnung Moskaus vor Extremisten und Faschisten, die jetzt im Nachbarland [Ukraine] das Ruder übernommen
hätten, ist ebenso zynisch wie maßlos. Zwar sitzen in der neuen Regierung in Kiew tatsächlich rechtsextreme Kräfte, die keine lupenreinen Demokraten sind, aber das kennt
man ja in Moskau zur Genüge. Die Frage war: Bindet man sie ein in die Verantwortung, oder lässt man sie als freie Radikale den Stabilisierungsprozess nach dem Umsturz
torpedieren? [Süddeutsche Zeitung, 05.03.2014]
Die Schülerin Birgit Hogefeld, derzeit eine der letzten noch inhaftierten Aktivistinnen der Roten Armee Fraktion […], kam so in Kontakt
mit der Szene – und schloss sich später als Studentin den Extremisten an. [Der Spiegel, 03.03.2008]
b)
Religion jmd., der fanatischer Anhänger einer Religion bzw. Glaubensgemeinschaft ist und dabei radikale, meist vom gesellschaftlichen Konsens abweichende Positionen teilt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: islamistische, christliche, religiöse Extremisten
in Präpositionalgruppe/-objekt: [etw. ist] ein Nährboden für Extremisten
mit Genitivattribut: Extremisten der Al-Kaida
Beispiele:
Während er [Éric Zemmour] Islam mit Islamismus gleichsetzt und Muslime in Frankreich nur akzeptieren will, wenn sie ihre Religion
aufgeben, sagt sie [Marine Le Pen], sie habe mit dem Islam kein Problem, nur mit Extremisten. [Schweriner Volkszeitung, 03.02.2022]
Wer mit Menschen aus fremden Ländern nichts zu tun haben will, wird sich auch durch
Interkulturelle
Wochen nicht dazu bewegen lassen. Deshalb auf sie zu verzichten, wäre gleichwohl falsch – das zeigt das Abrahamische Podium, bei dem sich Vertreter der drei großen
Buchreligionen Christentum, Judentum und Islam über Erinnerung austauschten. Auch wenn Extremisten gern die Gegensätze betonen, von Kreuzzügen oder
Heiligem Krieg faseln: Diese Religionsgemeinschaften verbindet mehr, als sie trennt. [Allgemeine Zeitung, 11.10.2017]
Ein christlicher Extremist zündet während der [1996 in Atlanta ausgetragenen] Sommerspiele auf dem
Olympia‑Gelände einen Sprengsatz. [Die Zeit, 15.11.2015 (online)]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
extrem · Extremitäten · Extremist · Extremismus · extremistisch
extrem Adj. ‘äußerst, maßlos, radikal’, im 17. Jh. entlehnt aus lat. extrēmus ‘der äußerste’, Superlativ zu exter, exterus ‘außerhalb befindlich’ (s. extern). – Extremitäten Plur. ‘Gliedmaßen’ (16. Jh.), lat. extrēmitātēs (corporis) Plur. ‘die äußersten Teile (des Körpers)’. Im Sing. Extremität ‘äußerste Verlegenheit, Not’ (19. Jh.). Extremist m. ‘Vertreter einer extremen Richtung, Anhänger eines politischen Radikalismus’ (17. Jh.), Extremismus m. extremistisch Adj. (20. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Extremist ·
Fundamentalist ·
Radikaler
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Extremist‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Extremist‹.
Fanatiker
Fundamentalist
Gemäßigte
Haßprediger
Isis
Kaida
Kriminelle
Populist
Radikale
Terrorist
Verfassungsfeind
albanisch
angreifen
gesucht
gewaltbereit
gewalttätig
islamisch
islamistisch
kurdisch
militant
moslemisch
muslimisch
mutmasslich
mutmaßlich
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sunnitisch
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