fühlen
Vb.
‘mit dem Tastsinn wahrnehmen, empfinden’,
ahd.
fuolen
‘befühlen, betasten, empfinden’
(um 800),
mhd.
vüelen
(mit Erweiterung auf seelisches Erleben)
‘wahrnehmen, empfinden’,
asächs.
gifōlian,
mnd.
vȫlen,
vǖlen,
mnl.
nl.
voelen,
aengl.
fēlan,
engl.
to feel.
Herkunft unsicher.
Verwandt sind vielleicht
lat.
pollex
‘Daumen, große Zehe’,
pollēre
‘stark sein, vermögen’
und
bulg.
pálam
(
палам)
‘suche’,
aruss.
palьcь
‘Daumen’,
russ.
pálex
(
палец)
‘Finger, Zehe’,
so daß
ie.
*pō̌l-
‘geschwollen, dick, groß’
angenommen werden kann.
Als Ausgangsbedeutung für
fühlen
wäre dann
‘mit dem Daumen, Finger betasten’
anzusetzen.
Erwogen wird andererseits Zusammenhang des Verbs mit
lat.
palma
‘Hand’,
griech.
palámē
(
παλάμη)
‘flache Hand’,
ahd.
folma
‘flache Hand’
(8. Jh.)
und Anschluß an die Wurzel
ie.
*pelə-,
*plā-
‘breit und flach’
(s.
Feld);
doch stößt die Verknüpfung mit den dazugehörigen Wörtern
auf erhebliche lautliche und semantische Bedenken.
Anstelle von
fühlen
bevorzugt das
Obd. in gesprochener Sprache
empfinden
(
bair.-öst.)
und
spüren,
merken
(
schwäb.-alem.).
–
Fühler
m.
mit Sinnesorganen versehene paarige Antennen
bei Insekten, Krebsen, Borstenwürmern, Schnecken
(als Verdeutschung von
lat.
antemna,
s.
Antenne),
älter allgemein
‘wer mit den Fingern prüfend abtastet’
(17. Jh.).
Fühlung
f.
‘Berührung’
(16. Jh.),
‘Empfindung’
(17. Jh.),
seit dem 19. Jh.
vielfach in militärsprachlichen Wendungen wie
Fühlung haben,
(be)halten,
in Fühlung bleiben,
stehen,
Fühlung nehmen
‘Verbindung, Berührung haben’
u. dgl.
Gefühl
n.
‘Empfindung, Tastsinn’,
im 17. Jh. wohl nach Vorbildern wie
Gehör,
Geschmack,
Gesicht
entstanden,
älteres gleichbed.
Fühle
f.,
mhd.
vüele
ablösend.
fühllos
Adj.
‘empfindungslos’
(17. Jh.),
zu
Fühle
(s. oben)
gebildet,
dafür heute
gefühllos
Adj.
(18. Jh.).