langes, in bestimmter Feinheit aus Fasern gesponnenes Gebilde
Grammatik: Plural ‘Fäden’
a)
Beispiele:
ein dünner, feiner, fester Faden
kurze, lange Fäden
ein weißer Faden
ein Faden aus Wolle, Seide
ein Faden Zwirn
der Faden ist gerissen
umgangssprachlichder Faden ist verfitzt
ein gedrehter, gezwirnter, fein gesponnener, verknoteter Faden
einen Faden einfädeln, verstechen, abschneiden, abreißen
(= einen Nähfaden einfädeln, verstechen, abschneiden, abreißen)
Fäden knüpfen
etw. mit einem Faden umwickeln
sie kann mit Nadel und Faden umgehen
(= sie kann nähen)
die Fäden des Gewebes
(= Webfäden)
für den Hohlsaum einige Fäden ziehen
wie laufen die Fäden in diesem Gewebe?
Medizinacht Tage nach der Operation wurden die Fäden gezogen
sprichwörtlichkurze Fädchen – fleißige Mädchen, lange Fädchen – faule Mädchen
(= mit kurzen Fäden muss man beim Nähen zwar öfter anknüpfen, hat aber weniger Mühe, weil sie sich nicht verfitzen)
sprichwörtlichkein Faden ist so fein gesponnen, er kommt endlich an die Sonnen
(= alles kommt ans Tageslicht, nichts bleibt verborgen)
[die Hausfrau] … dreht um die schnurrende Spindel den Faden [↗ SchillerGlocke]
lernte Nadel und Faden gut gebrauchen [↗ BöllBillard236]
bildlich
Beispiele:
sein Leben hängt nur an einem (dünnen, seidenen) Faden
(= sein Leben ist äußerst bedroht)
es hing (nur) an einem Faden, ob uns
das Risiko gelingen würde (= es war sehr ungewiss, ob uns das Risiko gelingen würde)
umgangssprachlichkeinen trockenen Faden auf dem Leib
haben (= völlig durchnässt sein)
umgangssprachlichkeinen ganzen, heilen Faden auf dem Leibe haben
(= völlig zerschlissene Kleidung tragen)
umgangssprachlichdie beiden spinnen keinen guten Faden miteinander
(= verstehen sich nicht)
umgangssprachlicher spinnt seinen Faden
(= lebt auf seine Weise dahin)
umgangssprachlichimmer den gleichen Faden spinnen
(= immer dasselbe erzählen)
umgangssprachlichda beißt die Maus keinen, keine Maus einen Faden ab
(= es ist unabänderlich, dagegen ist nichts zu machen)
übertragen
Beispiele:
keinen guten Faden an jmdm. lassen
(= jmdm. nur Schlechtes nachsagen)
es blieb kein guter Faden an ihm
schweizerisch, veraltendeine Rede zu Faden schlagen
(= in den wesentlichen Zügen ausarbeiten)
salopp ⟨nach Strich und Faden⟩gründlich
Beispiele:
jmdn., etw. nach Strich und Faden tadeln
jmdn. nach Strich und Faden verleumden, betrügen, verprügeln
ostmitteldeutsch, salopp
Beispiele:
es geht zu Faden
(= es geht gut vorwärts, wird emsig gearbeitet)
bei dem Fest ging es zu Faden
(= ging es lustig, toll zu)
sie stritten sich, es ging zu Faden
(= es ging heftig zu)
b)
übertragen Beziehung, Verbindung, Verbindungslinie
Grammatik: meist im Plural
Beispiele:
die Fäden, die von der Wirtschaft zur Politik laufen
zwischen den feindlichen Parteien die zerrissenen Fäden verknüpfen, zusammenknüpfen
Fäden anknüpfen
alle Fäden dieses Betriebes laufen in einer Hand, bei jmdm. zusammen
er hält, behält die Fäden (dieses Unternehmens) in seiner Hand, hat alle Fäden in der Hand
(= er ist in alle Angelegenheiten eingeweiht und kann alles entscheiden, hat praktisch die Oberherrschaft)
die Fäden
(= die einzelnen, entscheidend mitwirkenden Faktoren) eines Komplotts, eines Verbrechens aufdecken
Jeder Faden des Großbetriebes lag in ihrer Hand [↗ ZahnFrau Sixta48]
c)
übertragen gedanklicher Zusammenhang, gedankliche Entwicklungslinie
Beispiele:
er hat während der Rede den Faden verloren
der Faden der Unterhaltung, Rede riss ab
den Faden des (abgebrochenen, unterbrochenen) Gesprächs wieder aufnehmen
den Faden wiederfinden, wieder anknüpfen, wieder aufgreifen
das Drehbuch muss die Fäden straffer knüpfen
Er fühlte ... daß ihm der Faden der Rede entgleiten wollte [↗ I. SeidelLabyrinth160]
⟨der rote Faden⟩einheitlicher Grundgedanke
Beispiele:
dieses Motiv zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Werk hindurch
er suchte in der Schilderung den roten Faden zu finden