fahren
Vb.
‘sich mit einem Fahrzeug fortbewegen, es lenken, steuern’.
Ahd.
faran
(8. Jh.),
mhd.
varn,
varen,
asächs.
aengl.
faran
(
engl.
to fare
‘ergehen, leben’),
mnd.
mnl.
vāren,
nl.
varen,
anord.
fara,
schwed.
fara,
got.
faran
ist ursprünglich die allgemeinste Bezeichnung
für jede Art der Fortbewegung
(‘gehen, reiten, fahren, schwimmen, fliegen’
in sich einschließend)
und wird erst allmählich auf die Fortbewegung
mit Wagen, Schiffen, Fahrzeugen aller Art eingeschränkt;
doch vgl. noch
fahrendes (‘umherziehendes’)
Volk,
den Abschiedsgruß
fahr wohl
sowie
Schlittschuh,
Ballon fahren.
Das
gemeingerm. Verb gehört mit
griech.
perā́n
(
περᾶν)
‘hinüberbringen, durchdringen, hindurchkommen’,
póros
(
πόρος)
‘Durch-, Zu-, Übergang’,
poré͞uesthai
(
πορεύεσθαι)
‘reisen’,
lat.
portāre
‘tragen, bringen’,
aslaw.
pьrati
‘emporfliegen, sich erheben’,
russ.
(derb)
perét’
(
переть)
‘gehen’
zur Wurzel
ie.
*per(ə)-
‘hinüberführen, -bringen, -kommen, übersetzen, durchdringen, fliegen’;
s. auch
Fähre,
Fahrt,
Fjord,
Furt,
führen.
zerfahren1
Vb.
‘zerfallen, vergehen, durch Fahren beschädigen’,
ahd.
zirfaran
‘zergehen’
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
zervarn
‘auseinander, in Stücke gehen’.
zerfahren2
Part.adj.
‘ausgefahren, durch Fahren beschädigt’,
meist übertragen
‘auseinander gefallen, nicht festen Sinnes, unkonzentriert, unbeständig, gedankenlos’
(19. Jh.).
Fahrer
m.
‘Lenker eines Fuhrwerks’
(18. Jh.),
Nomen agentis zu
fahren,
in der Bedeutung
‘Lenker eines Kraftwagens, Chauffeur’
um 1900 wohl aus
Kraftwagenfahrer
verkürzt.
Früher bezeugt als Grundwort von Komposita,
vgl.
mhd.
lantvarære,
nhd.
Landfahrer
‘Reisender, Pilger, Landstreicher’,
See-,
Wallfahrer
(17. Jh.).
fahrend
Part.adj.
‘ohne festen Aufenthaltsort’,
ahd.
faranti
substantiviert
‘Reisender’
(8./9. Jh.),
adjektivisch in der Wendung
(10. Jh.)
farantēr scaz,
mhd.
varndeʒ guot,
nhd.
fahrende Habe
‘beweglicher Besitz’;
mhd.
varnde
‘wandernd, umherziehend’
(von Spielleuten u. dgl.,
varndiu diet
‘umherziehendes, nicht seßhaftes Volk’).
fahrig
Adj.
‘unruhig, hastig, unkonzentriert’,
spätmhd.
verec,
veric
‘zur Ausfahrt bereit’,
nhd.
ferig
‘behende, rasch’
(16. Jh.),
danach erst wieder in der heutigen Bedeutung
seit dem 18. Jh. durchgehend gebräuchlich.
fahrlässig
Adj.
‘unachtsam, nachlässig’
(15. Jh.),
aus der verbalen Wendung
mhd.
varn lāʒen
‘geschehen lassen, nachlässig sein, ungestraft lassen’
weitergebildet
(nicht zu
lässig
Adj.,
s. d.);
häufig in der Rechtssprache;
Fahrlässigkeit
f.
‘(strafbare) Unachtsamkeit’
(15. Jh.).
Vorfahr
m.
‘Ahne’,
mhd.
vorvar(e),
mnd.
vorvāre,
eigentlich
‘Vorangehender’.
Nachfahr
m.
‘Nachkomme’,
mhd.
nāchvar.
Fahrgast
m.
(2. Hälfte 19. Jh.),
Verdeutschung für
Passagier
(s. d.),
Fahrkarte
f.
auch
Fahrschein
m.
(Ende 19. Jh.),
Verdeutschung für
Billett
(s. d.),
und
Fahrplan
m.
‘Verzeichnis der Fahrzeiten öffentlicher Verkehrsmittel’
(2. Hälfte 19. Jh.) sind
mit der Entwicklung des Eisenbahnwesens
entstanden.
Fahrrad
n.
‘einspuriges zweirädriges Tretfahrzeug’
(Ende 19. Jh.),
Verdeutschung für
Veloziped
(von
frz.
vélocipède,
zu
lat.
vēlōx
‘schnell’
und
pēs
‘Fuß’
gebildet),
modern meist verkürzt zu
Rad
(s. d.).
Fahrstuhl
m.
‘Lift’
(17. Jh.),
daneben anfangs auch
Fahrsessel
m.,
zuerst in mittelalterlichen Bergwerken
und in der Kriegsbaukunst verwendet
und
Aufzug
(vgl.
spätmhd.
ūfzuc
‘Vorrichtung zum Aufziehen’,
s.
ziehen)
genannt;
seit der 2. Hälfte des 19. Jhs. für den elektrischen
Lift
(s. d.).
Fahrzeug
n.
‘fahrbare Einrichtung zur Beförderung von Personen und Gütern’;
zum zweiten Kompositionsglied s.
Zeug.
Mnd.
vārtǖch
‘Fahrzeug, Wagen’,
nl.
vaartuig
‘Schiff, Boot, Wagen’
(17. Jh.),
seit dem 17. Jh. in
hd. Texten
(zuerst z. B. in Reisebeschreibungen)
als Bezeichnung für
‘Schiff’
belegt
(so bis zum Anfang des 20. Jhs.),
erst im 19. Jh. wird die Verwendung
‘Wagen’
häufiger,
modern vielfach für
Auto.