Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Fall, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Fall(e)s · wird nur im Singular verwendet
Aussprache [fal]
eWDG

Bedeutungen

1.
das Fallen
a)
senkrechte, gleichmäßig beschleunigte Abwärtsbewegung eines frei fallenden Körpers infolge der Schwerkraft
Beispiele:
im Fall muss der Fallschirmspringer den Schirm öffnen
nach einem freien Fall von 14000 Metern öffnete er den Fallschirm
wie der Fall von Regentropfen [ LanggässerVergänglichkeit200]
Physik der freie Falldas Fallen eines Körpers ohne irgendeine Behinderung
Beispiele:
der freie Fall der festen Körper
die Gesetze des freien Falls
b)
Sturz und Aufprall, das Hinfallen
Beispiele:
der Skiläufer hat sich bei dem, durch den unglücklichen Fall schwer verletzt
zu Fall kommen (= hinfallen)
gehobeneinen harten, schweren, heftigen Fall tun (= hart, schwer, heftig hinfallen)
man hörte einen dumpfen Fall
übertragen
Beispiele:
jmdn. zu Fall bringen (= jmdn. sehr schädigen, vernichten)
jmd. kommt durch etw. zu Fall
einen Plan zu Fall bringen (= die Ausführung eines Planes verhindern)
Juraeine Klage zu Fall bringen (= niederschlagen)
der Fall (= Sturz, erzwungene Rücktritt) einer Regierung, eines Ministers
der Fall (= Ablehnung) eines Gesetzes
der Fall (= Eroberung) einer Stadt
Unglückseliges Rom! An zwei Kammerdienern bist du zu Fall gekommen! [ DürrenmattRomulusI]
c)
der Fall eines StoffesArt und Weise, wie ein Stoff sich legt, wenn er herabhängt
Beispiele:
dieser Stoff hat einen schönen Fall
der glatte Fall der Seide, des Vorhangs
die Geschmeidigkeit des Stoffes gibt, verleiht den Gardinen, Falten einen guten Fall
der richtige Fall des Kleides
Er … prüfte den Fall seiner Hosen
sie fielen gut [ KlugeKortüm80]
2.
das Sinken aus Glück in Verderben, aus Ansehen in Verachtung
Beispiele:
der tiefe Fall eines Menschen
biblischAdams Fall (= Sündenfall)
biblischder Fall in Sünde und Schuld
sprichwörtlichHochmut kommt vor dem Fall (= rächt sich)
Als er in den Tagen nach seinem Falle wieder unter die Dörfler trat, zeigten diese ihm eine stumme Scheu [ ZahnIndergand261]
3.
veraltet gewaltsamer Tod
Beispiele:
der Fall des Helden
jetzt mußt du sterben, / Dein Engel selbst bereitet deinen Fall [ SchillerStuartIII 8]
vom Vieh   das Verenden
Beispiel:
der Fall des Viehs, Wildes
4.
umgangssprachlich Knall und Fallsehr plötzlich
Beispiele:
jmdn. Knall und Fall entlassen
Was hieß denn das, daß Ihr so Knall und Fall / Euch aus dem Staube machtet? [ LessingNathanIII 10]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

fallen · fällig · auffallen · auffallend · auffällig · ausfallen · ausfallend · ausfällig · ausgefallen · einfallen · Einfall · Fall · Fallbeil · Fallreep · Gefälle · Falle
fallen Vb. ‘sich nach unten bewegen (durch die eigene Schwere), stürzen, sinken, (im Kampf als Soldat) sterben’, ahd. fallan ‘(herab)stürzen, zu Fall kommen, einstürzen, sinken, zuteil werden, umfallen, verfallen’ (8. Jh.), mhd. mnd. mnl. nl. vallen, asächs. fallan, aengl. feallan, fallan, engl. to fall, anord. schwed. falla. Mit dem ehemals ein präsensbildendes n aufweisenden Verb (ll aus ln) sind höchstens vergleichbar armen. p‛ul ‘Einsturz’, p‛lamin ‘ich falle ein’ und (dehnstufig) lit. pùlti ‘fallen’, vielleicht (als Variante mit anlautendem s-) auch griech. sphállein (σφάλλειν) ‘zu Fall bringen, zugrunde richten, täuschen’, so daß von einer Wurzel ie. *phō̌l- bzw. *pō̌l- ‘fallen’ (d. h. ‘sich nach dem Gesetz der Schwerkraft abwärts bewegen’) ausgegangen werden kann. – fällig Adj. ‘für einen bestimmten Termin vorgesehen, zur Zahlung anstehend’ (15. Jh.), mhd. (rechtssprachlich) vellic ‘der Zahlung, der Buße, der Strafe verfallen, verurteilt’, wohl abgeleitet vom Verb mhd. fallen im Sinne von ‘fällig sein, werden’. Vgl. ahd. fellīg ‘fallend, stürzend, baufällig, eingestürzt’ (10. Jh.), mhd. vellec, vellic ‘zu Fall kommend, fallend (besonders im Kampf), vor Gericht überwunden’; häufig suffixartig als zweites Glied in Komposita wie bau-, hin-, rückfällig. auffallen Vb. ‘hervorstechen, ins Auge springen’ (18. Jh.), älter ‘(sich) fallend öffnen’ (um 1700), ‘auf etw. fallen’ (16. Jh.); auffallend Part.adj. ‘hervorstechend, in die Augen springend, die Aufmerksamkeit auf sich lenkend’ (18. Jh.); damit gleichbed. auffällig Adj. (Anfang 19. Jh.). ausfallen Vb. ‘herausfallen, angreifen, enden, unterbleiben’, mhd. ūʒvallen ‘ausrenken’ (den Fuß); ausfallend Part.adj. ‘herausfordernd, beleidigend’ (18. Jh.), aus älterem ‘einen militärischen Ausbruch, Angriff unternehmend’ (16. Jh.); gleichbed. jüngeres ausfällig Adj. ‘beschimpfend, beleidigend’ (19. Jh.), zuvor (bei Zahlungen) ‘seinen Verpflichtungen nicht nachkommend’ (16. Jh.); ausgefallen Part.adj. ‘nicht alltäglich’ (um 1900). einfallen Vb. ‘zusammenstürzen, eindringen, in den Sinn kommen’, ahd. infallan ‘aus etw. auf etw. fallen, Eingang finden’ (Hs. 12. Jh.), mhd. īnvallen ‘Eingang finden, eindringen, als Besitz zufallen, in den Sinn kommen, beginnen’; Einfall m. ‘das Einbrechen, feindliches Eindringen, plötzlicher Gedanke’, mhd. īn-, inval ‘das Einfallen, Einbruch, Eingriff in jmds. Recht, Zwischenfall, zufälliger Gedanke, Einrede’. Fall m. ‘Sturz, Untergang, Ereignis, (Rechts)angelegenheit’, auch (seit 17. Jh.) ‘grammatischer Kasus’ (s. Kasus), ahd. fal ‘(Ein)sturz, Ärgernis, Kränkung’ (8. Jh.), mhd. val (Genitiv valles) ‘das Fallen der Würfel, des Wassers, der Töne, Sturz, Niederlage, Straffall, Abgabe bei Todesfall an den Lehnsherrn’ (germ. *falla-). Die Verwendungsweisen sind beeinflußt vom Bild der gefallenen Würfel, von lat. cāsus ‘das Fallen, Sturz, Vorfall, Zufall, Gelegenheit, Unfall, grammatischer Kasus’, das bereits in ahd. Zeit durch fal übersetzt wird, und von frz. cas ‘Fall’, vgl. Wendungen wie setzen wir den Fall (frz. posons le cas), auf alle Fälle (frz. en tout cas), das ist ganz mein Fall (frz. c’est là mon cas). Fallbeil n. ‘Hinrichtungsmaschine’ (17. Jh.), seit dem 19. Jh. neben Guillotine. Fallreep n. ‘Treppe (Strickleiter), die an der Schiffswand heruntergelassen wird’ (18. Jh.), aus nd. Valreep, vgl. nd. Reep ‘Tau, Seil, mit dessen Hilfe man sich vom Schiffsbord schwingend ins Boot fallen läßt’, s. Reif1. Gefälle n. ‘Höhenunterschied, Bodenneigung’, ahd. gifelli ‘Einsturz, Unfall, Verfall’ (um 1000), mhd. gevelle ‘Sturz, Ein-, Absturz, abschüssiges tiefes Tal, guter Würfelfall, Glück, Schicksal, das Gefallen’, kollektive ja-Ableitung zu ahd. fal. Falle f. ‘Tierfanggerät, Hinterhalt’, ahd. falla ‘Falle, Fallstrick’ (8. Jh.), mhd. valle ‘Falle, Türklinke’.

Typische Verbindungen zu ›Fall‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Fall‹.

Verwendungsbeispiele für ›Fall‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Auswärtigen Ämter schalteten sich kurz, im deutschfranzösischen Fall bis hin zum regelmäßigen Austausch von Beamten. [Brandt, Willy: Erinnerungen, Berlin: Ullstein 1997 [1989], S. 403]
In diesem Fall dürften Sie sich, so gut gekleidet, noch passender eingliedern. [Schröter, Heinz: Ich, der Rentnerkönig, Genf: Ariston 1985, S. 154]
Es gibt Fälle, in denen es politisch richtiger ist, ein bestimmtes Angebot nicht anzunehmen. [Weizsäcker, Carl Friedrich von: Bewußtseinswandel, München: Hanser 1988, S. 299]
Dies ist bei allen Systemen, an die wir denken können, der Fall. [Luhmann, Niklas: Soziale Systeme, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1984, S. 241]
In dem Fall, von dem wir sprechen, ging es keineswegs um eine Überraschung. [Der Spiegel, 29.05.2000]
Zitationshilfe
„Fall“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Fall#1>.

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Fall, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Fall(e)s · Nominativ Plural: Fälle
Aussprache [fal]
Wortbildung  mit ›Fall‹ als Erstglied: Fallanalyse · Fallanalytiker · Fallbeispiel · Fallbericht · Fallbeschreibung · Fallbesprechung · Falldarstellung · Fallgeschichte · Fallgestaltung · Fallgruppe · Fallkonstellation · Fallmanager · Fallpauschale · Fallrecht · Fallrekonstruktion · Fallstudie · Fallzahl · fallspezifisch · fallweise
 ·  mit ›Fall‹ als Letztglied: Ablehnungsfall · Alarmfall · Altfall · Anredefall · Anwendungsfall · Ausnahmefall · BSE-Fall · Bagatellfall · Bankrottfall · Bedarfsfall · Beförderungsfall · Behandlungsfall · Beispielfall · Beispielsfall · Bejahungsfall · Bestechungsfall · Betrugsfall · Beugefall · Brandfall · Bündnisfall · Disziplinarfall · Dopingfall · Einzelfall · Entführungsfall · Erbfall · Erfolgsfall · Erkrankungsfall · Erlebensfall · Ernstfall · Erpressungsfall · Eventualfall · Extremfall · Fehlerfall · Geschäftsfall · Glücksfall · Grenzfall · Grippefall · Haftpflichtfall · Härtefall · Höchstfall · Idealfall · Insolvenzfall · Katastrophenfall · Konfliktfall · Konkursfall · Korruptionsfall · Krankheitsfall · Krebsfall · Kriegsfall · Kriminalfall · Krisenfall · Malariafall · Missbrauchsfall · Modellfall · Mordfall · Musterfall · Nennfall · Nichteinbringungsfall · Normalfall · Notfall · Parallelfall · Pflegefall · Problemfall · Präzedenzfall · Rechtsfall · Regelfall · Reservatfall · Sanierungsfall · Schadenfall · Schadensfall · Schicksalsfall · Schulfall · Sonderfall · Sozialfall · Spannungsfall1 · Spezialfall · Spionagefall · Standesfall · Sterbefall · Steuerfall · Straffall · Streitfall · Störfall · Testfall · Todesfall · Trauerfall · Typhusfall · Unfall · Unglücksfall · Unterfall · Unvermögensfall · Verdachtfall · Verdachtsfall · Verhinderungsfall · Verneinungsfall · Versicherungsfall · Versorgungsfall · Verteidigungsfall · Wechselfall · Weigerungsfall · Wemfall · Wenfall · Werfall · Wesfall · Wiederholungsfall · Zweifelsfall · Zwischenfall · gegebenenfalls · ggf. · höchstenfalls · jedenfalls · Übertretungsfall
eWDG

Bedeutungen

1.
möglicher Umstand, unter dem etw. geschieht
Beispiele:
das wäre der ideale, günstigste Fall
wenn der Fall eintritt, dass das Haus geräumt werden muss
setzen, nehmen wir den Fall, (dass) er bleibt, dann …
gesetzt den Fall, (dass) er kommt, so …
gesetzt den Fall, Tuzzi betrüge sich sogar human [ MusilMann514]
mit Präposition
Grammatik: in Verbindung mit »auf«
Beispiele:
auf jeden Fall, auf alle Fälle musst du zum Arzt gehen (= unbedingt musst du zum Arzt gehen)
sie möchte auf jeden Fall ihr Ziel erreichen
das darf auf (gar) keinen Fall passieren (= das darf keinesfalls passieren)
Grammatik: in Verbindung mit »für«
Beispiele:
für den Fall, dass …
für diesen, für den äußersten, schlimmsten Fall ist Vorsorge getroffen
für besondere Fälle etw. im Hause haben
für den Fall aller Fälle etw. auf Vorrat kaufen
er muß für den Fall von Extrakorrekturen die Druckkosten […] aus Eigenem zahlen [ St. ZweigBalzac437]
Grammatik: in Verbindung mit »in«, »im«
Beispiele:
im Fall einer Verschlechterung rufen Sie bitte an
im günstigsten, besten, äußersten Fall bekommt er diese Summe
im schlimmsten Fall gehe ich weg
in diesem, in einem solchen Fall ist es besser, wenn er nicht kommt
in ähnlichen, zweifelhaften, dringenden Fällen bitte rückfragen
2.
bestimmte (zu klärende) Angelegenheit
a)
Beispiele:
das ist hier ein alltäglicher, klarer Fall
solche ungewöhnlichen, unglaublichen Fälle sind mir noch nicht begegnet
ein bedauerlicher Fall von Habgier, Interesselosigkeit
dies ist ein bedenklicher, trauriger Fall
umgangssprachlich»Kommst du mit?« »Klarer Fall(= »Kommst du mit?« »Selbstverständlich!«)
einen Fall aufgreifen, aufrollen, klären, richtigstellen
dieser Fall liegt anders, liegt klar auf der Hand
im vorliegenden Fall ist eine schnelle Entscheidung notwendig
ich sehe den Fall so (= habe hierüber folgende Meinung)
das muss von Fall zu Fall entschieden werden (= jede Angelegenheit muss für sich, einzeln genommen und geprüft werden)
die Erfahrungen auf einen speziellen Fall anwenden
saloppdas ist ein typischer Fall von denkste (= das ist ein Irrtum)
umgangssprachlich [von einer Person:] du bist ein hoffnungsloser Fall (= unverbesserlich)
umgangssprachlich das ist mein Fall (= das gefällt mir, entspricht meiner Neigung)
Beispiele:
lange Reden sind nicht mein Fall
Tegernsee war sein Fall [ KolbSchaukel169]
das ist der Fall (= es verhält sich so, das entspricht der Wirklichkeit)
Beispiel:
Lina […] tat, als ob sie die Herren kenne, was aber gar nicht der Fall war [ FontaneIrrungenI 3,128]
b)
Jura Verhandlungssache
Beispiele:
ein Fall von Hochverrat, Betrug
ein krimineller Fall
ein schwieriger, interessanter Fall kommt zur Verhandlung
ein noch schwebender Fall
dieser Fall liegt für den Richter vollkommen klar
einen Fall aufgreifen, verhandeln, klären
das Gericht entschied den Fall
zu dieser Zeit beschäftigte der Fall Moosbrugger die Öffentlichkeit [ MusilMann69]
der Fall Maurizius [ Wasserm.MauriziusTitel]
c)
Medizin das Auftreten, Vorhandensein einer Krankheit, Krankheitsfall
Beispiele:
ein Fall von Gelbsucht
einzelne Fälle von Typhus traten auf
ein leichter, akuter, bösartiger, schwerer, tödlich verlaufender Fall
ein klinischer (= im Krankenhaus, in der Klinik zu behandelnder) Fall
dieser Patient ist ein interessanter Fall
sprachen wir oft über besonders diffizile Fälle, die ich in der Klinik zu behandeln hatte [ JensMann168]
Patient, der von einer Krankheit betroffen ist
Beispiele:
Im Erdgeschoß lagen die schweren Fälle und die frisch Operierten [ RemarqueZeit zu leben258]
Der Fall heilte glatt zu und wurde sogar wieder zum Frontdienst eingezogen [ A. ZweigGrischa219]
3.
Sprachwissenschaft Beugungsfall der Deklination, Deklinationsform
Beispiele:
der erste Fall (= Nominativ) eines Hauptwortes, Eigenschaftswortes
wie heißt der dritte Fall (= der Dativ) von »Bauer«?
das Wort steht im vierten Fall (= Akkusativ)
das Verb fordert, verlangt, regiert den vierten Fall
ein Substantiv in den zweiten Fall (= Genitiv) setzen
den richtigen Fall anwenden
Er gab sich dennoch die redlichste Mühe, die Fälle auseinanderzuhalten [ WelkHoher Befehl218]
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

fallen · fällig · auffallen · auffallend · auffällig · ausfallen · ausfallend · ausfällig · ausgefallen · einfallen · Einfall · Fall · Fallbeil · Fallreep · Gefälle · Falle
fallen Vb. ‘sich nach unten bewegen (durch die eigene Schwere), stürzen, sinken, (im Kampf als Soldat) sterben’, ahd. fallan ‘(herab)stürzen, zu Fall kommen, einstürzen, sinken, zuteil werden, umfallen, verfallen’ (8. Jh.), mhd. mnd. mnl. nl. vallen, asächs. fallan, aengl. feallan, fallan, engl. to fall, anord. schwed. falla. Mit dem ehemals ein präsensbildendes n aufweisenden Verb (ll aus ln) sind höchstens vergleichbar armen. p‛ul ‘Einsturz’, p‛lamin ‘ich falle ein’ und (dehnstufig) lit. pùlti ‘fallen’, vielleicht (als Variante mit anlautendem s-) auch griech. sphállein (σφάλλειν) ‘zu Fall bringen, zugrunde richten, täuschen’, so daß von einer Wurzel ie. *phō̌l- bzw. *pō̌l- ‘fallen’ (d. h. ‘sich nach dem Gesetz der Schwerkraft abwärts bewegen’) ausgegangen werden kann. – fällig Adj. ‘für einen bestimmten Termin vorgesehen, zur Zahlung anstehend’ (15. Jh.), mhd. (rechtssprachlich) vellic ‘der Zahlung, der Buße, der Strafe verfallen, verurteilt’, wohl abgeleitet vom Verb mhd. fallen im Sinne von ‘fällig sein, werden’. Vgl. ahd. fellīg ‘fallend, stürzend, baufällig, eingestürzt’ (10. Jh.), mhd. vellec, vellic ‘zu Fall kommend, fallend (besonders im Kampf), vor Gericht überwunden’; häufig suffixartig als zweites Glied in Komposita wie bau-, hin-, rückfällig. auffallen Vb. ‘hervorstechen, ins Auge springen’ (18. Jh.), älter ‘(sich) fallend öffnen’ (um 1700), ‘auf etw. fallen’ (16. Jh.); auffallend Part.adj. ‘hervorstechend, in die Augen springend, die Aufmerksamkeit auf sich lenkend’ (18. Jh.); damit gleichbed. auffällig Adj. (Anfang 19. Jh.). ausfallen Vb. ‘herausfallen, angreifen, enden, unterbleiben’, mhd. ūʒvallen ‘ausrenken’ (den Fuß); ausfallend Part.adj. ‘herausfordernd, beleidigend’ (18. Jh.), aus älterem ‘einen militärischen Ausbruch, Angriff unternehmend’ (16. Jh.); gleichbed. jüngeres ausfällig Adj. ‘beschimpfend, beleidigend’ (19. Jh.), zuvor (bei Zahlungen) ‘seinen Verpflichtungen nicht nachkommend’ (16. Jh.); ausgefallen Part.adj. ‘nicht alltäglich’ (um 1900). einfallen Vb. ‘zusammenstürzen, eindringen, in den Sinn kommen’, ahd. infallan ‘aus etw. auf etw. fallen, Eingang finden’ (Hs. 12. Jh.), mhd. īnvallen ‘Eingang finden, eindringen, als Besitz zufallen, in den Sinn kommen, beginnen’; Einfall m. ‘das Einbrechen, feindliches Eindringen, plötzlicher Gedanke’, mhd. īn-, inval ‘das Einfallen, Einbruch, Eingriff in jmds. Recht, Zwischenfall, zufälliger Gedanke, Einrede’. Fall m. ‘Sturz, Untergang, Ereignis, (Rechts)angelegenheit’, auch (seit 17. Jh.) ‘grammatischer Kasus’ (s. Kasus), ahd. fal ‘(Ein)sturz, Ärgernis, Kränkung’ (8. Jh.), mhd. val (Genitiv valles) ‘das Fallen der Würfel, des Wassers, der Töne, Sturz, Niederlage, Straffall, Abgabe bei Todesfall an den Lehnsherrn’ (germ. *falla-). Die Verwendungsweisen sind beeinflußt vom Bild der gefallenen Würfel, von lat. cāsus ‘das Fallen, Sturz, Vorfall, Zufall, Gelegenheit, Unfall, grammatischer Kasus’, das bereits in ahd. Zeit durch fal übersetzt wird, und von frz. cas ‘Fall’, vgl. Wendungen wie setzen wir den Fall (frz. posons le cas), auf alle Fälle (frz. en tout cas), das ist ganz mein Fall (frz. c’est là mon cas). Fallbeil n. ‘Hinrichtungsmaschine’ (17. Jh.), seit dem 19. Jh. neben Guillotine. Fallreep n. ‘Treppe (Strickleiter), die an der Schiffswand heruntergelassen wird’ (18. Jh.), aus nd. Valreep, vgl. nd. Reep ‘Tau, Seil, mit dessen Hilfe man sich vom Schiffsbord schwingend ins Boot fallen läßt’, s. Reif1. Gefälle n. ‘Höhenunterschied, Bodenneigung’, ahd. gifelli ‘Einsturz, Unfall, Verfall’ (um 1000), mhd. gevelle ‘Sturz, Ein-, Absturz, abschüssiges tiefes Tal, guter Würfelfall, Glück, Schicksal, das Gefallen’, kollektive ja-Ableitung zu ahd. fal. Falle f. ‘Tierfanggerät, Hinterhalt’, ahd. falla ‘Falle, Fallstrick’ (8. Jh.), mhd. valle ‘Falle, Türklinke’.

Typische Verbindungen zu ›Fall‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Fall‹.

Verwendungsbeispiele für ›Fall‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Auswärtigen Ämter schalteten sich kurz, im deutschfranzösischen Fall bis hin zum regelmäßigen Austausch von Beamten. [Brandt, Willy: Erinnerungen, Berlin: Ullstein 1997 [1989], S. 403]
In diesem Fall dürften Sie sich, so gut gekleidet, noch passender eingliedern. [Schröter, Heinz: Ich, der Rentnerkönig, Genf: Ariston 1985, S. 154]
Es gibt Fälle, in denen es politisch richtiger ist, ein bestimmtes Angebot nicht anzunehmen. [Weizsäcker, Carl Friedrich von: Bewußtseinswandel, München: Hanser 1988, S. 299]
Dies ist bei allen Systemen, an die wir denken können, der Fall. [Luhmann, Niklas: Soziale Systeme, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1984, S. 241]
In dem Fall, von dem wir sprechen, ging es keineswegs um eine Überraschung. [Der Spiegel, 29.05.2000]
Zitationshilfe
„Fall“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Fall#2>.

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Fall, das oder der

Grammatik Substantiv (Neutrum, Maskulinum) · Genitiv Singular: Fall(e)s · Nominativ Plural: Falle(n)
Aussprache [fal]
Wortbildung  mit ›Fall‹ als Erstglied: Fallgarn  ·  mit ›Fall‹ als Letztglied: Fockfall · Klaufall · Klüverfall
eWDG

Bedeutung

Seemannssprache Tau, mit dem man Segel hochzieht oder herablässt
Beispiel:
Herrlich und glänzend im Licht der mittäglichen Sonne standen Segel und Gestänge, Stags und Falle gegen den blauen Himmel [ TurekWende174]

Typische Verbindungen zu ›Fall‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Fall‹.

Verwendungsbeispiele für ›Fall‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Auswärtigen Ämter schalteten sich kurz, im deutschfranzösischen Fall bis hin zum regelmäßigen Austausch von Beamten. [Brandt, Willy: Erinnerungen, Berlin: Ullstein 1997 [1989], S. 403]
In diesem Fall dürften Sie sich, so gut gekleidet, noch passender eingliedern. [Schröter, Heinz: Ich, der Rentnerkönig, Genf: Ariston 1985, S. 154]
Es gibt Fälle, in denen es politisch richtiger ist, ein bestimmtes Angebot nicht anzunehmen. [Weizsäcker, Carl Friedrich von: Bewußtseinswandel, München: Hanser 1988, S. 299]
Dies ist bei allen Systemen, an die wir denken können, der Fall. [Luhmann, Niklas: Soziale Systeme, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1984, S. 241]
In dem Fall, von dem wir sprechen, ging es keineswegs um eine Überraschung. [Der Spiegel, 29.05.2000]
Zitationshilfe
„Fall“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Fall#3>.

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