Faulenzer, der
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Faulenzers · Nominativ Plural: Faulenzer
Aussprache [ˈfaʊ̯lɛnʦɐ]
Worttrennung Fau-len-zer
Wortbildung
mit ›Faulenzer‹ als Erstglied:
Faulenzerleben · faulenzerisch
Bedeutungsübersicht
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
abwertend Person, die den Großteil ihrer Zeit mit Nichtstun verbringt
Kollokationen:
als Prädikativ: jmdn. als Faulenzer beschimpfen
in Koordination: Faulenzer und Schmarotzer; Faulenzer und Drückeberger
Beispiele:
er ist ein (großer) FaulenzerWDG
er ist als Faulenzer bekanntWDG
Schimpfwortdu Faulenzer!WDG
Möchten Sie weiterhin von den Medien als Abzocker, als Faulenzer und als sich in der sozialen Hängematte Ausruhender bezeichnet werden? Jeder Zweite in Deutschland denkt immer noch, dass sich Hartz‑IV‑Betroffene nicht richtig anstrengen […]. [Könnten Sie von diesem Geld leben?, 27.12.2019, aufgerufen am 01.09.2020]
übertragen »Komm endlich in die Hufe, du Faulenzer!«,
befiehlt Onkel Ulrich dem Rappen energisch und zwickt ihm heimlich ins Ohr. [Luhn, Usch: Sissy, das Teufelsmädchen. Wien 2005]
Guten Morgen. Ihr seid immer noch hier? Andere Schulen hätten euch
Faulenzer längst rausgeworfen. Wir sind hier
nicht die Wohlfahrt. [Kizzu ritan, 1996, aufgerufen am 31.10.2014]
»Ich darf vielleicht bald nicht mehr kommen«, sagte Paolo, der Junge
mit der Brille. »Warum denn nicht?« fragte Momo verwundert. »Meine Eltern
haben gesagt«, erklärte Paolo, »ihr seid bloß
Faulenzer und Tagediebe. Ihr stehlt dem lieben
Gott die Zeit, haben sie gesagt.« [Ende, Michael: Momo. Stuttgart 1973]
übertragen Erweist sich die Anzahl der Individuen in einer Kaste zu groß, so
werden die überflüssigen Tiere einfach getötet, denn
Faulenzer und unnütze Esser dulden die strengen
Gesetze des Termitenstaates nicht, in dem eine mustergültige Ordnung und
hervorragende Disziplin herrschen. [Lucanus, Friedrich von: Im Zauber des Tierlebens. Berlin: Wegweiser-Verl. 1926 [1926], S. 341]
ironischAllerhöchste Zeit, die Ehre des Faulseins zu retten. Das übernimmt
Nichtstun‑Experte Martin L[…]. Er
ist als Vorstand des Vereins zur Verzögerung der Zeit Deutschlands
ranghöchster Faulenzer. [Bild am Sonntag, 08.09.2019]
2.

Faulenzer, links Wiederholung eines Taktes, recht zweier
Takte
(Ummagumma, CC0)
Musik, umgangssprachlich in der Notation verwendetes Zeichen zur Wiederholung ganzer Takte oder Taktgruppen, das meist aus einem oder zwei diagonalen Balken besteht
Beispiele:
Viel Korrekturarbeit sei aber auch deshalb erforderlich gewesen, weil
[Jacques] Offenbach sehr schnell, gleichsam
im Abkürzungsverfahren geschrieben habe, mit
»Faulenzern«, also
Wiederholungszeichen. [Neue Zürcher Zeitung, 20.04.1996]
Einhundertsechsundfünfzigmal[…] muß die erste Gruppe auf verschiedenen Stufen ihre
Figur spielen. Natürlich ist das in den Noten nicht jedesmal komplett
notiert, sondern durch sogenannte »Faulenzer«,
Wiederholungszeichen angedeutet […]. [Die Zeit, 23.03.1984]
letzte Änderung:
Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
faul · stinkfaul · faulig · Faulheit · Fäulnis · Faulpelz · Faultier · faulenzen · Faulenz · Faulenzer
faul Adj. ‘verdorben, verwesend, unredlich, anrüchig, träge’, ahd. fūl (9. Jh.), mhd. vūl ‘verwesend, stinkend, modrig, morsch, verdorben, träge’, asächs. aengl. fūl, engl. foul, mnd. vūl, mnl. vuul, nl. vuil, anord. fūll, schwed. ful, got. fūls, germ. *fūla- ist auf die Wurzel ie. *pū̌- ‘faulen, stinken’ (vermutlich Weiterentwicklung einer Interjektion *pu ‘pfui’) zurückzuführen, zu der auch aind. pū́yati ‘wird faul, stinkt’, griech. pȳ́thesthai (πύθεσθαι) ‘faulen’, lat. pūs ‘Eiter’, pūtēre ‘nach Fäulnis riechen’ gehören. – stinkfaul Adj. ‘außerordentlich träge’ (17. Jh.), verstärkend zusammengesetzt mit stinken unter Rückgriff auf die alte Bedeutung faul ‘stinkend’. faulig Adj. ‘mit Fäulnis behaftet, verwesend’, mhd. vūllich. Faulheit f. ‘Trägheit’, mhd. vūlheit, daneben auch vūlkeit, vūlecheit, frühnhd. Faulkeit, Fauligkeit ‘Trägheit, Verwesung’. Fäulnis f. ‘Zersetzung, Verwesung’, ahd. fūlnussī (10. Jh.; auch fūlnissida, 11. Jh.), mhd. vūlnis; dafür bis zum 18. Jh. häufiger Faulung, Fäulung, mhd. vūlunge. Faulpelz m. ‘zur Trägheit neigender Mensch, Faulenzer’ (19. Jh.), schweiz. bereits seit dem 13. Jh. bezeugt; vgl. Pelz ‘Schimmelschicht auf Speisen’, so daß die Vorstellung ‘vor Faulheit Schimmel ansetzen’ zugrunde liegen kann; heute überwiegt wohl Assoziation an Faultier sowie der Gedanke eines trägen Verharrens im bequemen Pelz. Faultier n. südamerikanisches Säugetier von geringer Bewegungsfreudigkeit (17. Jh.), Wiedergabe von span. perezoso; dann auch scherzhaft ‘arbeitsscheuer Mensch’ (19. Jh.). faulen Vb. ‘sich zersetzen, verwesen’, ahd. fūlēn (9. Jh.), mhd. vūlen. faulenzen Vb. ‘träge, untätig sein’, spätmhd. vūlezen ‘faulig schmecken, träge sein’. Das Verb ist analog zu einer Gruppe von intensiven und iterativen Verben auf mhd. -e(z)zen (got. -atjan, ahd. -a-(z)zen, -e(z)zen) gebildet; der n-Einschub stammt aus dem Omd. Dazu Faulenz, Faulenzer m. (16. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Drückeberger ·
Faulenzer ·
Müßiggänger ·
Nasenbohrer ·
Nichtstuer ·
Tagedieb ●
Bukligger fachspr., Jargon, seemännisch ·
Bummelant ugs. ·
Bummler ugs. ·
Faultier ugs., fig. ·
Gammler ugs. ·
Schlaffi ugs. ·
Tachinierer ugs., österr., bayr. ·
fauler Strick ugs.
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