in Bäumen lebendes, träges, hangelnd kletterndes Säugetier Südamerikas, das ausschließlich von Blättern und Früchten lebt
Faultier, das
Bedeutungsübersicht
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
faul · stinkfaul · faulig · Faulheit · Fäulnis · Faulpelz · Faultier · faulenzen · Faulenz · Faulenzer
faul
Adj.
‘verdorben, verwesend, unredlich, anrüchig, träge’,
ahd.
fūl
(9. Jh.),
mhd.
vūl
‘verwesend, stinkend, modrig, morsch, verdorben, träge’,
asächs.
aengl.
fūl,
engl.
foul,
mnd.
vūl,
mnl.
vuul,
nl.
vuil,
anord.
fūll,
schwed.
ful,
got.
fūls,
germ.
*fūla-
ist auf die Wurzel
ie.
*pū̌-
‘faulen, stinken’
(vermutlich Weiterentwicklung einer Interjektion
*pu
‘pfui’)
zurückzuführen,
zu der auch
aind.
pū́yati
‘wird faul, stinkt’,
griech.
pȳ́thesthai
(πύθεσθαι)
‘faulen’,
lat.
pūs
‘Eiter’,
pūtēre
‘nach Fäulnis riechen’
gehören.
–
stinkfaul
Adj.
‘außerordentlich träge’
(17. Jh.),
verstärkend zusammengesetzt mit
stinken
unter Rückgriff auf die alte Bedeutung
faul
‘stinkend’.
faulig
Adj.
‘mit Fäulnis behaftet, verwesend’,
mhd.
vūllich.
Faulheit
f.
‘Trägheit’,
mhd.
vūlheit,
daneben auch
vūlkeit,
vūlecheit,
frühnhd.
Faulkeit,
Fauligkeit
‘Trägheit, Verwesung’.
Fäulnis
f.
‘Zersetzung, Verwesung’,
ahd.
fūlnussī
(10. Jh.;
auch
fūlnissida,
11. Jh.),
mhd.
vūlnis;
dafür bis zum 18. Jh. häufiger
Faulung,
Fäulung,
mhd.
vūlunge.
Faulpelz
m.
‘zur Trägheit neigender Mensch, Faulenzer’
(19. Jh.),
schweiz. bereits seit dem 13. Jh. bezeugt;
vgl.
Pelz
‘Schimmelschicht auf Speisen’,
so daß die Vorstellung
‘vor Faulheit Schimmel ansetzen’
zugrunde liegen kann;
heute überwiegt wohl Assoziation an
Faultier
sowie der Gedanke eines trägen Verharrens im bequemen Pelz.
Faultier
n.
südamerikanisches Säugetier von geringer Bewegungsfreudigkeit
(17. Jh.),
Wiedergabe von
span.
perezoso;
dann auch scherzhaft
‘arbeitsscheuer Mensch’
(19. Jh.).
faulen
Vb.
‘sich zersetzen, verwesen’,
ahd.
fūlēn
(9. Jh.),
mhd.
vūlen.
faulenzen
Vb.
‘träge, untätig sein’,
spätmhd.
vūlezen
‘faulig schmecken, träge sein’.
Das Verb ist analog zu einer Gruppe von intensiven und iterativen Verben auf
mhd.
-e(z)zen
(got.
-atjan,
ahd.
-a-(z)zen,
-e(z)zen)
gebildet;
der
n-Einschub
stammt aus dem Omd.
Dazu
Faulenz,
Faulenzer
m.
(16. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
Drückeberger ·
Faulenzer ·
Müßiggänger ·
Nichtstuer ·
Tagedieb ·
fauler Strick ●
Bukligger
fachspr., Jargon,
seemännisch
·
Bummelant
ugs.
·
Bummler
ugs.
·
Faultier
ugs., fig.
·
Gammler
ugs.
·
Schlaffi
ugs.
·
Tachinierer
ugs., österr.,
bayr.
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
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Synonymgruppe
jemand mit der Einstellung "kommste heut nicht, kommste morgen" ●
Faulpelz
ugs., Hauptform
·
Faultier
ugs., scherzhaft
·
Stingel
ugs., bairisch
·
fauler Hund
ugs.
·
fauler Sack
ugs., variabel
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Faultier‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Faultier‹.
Verwendungsbeispiele für ›Faultier‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Ich als Faultier finde es ziemlich unverschämt, zu einer solchen Uhrzeit so gestört zu werden.
[Süddeutsche Zeitung, 31.05.1997]
Sie erdolchen Faultiere und pflücken sie rüttelnd von den Ästen.
[Dathe, Heinrich: Wegweiser durch den Tierpark, Berlin: OV 1976, S. 71]
Zu feisten Faultieren sind die Deutschen mutiert, sie ekeln sich vorm Arbeiten, feiern viel lieber krank – trödeln im Betrieb herum, anstatt hart durchzuarbeiten.
[C’t, 1993, Nr. 9]
Sie bewegen sich kaum, sind nur fünf Stunden am Tag wach und ansonsten so faul wie die faulsten Faultiere.
[Der Tagesspiegel, 15.09.2000]
Eigentlich ernähren sich Faultiere fast ausschließlich von Blättern, doch im peruanischen Regenwald sind sie auf einen anderen Geschmack gekommen.
[Die Zeit, 31.01.2011 (online)]
Zitationshilfe
„Faultier“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Faultier>.
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