abwertend Schreiberseele, Bürokrat
Federfuchser, der
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Feder · federn · Federball · Federfuchser · Federlesen
Feder
f.
‘aus hornartiger Substanz bestehende Körperbedeckung der Vögel, Schreibinstrument’,
vielfach übertragen auf Zubehörteile
in verschiedenen Funktionsbereichen
mit der Eigenschaft,
nach Belastung in die ursprüngliche Form zurückzuschnellen,
ahd.
fedara
(10. Jh.),
mhd.
veder(e),
asächs.
feðera,
mnd.
mnl.
vēder(e),
nl.
ve(d)er,
aengl.
feþer,
engl.
feather,
anord.
fjǫðr
(germ.
*feþrō)
und
aind.
pátati
‘fliegt, schwebt, fällt’,
pataráḥ
‘fliegend’,
griech.
pétesthai
(πέτεσθαι)
‘fliegen’,
ptḗsis
(πτῆσις)
‘Flug’,
ptṓsis
(πτῶσις)
‘Fall’,
pterón
(πτερόν),
lat.
penna
(aus
*petnā)
‘Flügel, Feder’
führen auf eine Wurzel
ie.
*pet(ə)-
‘auf etw. los-, niederstürzen, fliegen, fallen’.
Als Bezeichnung für den zum Schreiben angeschnittenen Federkiel
(vgl.
ahd.
skrībfedara,
mhd.
schrībveder)
geht
Feder
auch auf das später
(um 1800)
aus Metall hergestellte Schreibwerkzeug über.
Ebenso dürfte die Elastizität der Vogelfeder
als Anregung für die Übertragung der Bezeichnung
auf die elastischen Vorrichtungen im technischen Bereich
gedient haben
(17. Jh.).
federn
Vb.
‘sich elastisch auf und ab (hin und her) bewegen’
(Anfang 19. Jh.).
Federball
m.
‘mit einem Federkranz umgebener kleiner Spielball’
(18. Jh.;
dazu s. auch
Badminton).
Federfuchser
m.
‘pedantische Schreibernatur, Buchstabenkrämer’
(18. Jh.;
wohl zu
fucken
‘unruhig hin und her fahren’,
s.
fuchsen).
Federlesen
n.
heute in der Wendung
nicht viel Federlesen(s) machen
‘keine großen Umstände, wenig Aufhebens machen’,
spätmhd.
vederlesen
‘Schmeichelei, übermäßiger Diensteifer’,
eigentlich übereifriges Absammeln von Federn (Fusseln)
vom Gewand eines Höhergestellten.
Thesaurus
Synonymgruppe
Haarspalter
·
Kleinigkeitskrämer
·
Krämerseele
·
Wortklauber
·
kleinlicher Mensch
●
Federfuchser
ugs.
·
Kümmelspalter
ugs.
Verwendungsbeispiele für ›Federfuchser‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Daß es dabei nicht immer nach strengen fiskalischen Regeln zugehen kann, wird nur von Federfuchsern in Frage gestellt.
[Die Zeit, 22.11.1985, Nr. 48]
Und was für große Dichtung kam in der für Federfuchser völlig unzureichenden Rechtschreibung Goethes auf uns!
[Strittmatter, Erwin: Der Laden, Berlin: Aufbau-Verl. 1983, S. 25]
Manche westlichen Federfuchser besitzen die Dreistigkeit, bereits nach einem Aufenthalt von ein paar Wochen Bücher über die Sowjetunion zu schreiben, hochstaplerisch.
[Die Zeit, 10.10.1969, Nr. 41]
Dabei sind die monströsen Imponierer natürlich ganz kleinliche Federfuchser geblieben.
[konkret, 1981]
Er kalmausert: er ist ein einsamer Stubenhocker, ein Stubengelehrter und Federfuchser.
[Röhrich, Lutz: Kalmäuser, kalmäusern (klamüsern). In: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten [Elektronische Ressource], Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994], S. 28965]
Zitationshilfe
„Federfuchser“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Federfuchser>.
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