Feminismus, der
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Feminismus · Nominativ Plural: Feminismen
Aussprache [femiˈnɪsmʊs]
Worttrennung Fe-mi-nis-mus
formal verwandt mitfeminin
Wortbildung
mit ›Feminismus‹ als Letztglied:
Queerfeminismus
Herkunft zu fēminalat ‘Frau’, vgl. gleichbedeutend féminismefrz
Bedeutungsübersicht
- 1. politische Bewegung, gesellschaftliche und geistige Strömung, die die Gleichberechtigung von Frauen sowie die Veränderung der traditionellen Geschlechterrollen und der männlich geprägten Lebensform und Kultur anstrebt
- 2. [Medizin, Zoologie] das Vorhandensein oder die Ausbildung weiblicher Geschlechtsmerkmale beim Mann oder bei einem männlichen Tier; Verweiblichung
DWDS-Vollartikel
Bedeutungen
1.
politische Bewegung, gesellschaftliche und geistige Strömung, die die Gleichberechtigung von Frauen sowie die Veränderung der traditionellen Geschlechterrollen und der männlich geprägten Lebensform und Kultur anstrebt
Synonym zu Frauenbewegung
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: kämpferischer, militanter, radikaler Feminismus; moderner, neuer Feminismus
als Genitivattribut: eine Ikone, Vorkämpferin des Feminismus
Beispiele:
Das war das Neue am neuen Feminismus: die Erkenntnis, dass die Sexualpolitik der Dreh‑ und Angelpunkt ist im Verhältnis der Geschlechter. [Die Zeit, 09.12.2013]
Das soziale Netzwerk der Riot‑Grrrl‑Szene bestand, zunächst im Nordwesten der USA, aus Flyern und sogenannten Zines – so wie sich heute feministische Communitys über Blogs, Facebook und Twitter bilden. In beiden Fällen geht es darum, Feminismus in die Lebenswelt von Teenagern zu übersetzen – ein generationenübergreifender Dialog, der vielen Feministinnen bis heute nicht gelingt. [Die Zeit, 13.01.2014]
Die geachtete Publizistin Marguerite Durand forderte, daß gerade die Frauenkämpferinnen größten Wert auf ihr Äußeres legen müßten, »sei es auch nur, um das Argument oberflächlicher Männer zu entkräften, der Feminismus sei ein Feind des guten Geschmacks und der weiblichen Ästhetik«. [Süddeutsche Zeitung, 09.04.1994]
Mit diesen Bewegungen verbindet den Feminismus freilich ein partikularistischer Kern: die Emanzipation der Frauen soll nicht nur formale Gleichberechtigung herstellen, männliche Vorrechte beseitigen, sondern konkrete, von männlichen Monopolen geprägte Lebensformen umstürzen. [Habermas, Jürgen, Theorie des kommunikativen Handelns – Band 2. Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1981, S. 579]
Die sozialen und psychischen Triebkräfte des neuen Feminismus haben aber gleichzeitig diesen grundsätzlichen Umständen einen neuen Sinn verliehen. Fragen der Selbstachtung, der Leistung und des Ansehens scheinen für die jungen Mütter unserer Zeit ebenso wichtig zu sein wie die unmittelbaren Antriebe zur Mutterschaft. [Hardesty, Francis P. / Allport, Gordon Willard: Forderungen an die Psychologie. Bern: Huber 1965, S. 120]
Hinter dem allgemeinen Volksinteresse wird das bloße Geschlechtsinteresse für uns stets zurückstehen, während es die Spezialaufgabe des bürgerlichen Feminismus ist, gerade das Geschlechtsinteresse als solches zu vertreten. Trotz dieser verschiedenen Ausgangspunkte aber kann man zu der gleichen Forderung des allgemeinen, gleichen und direkten Frauenwahlrechts gelangen. [Die Neue Gesellschaft, 28.08.1907]
Der Feminismus in Amerika. Die neue Welt gilt in der alten als Paradies der Frauen, und unsere Frauenrechtlerinnen verfehlen selten, darauf hinzuweisen, daß die Amerikanerinnen von der Gesetzgebung und der Gesellschaft fast alle Rechte bereits erworben haben, die ihren europäischen Schwestern noch vorenthalten werden. [Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 01.03.1904]
2.
Medizin, Zoologie das Vorhandensein oder die Ausbildung weiblicher Geschlechtsmerkmale beim Mann oder bei einem männlichen Tier; Verweiblichung
Beispiele:
Dann Störungsk[r]ankheiten von primar‑sexogenem Charakter, wie Infantilismus, Eunuchoidismus, Hermaphroditismus, Virilismus der Frau, Feminismus des Mannes, Homosexualität, Spätreife und Früh‑Klimax[…]. [Forschungen und Fortschritte. Nachrichtenblatt der deutschen Wissenschaft und Technik, 4/10 (1928)]
[…] die Bücherläden stellen keine Lehrbücher zum Verständnis des Kurszettels und keine Wälzer über die Kriegsursachen aus; sondern »Das Liebesleben des Urnings«, […] »Gynäkomastie, Feminismus und Hermaphroditismus«. [Kisch, Egon Erwin, Der rasende Reporter, Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verlag 2001 [1925], S. 180]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
feminin · Feminismus
feminin Adj. ‘von weiblichem Geschlecht, weiblich, weibisch’, übernommen von gleichbed. lat. fēminīnus, zu lat. fēmina ‘Weib, Frau’. Der bereits bei den römischen Grammatikern übliche Terminus genus fēminīnum wird um 1400 in dt. grammatische Texte aufgenommen und anfangs mit frāwleich geslächt, dann weyplich geschlecht (um 1500) erklärt. Substantiviert Femininum n. – Feminismus m. ‘Bestrebung, den Einfluß der Frauen in der Gesellschaft zu erhöhen, übertriebenes Eintreten für die Frauenemanzipation, weibliches Verhalten bei (homosexuellen) Männern’ (Ende 19. Jh.), gelehrte Bildung zu lat. fēmina (s. oben), vielleicht in Anlehnung an gleichbed. frz. féminisme (ebenfalls Ende 19. Jh.), das anfangs auch ‘weiblicher Charme, Liebreiz’ bedeutet.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Feminismus ·
Frauenemanzipation ·
Frauenrechtlertum
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