Ferne, die
Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Ferne · Nominativ Plural: Fernen
Aussprache
Worttrennung Fer-ne (computergeneriert)
Grundformfern
Wortbildung
mit ›Ferne‹ als Letztglied:
Bildungsferne1
· Erdferne · Gegenwartsferne · Gottesferne · Gottferne · Himmelsferne · Lebensferne · Realitätsferne · Sonnenferne · Staatsferne · Weltenferne · Weltferne · Zeitenferne · Zeitferne
Duden, GWDS, 1999
Bedeutungen
1.
a)
räumliche Entfernung, Distanz, größerer Abstand
b)
gehoben entfernte Gegend; entferntes, unbekanntes Land, Gebiet; Fremde
2.
a)
weit zurückliegende Vergangenheit
b)
ferne Zukunft
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
fern · Ferne · entfernen · Entfernung · ferner · Fernglas · Fernrohr · Fernschreiber · Fernschreiben · Fernsprecher · Ferngespräch · Fernsehen · fernsehen · Fernseher
fern Adj. ‘weit weg, abgelegen, vor oder nach langer Zeit’. Ausgangsform für das Adjektiv ist das Adverb ahd. ferro ‘(von) fern, weit (weg), weitab, weithin, hoch, viel, sehr’, fer ‘fern, weit’ (8. Jh.), mhd. ver(r), verre, das durch häufigen prädikativen Gebrauch adjektivischen Charakter annimmt und flektiert wird, so daß auch ein Adjektiv ahd. fer ‘fern, entfernt’, temporal ‘ausgedehnt’ (9. Jh.), mhd. verre ‘fern, entfernt, weit, auswärtig, fremd’ entsteht. Auch den übrigen germ. Sprachen ist das Adjektiv ursprünglich fremd; sie kennen nur das Adverb asächs. ferr, aengl. feor(r), engl. far, anord. ferri, fjarri, schwed. fjär, got. faírra, das mit aslaw. prědъ, russ. péred (перед) ‘vor’, griech. pérā (πέρα) ‘darüber hinaus’, aind. páraḥ ‘ferner, jenseitig, früher, später, fremd, feindlich’ an ie. *per ‘das Hinausführen über’ (s. für und vor) anzuschließen ist. Ahd. fer, mhd. ver(re) setzen sich im Nhd. nicht fort; sie werden vielmehr verdrängt von dem mit Nasalsuffix erweiterten Adverb ahd. ferrana ‘von fern, von weitem, weitab’ (8. Jh.), mhd. verren(e), vern(e), das ebenfalls in adjektivischen Gebrauch übergeht. Ferne f. ‘Weite’ (16. Jh.); vgl. ahd. ferrī (10. Jh.), mhd. virre, verre. entfernen Vb. ‘von seinem Platz wegschaffen, fortgehen’, mhd. entverren, entvirren, entvern; Entfernung f. ‘das Entfernen, Entferntsein, Abstand’ (17. Jh.). ferner Adv. ‘außerdem, künftig’ (16. Jh.), erstarrter Komparativ des Adverbs; vgl. ahd. ferrōr ‘weiter, vorwärts’ (um 1000), mhd. verrer. Fernglas n. Fernrohr n. (17. Jh.). Häufig erstes Glied in Komposita aus dem Bereich der Nachrichtenübermittlung, z. B. des Fernmeldewesens (20. Jh.) wie Fernschreiber m. um 1800 für den optischen Telegraphen gebildet, seit der 1. Hälfte des 20. Jhs. für das schreibende Nachrichtenvermittlungsgerät; Fernschreiben n. ‘durch Fernschreiber übermittelte Nachricht’ (20. Jh.); Fernsprecher m. 1795 für den optischen Telegraphen (s. oben Fernschreiber), 1875 von der Post als dt. Ausdruck für Telefon eingeführt (frz. téléphonie électrique 1854); Ferngespräch n. ‘telefonisch geführtes Gespräch nach oder von außerhalb’ (um 1900); Fernsehen n. ‘Television’ (wohl Anfang 20. Jh.), möglicherweise unter Einfluß von engl. television, obwohl das Verb fernsehen bereits im 17. Jh. im Sinne von ‘vorausschauen’ belegt ist, aber erst in der 1. Hälfte des 20. Jhs. die moderne Bedeutung ‘eine Televisionssendung anschauen’ erhält, wohl in Anlehnung an fernsprechen ‘telefonieren’ (nach 1920); Fernseher m. ‘Televisionsgerät’, auch ‘wer sich Fernsehsendungen ansieht’ (Anfang 20. Jh.), älter (17. Jh.) ‘Fernrohr’.
Thesaurus
Synonymgruppe
Synonymgruppe
(die) Ferne ·
(die) große weite Welt ·
(die) weite Welt ·
die Fremde ·
ferne Länder
Typische Verbindungen zu ›Ferne‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Ferne‹.
Verwendungsbeispiele für ›Ferne‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Die Wahl seiner Dame sollte man aus der Ferne treffen.
[Weber, Annemarie (Hg.), Die Hygiene der Schulbank, Wiesbaden: Falken-Verl. 1955, S. 201]
In der Ferne tauchte das dunkle Band des Waldes auf.
[Rosendorfer, Herbert: Großes Solo für Anton, Zürich: Diogenes 2000 [1976], S. 236]
Noch in der entlegensten Ferne ist sie gezwungen, aufgeklärtes Denken anzuerkennen.
[Horkheimer, Max u. Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung, Amsterdam: Querido 1947 [1944], S. 53]
Das Dasein sucht das Ferne, lediglich um es sich in seinem Aussehen nahe zu bringen.
[Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen: Niemeyer 1986 [1927], S. 164]
Es ist Juni 1944, die Kinder hören nicht das Grollen in der Ferne.
[Die Zeit, 02.12.1999, Nr. 49]
Zitationshilfe
„Ferne“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Ferne>.
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