Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Folter · foltern · Folterung
Folter
f.
‘Gerät zur körperlichen Mißhandlung, um Geständnisse zu erpressen, körperliche, seelische Qual’.
Die Herkunft des Wortes ist nicht völlig geklärt.
Die Sache ist dem germanischen Recht ursprünglich fremd
und wird erst unter römischem Einfluß eingeführt.
Das von den Römern verwendete Foltergerät
in der Gestalt eines Fohlens heißt
lat.
eculeus
(eigentlich
‘Pferdchen’,
Deminutivum zu
lat.
equus
‘Pferd’).
Die zuerst Anfang des 15. Jhs. in der Form
Föltrit
belegte dt. Bezeichnung
knüpft man dagegen an
lat.
pullitrus,
eine ursprünglich adjektivische,
dann substantivierte Ableitung von
lat.
pullus
‘jung (von Tieren), Tierjunges’
an
(in der Antike nur in fem. Form als
lat.
pullitra
‘junges Huhn, Küken’
belegt),
das in zahlreichen vlat.
und mlat. Varianten weiterlebt,
z. B. in
mlat.
pulletrus,
poledrus,
poletrus
m.
‘Füllen, Fohlen’.
Daraus entwickelt sich möglicherweise in volksetymologischer Anlehnung an
Fohlen
und unter lautlichem Einfluß von bedeutungsähnlichem
↗Marter
(s. d.)
die Form
Folter
(seit Ende des 15. Jhs. mit fem. Genus entsprechend
Marter
f.).
Auch aus dem Vlat. entwickeltes
span.
potro
‘Fohlen’
ist auf ein Foltergerät übertragen worden.
foltern
Vb.
‘zur Geständniserpressung quälen, peinigen’
(Ende 14. Jh.),
seit dem 17. Jh. auf den seelischen Bereich übertragen.
Folterung
f.
(16. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Folterung‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Abu
Entführung
Ermordung
Erschießung
Exekution
Gefangene
Hinrichtung
Inhaftierung
Massenerschießung
Massenhinrichtung
Massenmord
Massenvergewaltigung
Misshandlunge
Mißhandlung
Mord
Plünderung
Polizeigewahrsam
Regimegegner
Tötung
Vergewaltigung
Verhaftung
Verhör
Verschleppung
Verschwindenlassen
Verstümmelung
bestialisch
grausam
sadistisch
systematisch
verübt
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Folterung‹.
Verwendungsbeispiele für ›Folterung‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Aber vielleicht bringen ja Folterungen von potenziell gefährlichen Terroristen etwas?
Die Welt, 21.05.2004
Es ist ja bekannt, was dort geschehen ist, die Folterungen, die Morde.
Der Tagesspiegel, 12.09.2003
Ich war ihnen gegenübergestellt worden, und beide sahen infolge der Folterungen fürchterlich aus.
o. A.: Fünfundvierzigster Tag. Dienstag, 29. Januar 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 21288
Folterungen könnten keinen Frieden bringen, abgesehen davon, daß unter Terror erzielte Geständnisse wertlos seien und nicht wiedergutzumachenden Schaden stifteten 76.
o. A.: Die Weltkirche im 20. Jahrhundert. In: Jedin, Hubert (Hg.) Handbuch der Kirchengeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1979], S. 19493
Aber auch noch viel schwerere Arten von Folterungen wurden angewandt, darunter solche, die unheilbare Schädigungen zur Folge haben werden.
o. A.: Dreiundvierzigster Tag. Freitag, den 25. Januar 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 21111
Zitationshilfe
„Folterung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Folterung>, abgerufen am 13.04.2021.
alphabetisch vorangehend | alphabetisch nachfolgend |
---|---|
Folterqual Folteropfer foltern Foltermethode Folterknecht |
Folterverbot Folterwerkzeug Foment Fomentation Fon |
Weitere Wörterbücher
- Deutsches Wörterbuch (¹DWB) (2)
- Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung (²DWB) (1)
- Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)
Belege in Korpora
Referenzkorpora
Metakorpora
Zeitungskorpora
Webkorpora
Spezialkorpora