Fontanelle, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Fontanelle · Nominativ Plural: Fontanellen
Aussprache [fɔntaˈnɛlə]
Worttrennung Fon-ta-nel-le
Herkunft aus fontanellanlat
‘künstliches Geschwür, Knochenlücke am Schädel’, vgl.
gleichbedeutend fontanellaital,
fontenellemfrz
(fontanellefrz)
Bedeutungsübersicht
- 1. [Anatomie] mit einer Haut bedeckte Knochenlücke am Schädel bei Neugeborenen
- 2. [metonymisch, umgangssprachlich] bei älteren Kindern und Erwachsenen
- a) zentral auf dem Schädel liegender Bereich (wo Stirnbein und Scheitelbeine zusammentreffen)
- b) [scherzhaft, gelegentlich derb] Schädeldach, Oberseite des Kopfes
DWDS-Vollartikel
Bedeutungen
1.
Anatomie mit einer Haut bedeckte Knochenlücke am Schädel bei Neugeborenen
Beispiele:
Die Fontanellen bezeichnen
Lücken im Schädelknochen, die von einer Haut überzogen sind und sich erst im
Laufe von etwa zwei Jahren schließen. [Leipziger Volkszeitung, 18.12.2007]
Die einzelnen Schädelplatten sind noch nicht komplett
zusammengewachsen, sodass Zwischenräume in der Schädeldecke bestehen
bleiben. Diese »soft spots« im Kopf des Kindes, die sogenannten
Fontanellen, sorgen dafür, dass der Kopf die
Kräfte, die bei der Geburt auf ihn wirken, gut ausgleichen kann und leicht
verformbar bleibt, um besser durch den Geburtskanal zu kommen. [40. SSW – alle Infos im Überblick, 12.08.2020, aufgerufen am 18.09.2020]
Diese [Teacup-]Hunde haben, eben weil
sie so winzig sind, viele Probleme mit ihrer Gesundheit. […]
Es kann […] sein, dass die Knochen am Hinterkopf
nicht zusammenwachsen. »Dann ist das Gehirn an einer bestimmten Stelle, die
Fontanelle heißt, nur durch die Haut abgedeckt«,
erklärt der Tierarzt […]. [Landshuter Zeitung, 11.09.2018]
Verändern sich bei Babys die
[…]
Fontanellen stark, kann das auf eine Krankheit
hindeuten. [Allgemeine Zeitung, 11.01.2008]
Solange die Schädeldecke nicht geschlossen, die
Fontanelle also offen ist, läßt sich auch
Ultraschall für die Hirn‑Diagnostik einsetzen. [Frankfurter Rundschau, 18.05.1996]
2.
metonymisch, umgangssprachlich bei älteren Kindern und Erwachsenen
a)
zentral auf dem Schädel liegender Bereich (wo Stirnbein und Scheitelbeine zusammentreffen)
Dies bezeichnet ursprünglich die Lage der größten Fontanelle (1) bei Neugeborenen.
Beispiele:
Nach einiger Zeit des Tragens hat der Bügel
bei mir auf die Fontanelle gedrückt, sodass ich
den Bügel immer wieder verrückt und die Kopfhörer schließlich nach rund
zwei Stunden abgenommen habe. [Over-Ear-Kopfhörer mit Active Noise Cancelling, 24.10.2018, aufgerufen am 19.08.2020]
Meinen Puls spürte ich in den Schläfen schlagen und ein greller,
blendender Schmerz zog sich von der Fontanelle
über die innere Stirnhöhle hinunter hinter den linken Augapfel, so dass
jede Augenbewegung ein leichtes Übelkeitsgefühl auslöste. [Schwer beladen, 11.05.2012, aufgerufen am 01.09.2020]
Einmal erweckt, steigt die Energie durch die verschiedenen
Zentren (Chakren) des subtilen Körpers auf bis zum obersten Zentrum im
Bereich der Fontanelle. [Eine außerordentliche Möglichkeit, 29.07.2009, aufgerufen am 01.09.2020]
b)
scherzhaft, gelegentlich derb Schädeldach, Oberseite des Kopfes
Beispiele:
Ihr Gesicht wurde von den starken
Scheinwerfern der Containerterminals erhellt, zärtlich strich sie Julian
zwischen den blondierten Strähnen über die
Fontanelle und weckte ihn langsam auf. [Hamburger Abendblatt, 22.03.2008]
Ich schenke ihm zum Abschied ein T‑Shirt. Er
küsst mich auf die Fontanelle und zuckelt von
dannen. [Döbelner Allgemeine Zeitung, 24.08.2018]
Den unkonventionellen Kopfschmuck kennt man bei ihm schon – bei
Hitze oder zu vielen Scheinwerfern trägt der Dalai Lama derart uneitel
[…] gerne ein nasses Tuch und genießt dann
lächelnd die Verdunstungskühle auf der
Fontanelle. [Süddeutsche Zeitung, 10.09.2016]
derbGarstige Kinder bekamen früher eins mit dem
Brett auf die Fontanelle – heute kommt die
Super‑Nanny. [Rhein-Zeitung, 15.12.2008]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Fontanelle f. ‘Knochenlücke am Schädel von Neugeborenen’, in dieser Bedeutung seit dem 18. Jh. erst allmählich neben volkstümlichem Blatt, Blättlein in Gebrauch kommend; in der älteren Chirurgie (bis ins 19. Jh.) vor allem ‘künstlich angelegtes Geschwür zur heilenden Ableitung vermeintlich schädlicher Körpersäfte, künstliche Eiterquelle’. Der im Dt. seit dem 16. Jh. bezeugte Ausdruck (noch im 19. Jh. auch Fontanell n.) folgt dem im Gelehrtenlatein üblichen medizinischen Terminus nlat. fontanella ‘künstliches Geschwür, Knochenlücke am Schädel’, der auf Latinisierung von gleichbed. ital. fontanella, mfrz. fontenelle (woraus frz. fontanelle unter Einfluß der nlat. Form) beruht. Die roman. Bildungen sind Deminutiva von ital. fontana, afrz. frz. fontaine ‘Quelle’, denen spätlat. fontāna ‘Quelle’ (s. Fontäne) vorausgeht. Das Geschwür wird wegen der ständigen Flüssigkeitsabsonderung mit einer Quelle verglichen; unklar bleibt dagegen das Motiv für die Benennung der Lücken zwischen den Schädelknochen (zum Anlegen einer künstlichen Ableitung geeignete Stelle, wahrnehmbares Pulsieren des Gehirns oder Ähnlichkeit mit einer Brunnenschale?).
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