Formalie, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Formalie · Nominativ Plural: Formalien · wird meist im Plural verwendet
Aussprache [fɔʁˈmaːli̯ə]
Worttrennung For-ma-lie
formal verwandt mitformal
Herkunft zu fōrmālislat
‘äußerlich, zur Form gehörig, an eine bestimmte Form gebunden’
Bedeutungsübersicht
Wahrig und ZDL
Bedeutungen
1.
etw., was lediglich zum Formellen, nicht zum Inhaltlichen einer Sache gehört; Äußerlichkeit, Formsache
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine reine, bloße Formalie
Beispiele:
[Sigmar] Gabriel ist der örtliche
Bundestagsabgeordnete [für Wolfenbüttel], der
an diesem Abend erneut für die Wahl im Herbst nominiert werden soll. Einen
Gegenkandidaten gibt es nicht, eigentlich also eine reine
Formalie für die 138 anwesenden Delegierten. [Der Spiegel, 16.03.2017 (online)]
Wenn er [Fisch]
wegen Grenzkontrollen oder Formalien ein paar Stunden
zu lange herumliegt, kann man ihn in den Müll werfen. [Süddeutsche Zeitung, 20.01.2021]
Am 17. Dezember soll der Stadtrat über die neuen
Zahlen in der Haushaltssatzung befinden. Das gilt dann nur noch als
Formalie. [Allgemeine Zeitung, 19.11.2020]
Die Einigung [über innereuropäische Grenzkontrollen] muss noch vom Parlament und den
EU‑Staaten angenommen werden, dies gilt aber als
Formalie. [Die Zeit, 30.05.2013 (online)]
●
etw., bei dessen Durchführung oder Erledigung keine Schwierigkeiten erwartet werden
Beispiele:
Die [EM-]Qualifikation sollte in
den ausstehenden vier Spielen im kommenden Jahr [für die Handballmannschaft] bloß noch eine
Formalie sein. [Süddeutsche Zeitung, 30.10.2018]
Bogičević, dessen Amtsantritt nur noch eine
Formalie zu sein schien, hat erklärt, er
werde nicht länger zur Verfügung stehen. [Süddeutsche Zeitung, 30.03.2021]
Den Kompromiss müssen das EU‑Parlament und der Ministerrat noch
akzeptieren, dies gilt aber als Formalie. [Die Welt, 02.12.2010]
Es konnte eigentlich nur eine innerhalb kürzester Zeit zu
erledigende Formalie sein, den Angeklagten vom
Vorwurf der üblen Nachrede freizusprechen. [Hannover, Heinrich: Die Republik vor Gericht 1954–1974. Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2001 [1998], S. 334]
2.
amtliche Vorschrift, Formvorschrift
Synonym zu Formalität
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine juristische Formalie
Beispiele:
Wer seinem Mieter kündigen will, muss bestimmte
Formalien einhalten. [Süddeutsche Zeitung, 13.07.2018]
Als Kandidat [für das Amt des Bundeskanzlers] stand allein der von Bundespräsident
Heuss formal vorgeschlagene Konrad Adenauer zur Wahl. Um 11:06 Uhr eröffnete
Bundestagspräsident Erich Köhler (CDU) die Sitzung. Nach einigen
Formalien erklärte er das Verfahren der
Zustimmung zum Wahlvorschlag oder dessen Ablehnung[…].[…] [Die Welt, 14.09.2019]
Wegen der komplexen Formalien bei der
Übernahme der Flugzeuge und des Personals [der Fluggesellschaft Air Berlin] wollen sich die Briten dabei
bis September 2018 Zeit nehmen. [Der Spiegel, 14.11.2017 (online)]
Mindestens genauso wichtig wie die Höhe des Preisnachlasses sind bei
jeder Reklamation [von Urlaubsreisen] die
juristischen Formalien. [Der Tagesspiegel, 07.07.1998]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
formal · formell · Formalie · formalisieren · Formalismus · formalistisch · Formalität
formal Adj. ‘die Form betreffend’, im 16. Jh. aus lat. formālis ‘äußerlich, zur Form gehörig, an eine bestimmte Form gebunden’ (zu lat. forma, s. Form) entlehnt. – formell Adj. ‘die äußere Form genau beachtend, konventionell, steif’ (s. auch förmlich), Übernahme (18. Jh.) von (gleichfalls auf lat. formālis beruhendem) frz. formel, zunächst in dessen Bedeutung ‘in aller Form ausgesprochen, ausdrücklich, unmißverständlich’, in heutiger Verwendung seit dem 19. Jh. Formalie f. ‘Äußerliches, Vorschrift der Form’ (16. Jh.), meist im Plural gebraucht, aus lat. formālia, dem substantivierten neutralen Plural des Adjektivs formālis. formalisieren Vb. ‘in eine strenge, eine bestimmte Form bringen’. Dieser moderne Gebrauch (19. Jh.) entwickelt sich aus dem Adjektiv formal (s. oben). Älteres (bis ins 19. Jh. geltendes) sich formalisieren ‘Anstoß nehmen, sich über etw. aufhalten’ ist Entlehnung (17. Jh.) aus frz. se formaliser ‘sich ärgerlich über etw. aussprechen’, eigentlich ‘schockiert sein über das Fehlen jeder Form’, vgl. mfrz. formaliser ‘formgerecht abfassen, formulieren’. Formalismus m. Kunstrichtung, die die Form des Kunstwerks überbewertet und den Inhalt vernachlässigt, allgemein ‘nur auf Äußeres gerichtete Betrachtungsweise’, gelehrte nlat. Bildung des 19. Jhs. zu lat. formālis; dazu formalistisch Adj. (19. Jh.). Formalität f. ‘Äußerlichkeit, Vorschrift der Form’ (16. Jh.), mlat. formalitas (Genitiv formalitatis).
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