Fron,
Frone
f.
‘unentgeltliche Arbeit leibeigener und höriger Bauern für den Grund- oder Gutsherrn im Feudalismus’,
in neuerer Zeit
(19. Jh.)
übertragen
‘unliebsame, erzwungene, harte, mühsame Arbeit, Plackerei’.
Mhd.
vrōn(e)
‘Gewaltherrschaft, Herrendienst, Zwingburg, Gefängnis’,
neben der ursprünglichen Bedeutung
‘Herrschaft, Herrschaftlichkeit, Herrlichkeit, Heiligkeit’,
ist eine Substantivierung des Adjektivs
mhd.
vrōn
‘was den (geistlichen oder weltlichen) Herrn betrifft, ihm gehört, heilig (von Gott, Christus), herrschaftlich, öffentlich’,
ahd.
frōno
(indeklinabel und nachgestellt)
‘dem Herrn (Gott, Christus) gehörig, heilig, herrlich’
(vgl.
krūzi frōno
‘heiliges Kreuz’),
dann
‘öffentlich, dem Staate gehörig’
(9. Jh.).
Dies ist eigentlich ein erstarrter Genitiv Plur.
(‘der Götter’)
von
ahd.
frō
‘Herr’
(9. Jh.),
Anrede für heidnische Götter,
dann für den christlichen Gott
(später von
Herr,
s. d.,
verdrängt);
dazu
ahd.
frouwa
f.
(s.
Frau).
Der
n-Stamm
germ.
*frawan-
in
ahd.
frō,
asächs.
frō
in der Anrede,
sonst
frāho,
frōho,
aengl.
frēa
‘Herrscher, Herr, König, Gott, Christus, Ehemann’
und der
jan-Stamm
germ.
*fraujan-
in
asächs.
frōio,
aengl.
frīgea,
got.
frauja
‘Herr’
lassen sich vergleichen mit
aind.
pravaṇáḥ
‘vorwärts geneigt, abschüssig’,
pravaṇá-
‘Abhang, Halde’,
griech.
prēnḗs
(
πρηνής),
prānḗs
(
πρανής)
‘vorwärts geneigt, kopfüber, abschüssig, steil’
und führen als Ableitung mit
ie.
-u̯o-
auf
ie.
*prō̌
‘vorwärts, vorn, voran’,
wozu auch
griech.
prṓra
(
πρῷρα)
‘Schiffsvorderteil’,
aslaw.
pravъ,
russ.
právyj
(
правый)
‘recht, gerecht, richtig’,
eigentlich
‘geradeaus’,
gehören.
Mit gleichem Suffix, aber von anderer Ablautstufe sind gebildet
aind.
pū́rvaḥ
‘der vordere, erste’,
aslaw.
prьvъ,
russ.
pérvyj
(
первый)
‘der erste’.
Alle Formen führen auf ein vornehmlich Präpositionen und Adverbien bildendes
ie.
*per
‘das Hinausführen über’
(s.
für,
vor,
ver-,
auch
fern,
fremd,
fromm).
–
Der religiös-christliche Gebrauch des Adjektivs ist erhalten in
Fronleichnam
m.
der Bezeichnung für das seit 1246 gefeierte Kirchenfest
am 2. Donnerstag nach Pfingsten,
eigentlich
‘der Leib des Herrn, der Leib Jesu Christi’,
mhd.
vrōnlīcham,
vrōnlīchname,
nach
mhd.
der vrōne līcham
(s.
Leichnam).
Zahlreichersind Komposita zur weltlichen Bedeutung des Adjektivs
‘den Herrn betreffend, ihm gehörend, herrschaftlich’,
vgl.
ahd.
frōnohof
‘Herrenhof, Staatskasse’
(10. Jh.),
mhd.
vrōn(e)hof,
auch
‘Kirchhof’;
mhd.
vrōn(e)bote
‘Amts-, Gerichtsbote, Büttel’;
spätmhd.
vrōnwalt
‘herrschaftlicher Wald’.
Frondienst
m.
‘erzwungene Dienstleistung für den Grundherrn’,
mhd.
vrōndienest.
–
fronen
Vb.
‘Frondienste, harte Arbeit leisten’,
ahd.
frōnen
‘(für den Herrn) in Beschlag nehmen’
(10. Jh.),
mhd.
vrōnen,
vrœnen
‘als Abgabe überreichen, (für den Herrn) in Beschlag nehmen, pfänden, dienen, Frondienst leisten, zum Herrn erhöhen, heiligen, verherrlichen, schmücken’;
daneben die umlautende Variante
frönen
Vb.
(einem Laster, einer Leidenschaft)
‘sich rückhaltlos hingeben’,
eigentlich
‘einem Laster, einer Leidenschaft wie einem Herrn dienen’
(1. Hälfte 18. Jh.).