Galgen · Galgenfrist · Galgenhumor · Galgenstrick · Galgenvogel
Galgen
m.
‘aus Pfahl und Querbalken bestehendes Gerüst zur Vollstreckung des Todesurteils durch Erhängen’,
übertragen auf ähnliche Gestelle,
an denen man etw. aufhängen kann
(z. B. am Ziehbrunnen, am Webstuhl).
Das
gemeingerm. Wort
ahd.
(8. Jh.),
asächs.
galgo,
mnd.
mhd.
galge
(Nominativ auf
-en
seit dem 14. Jh. aus den flektierten Formen),
mnl.
galghe,
nl.
galg,
afries.
galga,
aengl.
g(e)alga,
anord.
galgi
(woraus
engl.
gallows),
schwed.
dän.
galge,
got.
galga
(
germ.
*galgōn)
geht mit verwandtem
armen.
jatk
‘Zweig, Gerte, Stengel’,
lit.
žalgà
‘Stange, Latte’
zurück auf
ie.
*g̑halg(h)-
‘(biegsamer) Zweig, Stange’.
In früher Zeit wird der zum Tode Verurteilte
an einen niedergebogenen Baum gebunden und hochgeschnellt.
Am Anfang der Christianisierung stehen
ahd.
galgo
und seine Entsprechungen in allen germ. Sprachen
auch für das
‘Kreuz Christi’,
bis sich die Entlehnungen aus
lat.
crux
(s.
↗
Kreuz)
durchsetzen.
Galgenfrist
f.
‘in einer entscheidenden Angelegenheit gewährter letzter Aufschub, Gnadenfrist’
(1. Hälfte 16. Jh.),
eigentlich
‘dem Verbrecher unter dem Galgen gewährter Aufschub’.
Galgenhumor
m.
‘bittere Heiterkeit unter mißlichen Lebensumständen, verzweifelter Humor’
(Mitte 19. Jh.).
Galgenstrick
m.
und
Galgenvogel
m.
‘Herumtreiber, Nichtsnutz’,
ursprünglich
‘galgenreifer Schelm’
(16. Jh.);
spätmhd.
galgenstric
ist der
‘Strick, mit dem der Verurteilte am Galgen aufgehängt wird’.
S. auch
↗
Galgenschwengel.