Galle1
f.
‘bittere, gelbflüssige Absonderung der Leber, Gallenblase’.
Die
germ. Bezeichnungen
ahd.
(9. Jh.),
asächs.
galla,
mhd.
mnd.
galle,
nl.
gal,
aengl.
gealla,
engl.
gall,
anord.
gall,
schwed.
galla,
galle
(
germ.
*gallō-)
führen mit verwandten Wörtern
in anderen ie. Sprachen wie
awest.
zāra-
‘Galle’,
griech.
cholḗ,
chólos
(
χολή,
χόλος)
‘Galle, Zorn, Groll’
(s.
Cholera),
lat.
fel
(Genitiv
fellis)
‘Galle, Bitterkeit, Zorn’,
lit.
žãlias
‘grün, roh, ungekocht’,
aslaw.
zelenъ,
russ.
zelënyj
(
зелёный)
‘grün’,
aslaw.
zlъčь,
aruss.
zъlčь,
žъlčь,
russ.
žëlč’
(
жёлчь)
‘Galle’
auf die Wurzel
ie.
*g̑hel(ə)-
‘glänzen, schimmern’,
in Farbbezeichnungen besonders
‘gelb, grün’,
bzw. die Varianten
*ghel(ə)-
oder
*g‐ͧhel(ə)-
(s.
gelb).
Die Galle ist somit nach ihrer gelblichgrünen Farbe benannt.
In übertragener Verwendung gilt
Galle
als Symbol der Bitterkeit und Sitz des Zorns und Ärgers.
–
galle(n)bitter
Adj.
‘bitter wie Galle, sehr bitter’
(16. Jh.);
substantivisches
Gallenbitter(e)n
und
obd.
Gallenbitterin
für
‘Gallenflüssigkeit’
ist schon in der 2. Hälfte des 15. Jhs. bezeugt.
gallig
Adj.
‘Galle enthaltend, galle(n)bitter, voll Bitterkeit und dadurch unfreundlich, bitter spottend’
(16. Jh.),
bis ins 19. Jh. auch
gallicht.
vergällen
Vb.
‘(Freude, Leben) verbittern’,
mhd.
gellen,
vergellen
‘bitter wie Galle machen, verbittern’.
In neuerer Zeit auch
‘denaturieren’,
d. h.
‘Genußmittel ungenießbar machen’;
dazu
unvergällt
Part.adj.
‘unbeschwert, zufrieden’
(18. Jh.),
‘nicht mit Bitterstoffen versetzt’
(19. Jh.);
vgl.
mhd.
unvergellet.
Gallenkolik
f.
Gallenstein
m.
(beide Anfang 18. Jh.).