fangen
Vb.
‘(er)greifen, zu fassen bekommen, der Freiheit berauben’.
Das ursprünglich reduplizierende Verb mit grammatischem Wechsel
ahd.
fāhan
(8. Jh.),
mhd.
vāhen,
vān,
nach Nasalausfall vor
h
und daraus folgender Dehnung des Vokals hervorgegangen aus
germ.
*fanhan,
hat in Infinitiv und Präsens seit dem 16. Jh.
eine allmähliche Angleichung des Konsonantismus
an die Präteritalformen erfahren;
in poetischer Sprache ist
fahen
jedoch noch bis ins 19. Jh. bezeugt.
Das Verb und seine
germ. Entsprechungen
asächs.
fāhan,
mnd.
vān,
vangen,
mnl.
vanghen,
nl.
vangen,
anord.
fā,
schwed.
få,
aengl.
fōn,
got.
fāhan
führen mit den
außergerm. Verwandten
lat.
pangere
‘befestigen, einschlagen’,
pacīscī
‘ein Übereinkommen treffen, einen Vertrag schließen’
(s.
Pakt),
griech.
pássalos
(
πάσσαλος)
‘Pflock, Nagel, Haken’,
págē
(
πάγη)
‘alles, was festhält, Schlinge, Falle’,
aind.
pā́śaḥ
‘Schlinge, Band, Kette’
auf eine Wurzel
ie.
*pā̌k̑-,
*pā̌g̑-
‘festmachen’
(wozu auch
Fach,
fügen,
s. d.).
–
Fang
m.
‘das Gefangene, Beute’,
jägersprachlich
‘Kralle, Schnabel’
(eines Raubvogels),
‘Reißzahn, Rachen’
(bei verschiedenen anderen Tieren),
‘Todesstoß’
(für krankes Wild);
ahd.
-fang
(nur als Kompositionsglied, z. B. in
anafang,
s.
Anfang),
mhd.
vanc.
Rauchfang
m.
‘Rauchabzug, Schornstein’
(15. Jh.).
Windfang
m.
‘Windschutzvorrichtung, dem Wind ausgesetzte Seite’,
ahd.
wintfang
(9. Jh.),
mhd.
wintvanc.
Fangschuß
m.
‘tödlicher Schuß, Gnadenschuß für verwundetes, krankes Wild’
(19. Jh.).
Fangstoß
m.
‘Gnadenstoß mit einer Stichwaffe’
(19. Jh.),
z. B. mit dem
Hirschfänger
‘Seitengewehr des Jägers’.
Fänger
m.
‘wer etw. fängt, auffängt’
(17. Jh.);
vgl.
ahd.
-fangāri
als Kompositionsglied z. B. in
intfangāri
(s.
Empfänger).
Gefangenschaft
f.
‘Freiheitsverlust, Unfreiheit’,
mhd.
gevangenschaft;
vgl.
ahd.
gifengida
‘Gefangenschaft’
(9. Jh.).
Gefängnis
n.
‘Freiheitsentzug, Strafe, Zustand und Ort der Unfreiheit, Gewahrsam, Strafvollzugsanstalt’,
mhd.
(ge)vancnisse,
(ge)vencnisse
‘Gefangennahme, Gefangenschaft’,
mnd.
gevenknisse,
mnl.
g(h)evangenesse,
-nisse,
nl.
gevangenis.
verfangen
Vb.
‘wirksam sein, nützen’,
ahd.
firfāhan
‘ergreifen, umfassen, nützen’
(9. Jh.),
mhd.
vervāhen,
vervān
‘fassen, fangen, gewinnen, wahrnehmen, geistig auffassen, (hart) beurteilen, ausrichten, fördern, nützen’,
häufig reflexiv
sich verfangen
‘sich verstricken, in Komplikationen geraten’
(bereits
mhd.);
daher
verfänglich
Adj.
‘heikel, riskant’,
anders
mhd.
vervanclich,
vervenclich
‘nützlich, wirksam’.