Gehänge, das
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Gehänges · Nominativ Plural: Gehänge
Aussprache
Worttrennung Ge-hän-ge
Wortbildung
mit ›Gehänge‹ als Letztglied:
Bernsteingehänge
· Degengehänge · Felsengehänge · Felsgehänge · Ohrgehänge · Silbergehänge · Wehrgehänge
Bedeutungsübersicht
- 1. etw., was (von oben herab) hängt; etw. Hängendes
- 2. [salopp] männliche Geschlechtsteile
- 3. [veraltet, noch Jägersprache] Gurt, Schulterriemen zum Umhängen besonders der Waffe
- 4. ...
- a) [veraltet, noch österreichisch] Abhang eines Berges
- b) [Bergbau] steil abfallendes Gebirge
Duden, GWDS, 1999 und DWDS
Bedeutungen
1.
etw., was (von oben herab) hängt; etw. Hängendes
Beispiele:
Die [den Gürtel zierenden] Perlen sind zwischen
einem Millimeter und drei Zentimeter groß, wobei
selbst die kleinsten durchbohrt sind. Die
Wissenschafter vermuten daher, dass es sich um ein
prunkvolles Gehänge
gehandelt hat. [Der Standard, 19.08.2013]
Bei Marc Jacobs’ Louis‑Vuitton‑Show hatten
die Models schwer zu tragen: um den Hals üppige
Ketten, an den Ohren […]
Gehänge im XL‑Format. [Welt am Sonntag, 03.05.2009]
Insbesondere die letzte Fahrt des
[Sessel-]Lifts ist
exakt reglementiert: Die Angestellten haben die
Nummer des letzten besetzten
Gehänges an die
jeweilige Gegenstation durchzugeben. Diese wird
dort notiert. [Süddeutsche Zeitung, 11.01.2002]
Der ganze Raum war verwandelt in ein
Gehänge blühender
Rosenranken. [Ball, Hugo: Flammetti. In: Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1918], S. 4987]
2.
salopp männliche Geschlechtsteile
Beispiele:
Oh mein Gott, ist der Kerl nackt? Du
solltest ’ne Hose überziehen, Kumpel. Reg dich
nicht auf, mein Junge. Frische Luft tut dem
Gehänge gut. [Einmal ist keinmal, 2012 (Filmuntertitel)]
Allein in der ersten Viertelstunde
[des Films] sieht
man[…] ganze elf nackte
Männer mit vollem Gehänge. [Bild am Sonntag, 31.03.2013]
Ich stellte mich neben einen Mann, der
genüßlich sein imposantes
Gehänge einseifte,
abwechselnd, mit beiden Händen, zwei links, zwei
rechts. [Brussig, Thomas: Helden wie wir, Berlin: Verl. Volk und Welt 1996 [1995], S. 48]
Nicht im Traum käme er auf die Idee, eine
so attraktive Nachtschwester wie die fuchsrote Ira
um einen samariterlichen Liebesdienst zu bitten,
dergestalt, daß sie sein
Gehänge mit der Wärme
ihrer Hand oder ihres Mundes für eine Weile
entkrampfen würde. [Burger, Hermann: Die künstliche Mutter, Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 1986 [1982], S. 21]
3.
veraltet, noch Jägersprache Gurt, Schulterriemen zum Umhängen besonders der Waffe
Synonym zu Gehenk
Beispiele:
Auch den langen, leicht geschwungenen
Säbel, der fast so groß war wie Johann, zog er samt
glitzerndem Gehänge heraus
und trat damit vor den Spiegel. [Walser, Martin: Ein springender Brunnen, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1998, S. 72]
Das S[chwert]
wurde in einer Scheide aus Holz mit Lederüberzug
oder aus Metall an der linken Körperseite an einem
Gurt oder Gehänge getragen. [Olbrich, Harald (Hg.): Lexikon der Kunst. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1994], S. 30964]
Nun gewahrte er auch, daß einer der Türken
in der Hand einen Degen mitsamt dem
Gehänge
trug[…]. [Bergengruen, Werner: Der letzte Rittmeister, Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1956 [1952], S. 172]
4.
a)
veraltet, noch österreichisch Abhang eines Berges
Beispiele:
»Man erklimmt hohe Trümmerkämme und
muss sogleich wieder hinab in einen tiefen
Graben oder Trichter und auf der anderen Seite
wieder ebenso hoch hinauf, was besonders dann
recht unangenehm wird, wenn am
Gehänge blankes Eis
zum Vorschein kommt.« [Neue Zürcher Zeitung, 28.09.2012]
Ein Mogote verdankt seine sonderbare
Form dem Umstande, daß er aus Korallenkalk
besteht, der bei der Erosion senkrecht
abstürzende Wände erhält, während ein Loma aus
weichen Gesteinen, meist Sandsteinen oder
Schiefern aufgebaut ist, die bei der
Verwitterung sanft geneigte
Gehänge bilden. [Abel, Othenio: Amerikafahrt, Jena: Fischer 1926, S. 111]
Ein Wegweiser zeigt den etwas
unheimlich anmutenden, aber doch gefahrlosen
Felsenpfad, der über Stufen und
Gehänge
hinunterführt[…]. [Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 04.03.1913]
Berg, verhältnismäßig wenig
ausgedehnte, durch allseitiges
Gehänge begrenzte
Bodenerhebung; man unterscheidet Fuß, Rumpf und
Gipfel (Scheitel) eines
B[erges]. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 7293]
b)
Bergbau steil abfallendes Gebirge
Beispiel:
Wenn früher in der Hitze fortwährend
Heu zusammengerecht oder unter Tag, schon mit
Preßlufthämmern, stückchenweise Kohle aus dem
Gehänge gebrochen
werden mußte, dann holen wir jetzt gefühlvoll
jene Mühen nach, indem wir uns freiwillig
schinden. [konkret, 2000 [1982]]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
hängen · Hang · hangeln · Hangendes · Gehänge · Abhang · abhängig · Anhang · Anhänger · anhängig · anhänglich · Anhänglichkeit · Anhängsel · Aushang · Aushängeschild · Überhang · Umhang · Vorhang
hängen Vb. ‘am oberen Ende schwebend befestigen’ (transitiv) bzw. ‘oben befestigt sein’ (intransitiv). Das starke, ehemals reduplizierende Verb ahd. hāhan (transitiv) ‘(auf)hängen, kreuzigen’ (um 800; vgl. zuohāhan ‘aufhängen’, 8. Jh.), mhd. hāhen (transitiv und intransitiv) ‘hängen’, (md.) hangen (14. Jh.), asächs. hāhan (transitiv), mnd. hangen (transitiv und intransitiv), mnl. hanghen, nl. hangen (transitiv und intransitiv), aengl. hōn (transitiv und intransitiv), anord. hanga (transitiv und intransitiv), got. hāhan (transitiv) setzt germ. *hanhan voraus, das in den Einzelsprachen teilweise Nasalschwund mit Ersatzdehnung aufweist; im Dt. und Nl. später auftretendes ng wird aus den Präteritalformen übernommen. Außergerm. vergleichbar sind hethit. gank- ‘hängen, wiegen’ und wohl auch aind. śáṅkatē ‘zweifelt, befürchtet, ist mißtrauisch, sorgt sich’, lat. cūnctārī ‘zögern, zaudern’, so daß von einer Wurzel ie. *k̑enk-, *k̑onk- ‘schwanken, hängen, geistig in der Schwebe sein’ ausgegangen werden kann. Neben dem starken Verb steht ein intransitives schwaches ēn-Verb ahd. hangēn ‘hängen, abhängig sein’ (8. Jh.), anord. hanga, got. hāhan (Prät. hāhaida), ein intransitives schwaches ōn-Verb asächs. hangon, aengl. hangian und ein transitives schwaches jan-Verb ahd. hengen ‘erlauben, gehorchen, denken’ (9. Jh.; vgl. gihengen ‘zustimmen, erlauben, zulassen’, 8. Jh.), mhd. (md.) hengen ‘(die Zügel) hängen lassen, nachjagen, geschehen lassen, gestatten’, auch md. obd. ‘aufhängen’ (obd. nhd. henken, s. d.), mnl. henghen ‘zugestehen’, nl. gehengen ‘erlauben’, anord. hengja ‘hängen’. Im Mhd. mischen sich starke und schwache Präteritalformen, indem transitives hienc (zu hāhen) auch die intransitive Bedeutung von hangete (zu hangēn) übernimmt; vgl. mhd. (transitiv) sie hienc daʒ houbit neben (intransitiv) nū hienc ein tavele vor dem tor. Ferner wird (vom 12. Jh. an) intransitives hangen (aus ahd. hangēn) auch transitiv wie hengen verwendet. Von hāhen bleiben im Nhd. lediglich die Präteritalformen erhalten. Die aus alledem resultierende Gebrauchsunsicherheit wird erst im 19. Jh. dahingehend geregelt, daß der intransitive Gebrauch einem starken (hängen, hing, gehangen), der transitive einem schwachen Verb (hängen, hängte, gehängt) zugewiesen wird. Vgl. . – D. Gesch. d. Verbgruppe „hāhan – hangēn – hengen – henken“, Phil. Diss. Greifswald (1931) Hang m. ‘Neigung, Geneigtsein, hängende Stellung (des Turners), abschüssige Stelle’ (15. Jh.). hangeln Vb. ‘sich hängend fortbewegen’ (Anfang 19. Jh.). Hangendes n. ‘Gesteinsschichten über der Lagerstätte’, mhd. hangendeʒ (bergmannssprachlich). Gehänge n. ‘das Herabhängende, Bergabhang’, mhd. gehenge ‘Vorrichtung zum Anhängen, Türangel’. Abhang m. ‘Berghang, das Herabhängende’, mhd. (westmd.) abehang (14. Jh.); abhängig Adj. ‘schräg abfallend’ (15. Jh.), ‘nicht selbständig, angewiesen auf’ (Anfang 18. Jh.). Anhang m. ‘Angehängtes, Beigefügtes, Begleitung’, mhd. anehanc; Anhänger m. ‘wer einer Person oder Sache anhängt, was angehängt wird’ (15. Jh.); anhängig Adj. ‘zugehörig, schwebend’; rechtssprachlich insbesondere einen Prozeß anhängig machen ‘ein Gerichtsverfahren einleiten’ (15. Jh.); anhänglich Adj. ‘zugetan, verbunden’, geläufig seit dem 18. Jh., frühnhd. im Sinne von ‘anhängend, hingezogen’ (15./16. Jh.); Anhänglichkeit f. ‘Verbundenheit, Treue’ (14. Jh.); Anhängsel n. ‘anhängender (Schmuck)gegenstand, nebensächlicher Anhang, Begleiter’ (17. Jh.). Aushang m. ‘öffentliche Bekanntmachung’ (17. Jh.); vereinzelt auch für Aushängebogen ‘zur letzten Kontrolle bestimmter Abzug eines fertigen Druckbogens’ (18. Jh.). Aushängeschild n. ‘Reklameschild, Werbemittel’, ursprünglich ein Schild, das auf einen bestimmten Beruf, auf ein Gewerbe hinweist (18. Jh.). Überhang m. ‘Umhang, was überhängt’, mhd. überhanc. Umhang m. ‘umgehängtes Kleidungsstück’, ahd. umbihang (um 900), mhd. umbehanc ‘Vorhang, aufgehängter Teppich’. Vorhang m. ‘was vor etw. gehängt wird’, mhd. vor-, vürhanc (dazu s. Gardine).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Dachrinne ·
Gehänge ●
Dachhengel schweiz. ·
Dachkandel regional ·
Dachkähner alemannisch ·
Dachkännel regional ·
Kandel regional ·
Kähner alemannisch ·
Kännel regional ·
Dachkalle ugs. ·
Regenrinne ugs.
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