Geilheit, die
Bedeutungsübersicht
- 1. entsprechend der Bedeutung von geil (1)
- ● [übertragen] großes Verlangen nach etwas
- 2. [Landwirtschaft, Botanik, sonst veraltend] entsprechend der Bedeutung von geil (3 b)
- 3. [salopp] entsprechend der Bedeutung von geil (4)
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
entsprechend der Bedeutung von geil (1)
Beispiele:
Sprachlich […] ist das Buch
konventionell (»Mein Gott, wie sie ihn wollte.«) bis schwach. Figuren
bleiben blass. Statt prickelnder Erotik gibt es
Geilheit mit derbem Griff in den
Schritt. [Dresdner Neueste Nachrichten, 16.10.2019]
[…] als Kinderporno‑Dealer auf der geheimen
Plattform »Elysium« bis 2018 alle Arten von Dreck anboten, wollten binnen
weniger Monate 110.000 Gleichgesinnte in unmenschlicher
Geilheit den Missbrauch auf Bildern sehen. [Fränkischer Tag, 26.05.2020]
Sie ist eine junge Frau, der alle inklusive dem Bürgermeister
hinterhersteigen, auf ihre Weise vor allem auch ein Opfer der männlichen
Geilheit. [Hamburger Abendblatt, 01.04.2020]
Auch bei Miller spielt die körperliche Lust eine Rolle, ist sie der
unheilvolle Auslöser: die jungen Frauen tanzen nackt im Wald, erschrecken
sich sehr, als man sie erwischt[…]. Und John Proctor[…] hat es mit Dienstmädchen Abigail getrieben, wirft
sie, reumütig geworden, raus. Aber Abigail will ihn, will ihn sehr. Die
Mainzer [Inszenierung von Arthur Millers]
»Hexenjagd« ist eine Geschichte von weiblicher
Geilheit, wie sie das gesellschaftliche Gefüge
durcheinanderbringt. [Frankfurter Rundschau, 12.12.2019]
Eine Welt, in der sogar
Breitband‑Telefon‑Leitungen, Eis am Stiel und Schinkenröllchen mit nackter
Haut beworben werden, als sei Marketing eine Metzgertheke der
Geilheiten. [Bild am Sonntag, 22.07.2007]
[…] einem Manne wie Riperda etwa, dem
die Geilheit nur so aus dem Gesicht schreit
[…] [ TralowNeuhoff62]WDG
Die Schafe sind um ihrer harmlosen und frommen Natur willen eine
Allegorie der Guten, die Böcke aber um ihrer Unbändigkeit und
Geilheit willen ein Bild der Bösen. [Jung, Carl Gustav: Psychologische Typen. In: [ders.]: Gesammelte Werke. Bd. VI. Zürich [u. a.]: Rascher 1967 [1921], S. 246]
●
übertragen großes Verlangen nach etwas
entsprechend der Bedeutung von geil (1 ●), siehe auch Gier
Beispiele:
Woher kommt diese Geilheit der Menschen,
die an der Macht sind, und deren Mitläufern, anderen Menschen, die nicht
ihrer Meinung sind, schaden zu wollen? [Aachener Zeitung, 03.03.2022]
Wir müssen diese Geilheit haben, Tore zu
schießen, das ist am Ende des Tages das Schönste im Fußball. [Münchner Merkur, 13.06.2022]
Die Anlageberater […] koksen sich
natürlich alle Gefühle weg – bis auf ihre
Geilheit für Assets. [Basler Zeitung, 05.05.2022]
Bei aller sonstigen Verstiegenheit, so der Autor, sei es nie
seine Absicht gewesen, »Germanisten und deren
Geilheit nach Sekundärem mit Textvarianten zu
füttern« – was übrigens schon viele Autoren behauptet haben, bevor sie
ihre Manuskripte sorgfältig im Literaturarchiv deponierten. [Landshuter Zeitung, 21.08.2021]
Die dumpfe Geilheit nach Macht. [Hamburger Abendblatt, 07.05.2021]
2.
Landwirtschaft, Botanik, sonst veraltend entsprechend der Bedeutung von geil (3 b)
Beispiel:
es kommt vor, dass das Korn erst in die Höhe schießt, dann aber wegen seiner Geilheit sich lagertWDG
3.
salopp entsprechend der Bedeutung von geil (4)
Beispiele:
Spätestens seit sich der Kegelclub in Köln‑Müngersdorf Ende der
Achtzigerjahre von »Einer geht noch« in »Geile Neune« umbenannt hat, und
allerspätestens seit Marketingmenschen den Geiz mit dem Geilsein auf
Riesenglotzen gepaart haben, hat das Wort »geil« seine
Geilheit verloren. [Die Welt, 24.10.2018]
Die imposanten Raumwirkungen, wie man sie jetzt erfahren kann, teilen
sich übers Internet nur rudimentär mit. Zum Beispiel die Bildergalerie des
zweiten Akts – alles an Geilheit, was die
Kunstgeschichte hergibt. [Münchner Merkur, 10.05.2022]
In den vergangenen zehn Jahren hat vermutlich niemand dem Instrument
[der Gitarre] mehr klebrige
Geilheit zurückgegeben als er. [Süddeutsche Zeitung, 11.04.2022]
Ab und zu wurde variiert mit »krass« und »cool« und »mega«, aber
übers Ganze gesehen, dominierte in dieser wahrhaft beneidenswerten Runde die
pure Geilheit, was auch in weiteren Aussagen über
Ferienreisen vergangener Jahre zum Ausdruck kam. Wo auch immer, es war
praktisch überall »geil«, wobei kaum ins Detail gegangen wurde, ausser mal
einer Nennung dieser »geilen« kleinen Bar oder dieses »geilen« natürlich
etwas abgelegenen Strandes. [Luzerner Zeitung, 10.08.2019]
letzte Änderung:
Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
geil · geilen · aufgeilen · Geilheit
geil Adj. ‘lüstern, geschlechtlich erregt’, in heutiger Jugendsprache ‘schön, großartig, toll’, ahd. geil ‘übermütig, überheblich, erhoben’ (8. Jh.), mhd. mnd. geil(e) ‘von wilder Kraft, mutwillig, üppig, lustig, begierig’, asächs. gēl ‘fröhlich, übermütig’, mnl. gheil, gheel ‘fröhlich, üppig, lüstern’, nl. geil ‘wollüstig’, aengl. gāl ‘lustig, lüstern, stolz’ (germ. *gaila- ‘fröhlich, lüstern’) und (mit Suffix erweitert) anord. geiligr ‘schön’ gehören vielleicht wie ablautendes mnl. ghīlen, nl. (älter) gijlen ‘gären, schäumen’, anord. gilker ‘Gärbottich’ mit lit. gailùs ‘scharf, beißend, bitter, kläglich’ und aslaw. ẓělo, russ. zeló (зело) ‘sehr’ zu ie. *ghoilos ‘aufschäumend, heftig, übermütig, ausgelassen, lustig’. Der alte Sinn ‘übermütig, froh’ ist noch im 19. Jh. bezeugt; die heute vorherrschende Bedeutung entwickelt sich im Gegensatz zu keusch (s. d.) deutlich seit dem 15. Jh.; vgl. ahd. geilī(n) ‘Hochmut, Überheblichkeit’ (8. Jh.), vereinzelt auch ‘Begierde, Fleischeslust’ (11. Jh.), mhd. geil(e) ‘Üppigkeit, Fröhlichkeit’, auch ‘Hoden’. geil ‘fruchtbar, üppig wachsend, wuchernd’ von Tieren und Pflanzen (15. Jh.) ist vom 19. Jh. an selten. Vom Adjektiv abgeleitet geilen Vb. ‘geil sein, nach etw. gierig sein’ (seit dem 16. Jh. geläufig), daneben jedoch in der alten Bedeutung ‘lustig, übermütig sein’ (gelegentlich bis ins 18. Jh.), entsprechend ahd. geilēn ‘stark, übermütig werden’ (8. Jh.), mhd. geilen ‘übermütig, ausgelassen sein, froh werden’, auch ‘froh machen’, vgl. got. gailjan ‘erfreuen’. aufgeilen Vb. reflexiv ‘sich sexuell erregen’ (20. Jh.). Geilheit f. ‘Zustand sexueller Erregung’, mhd. geilheit ‘Übermut, fröhliche Tapferkeit’.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Assoziationen |
|
Fortpflanzungstrieb ·
Geschlechtstrieb ·
Libido ·
Lust auf Sex ·
Sexualtrieb ·
sexuelles Verlangen ●
Geilheit ugs.
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Psychologie
Begehren ·
Begehrlichkeit ·
Begierde ·
Geilheit ·
Gier ·
Lust (auf) ·
heftiges Verlangen ●
Konkupiszenz fachspr., lat.
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
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Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Geilheit‹.
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