Ursache, Begründung der Verbindlichkeit, Gültigkeit, Anerkennung einer (rechtlichen) Norm, einer (Rechts-)Pflicht, einer Theorie, einer Aussage o. Ä.
siehe auch Geltungskraft
Beispiele:
Der Geltungsgrund höchstrichterlicher
Rechtsprechung über den Einzelfall hinaus beruht allein auf der
Überzeugungskraft ihrer Gründe sowie der Autorität und Kompetenz des
Gerichts. [Thüringer OLG, Beschluss vom 20.03.2015 – 2 W 353/14, 15.11.2020, aufgerufen am 07.12.2020]
Hinter dieser Kontroverse stehen unterschiedliche Auffassungen über
den Geltungsgrund des Europarechts. Laut
Bundesverfassungsgericht gilt es in Deutschland nur, weil und soweit der
Deutsche Bundestag das angeordnet hat. Der EuGH (= Europäischer Gerichtshof) behauptet dagegen, das Europarecht habe sich
vom Willen der Mitgliedstaaten gelöst. [Die Welt, 26.07.2021]
Das Gesetz sieht den Geltungsgrund für die
gestufte Erbfolge und die hiermit verbundene Beschränkung des Vorerben
allein in der Anordnung des Erblassers. [Konsensuale Aufhebung von Vor- und Nacherbschaft, 24.06.2020, aufgerufen am 07.12.2020]
Diesem [dem kanonischen Recht] genüge,
anders als dem römischen Recht, »allein der formlose Wille der Parteien als
Geltungsgrund rechtsgeschäftlicher
Pflichten«. [Süddeutsche Zeitung, 27.01.2015]
Zeichnen sich moderne Gesellschaften nicht dadurch aus, dass in ihnen
alle Formen des Zusammenlebens auf ihre
Geltungsgründe hin befragt werden können? Ist
nicht, wie Kant sagte, unser Zeitalter »das eigentliche Zeitalter der
Kritik, der sich alles unterwerfen muss«? [Neue Zürcher Zeitung, 28.10.2014]
Mit dem Verblassen des theologischen Absolutismus und beginnender
humaner Selbstbehauptung zum einen, der Ablösung des teleologischen
Naturkonzepts durch den mathematischen Naturbegriff der neuen
Naturwissenschaften zum anderen gingen die traditionellen
Geltungsgründe verloren. Daher mußte
Verbindlichkeit neu konzipiert, neu erfunden werden. Und die praktische
Philosophie sah es als ihre Aufgabe an, diese neuen normativen Grundlagen zu
entwickeln und mit dem neu entstandenen Selbst‑ und Weltverhältnis des
modernen Menschen abzustimmen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.06.2004]