gesetzgeberische, wissenschaftliche, räumliche o. ä. Verbindlichkeit, Gültigkeit, einer (rechtlichen) Norm, einer Theorie, einer Aussage o. Ä.
siehe auch Geltungsgrund
Kollokationen:
mit Genitivattribut: die Geltungskraft der Grundrechte
Beispiele:
Das Gesetz bezieht seine Geltungskraft aus der
demokratischen Legitimation des Gesetzgebers, dessen artikulierter Wille den
Inhalt des Gesetzes daher mit bestimmt. [Richterliche Rechtsfortbildung, 14.06.2018, aufgerufen am 01.09.2020]
Zwar entfaltet bereits ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages
rechtliche Wirkungen und hat daher Geltungskraft.
Erst mit der Annahme des Angebots durch den Erklärungsempfänger kommen
jedoch ein Vertrag und damit eine – die Vertragsparteien bindende – Regelung
zustande. [BGH, I ZR 69/11: Elektronische Leseplätze II, 2020, aufgerufen am 07.12.2020]
[…] das Gesetz ist immer noch nicht in
Kraft getreten, es findet sich noch nicht im Bundesgesetzblatt und hat
deshalb noch keine Geltungskraft. [Die Welt, 19.05.2014]
Zu den für die Aufnahme von EU‑Beitrittsverhandlungen maßgeblichen
»Kopenhagener Kriterien« zählt auch, dass die Aufnahme neuer Mitglieder die
»Stoßkraft der europäischen Integration erhalten« muss. Die EU hat es bisher
versäumt zu klären, für welche Länder diese Maxime
Geltungskraft beansprucht. [Die Welt, 03.01.2004]
[…] eine Revolution, die sich auf eine
bestimmte Geschichtsphilosophie beruft, muss das historische Geschehen immer
wieder auf die zugrundeliegende Ideologie zurechtbiegen. Die ultimative
historische Geltungskraft liegt in den Augen der
russischen Marxisten nämlich nicht bei den Tatsachen, sondern bei der
Theorie, die ihre Rechte bei der Wirklichkeit notfalls auch mit brutaler
Gewalt einfordert. [Neue Zürcher Zeitung, 08.01.1997]
Was immer die Mängel unserer Gesetze oder unserer Demokratie sein
mögen, diese können mehr Geltungskraft für sich in
Anspruch nehmen als die elitäre Selbstherrlichkeit mancher
Studentenminderheiten. [Der Spiegel, 18.03.1968]
Die Umsetzung der Empfehlungen könnte so neue Maßstäbe für eine
plurale und multiperspektivische Aufarbeitung der deutschen Geschichte im
»Jahrhundert der Extreme« setzen, die das politische Bekenntnis zu den
Werten einer freiheitlichen Gesellschaft mit der historischen Erkenntnis der
Geltungskräfte und der Überwindung ihres
diktatorischen Gegenentwurfs verbindet. [Frankfurter Rundschau, 16.05.2006] ungewöhnl. Pl.