Gemüt, das
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Gemüt(e)s · Nominativ Plural: Gemüter
Aussprache
Worttrennung Ge-müt
Wortbildung
mit ›Gemüt‹ als Erstglied:
Gemütsanlage
· Gemütsarmut · Gemütsart · Gemütsbewegung · Gemütsfetzen · Gemütskrankheit · Gemütskrüppel · Gemütslage · Gemütsleiden · Gemütsmensch · Gemütsruhe · Gemütsschwankung · Gemütsstimmung · Gemütstiefe · Gemütsveranlagung · Gemütsverfassung · Gemütswelt · Gemütswert · Gemütszustand · gemüthaft · gemütlos · gemütreich · gemütsarm · gemütskrank · gemütslos · gemütsreich · gemütsvoll · gemütvoll
· mit ›Gemüt‹ als Letztglied: Durchschnittsgemüt · Kindergemüt
· mit ›Gemüt‹ als Letztglied: Durchschnittsgemüt · Kindergemüt
Mehrwortausdrücke
aufs Gemüt schlagen ·
sonniges Gemüt
Bedeutungsübersicht
- 1. tiefe und warme gefühlsmäßige Veranlagung, Empfindungsvermögen
- 2. ...
- 3. [bildlich, umgangssprachlich] ...
- a) ⟨sich etw. zu Gemüte führen⟩
- b) [scherzhaft] ⟨sich etw. zu Gemüte führen⟩
eWDG
Bedeutungen
1.
tiefe und warme gefühlsmäßige Veranlagung, Empfindungsvermögen
Grammatik: meist im Singular
Beispiele:
die Gedichte drücken alle einen Zustand seines Gemüts aus
in seinem Gesicht zeichneten sich die Bewegungen seines Gemüts ab
das Erlebnis bewegte, erregte, ergriff das weiche, sanfte, empfindsame Gemüt des Kindes aufs heftigste
die Ereignisse beunruhigten sein Gemüt
das hat sich auf ihr Gemüt gelegt, ist ihr auf das Gemüt geschlagen (= hat sie schwermütig gemacht)
spöttischdas, dieses Lied ist etwas fürs Gemüt (= ist sentimental, rührselig)
ein gutes, warmes, einfaches, schlichtes, freundliches, goldenes, edles, frommes, liebevolles Gemüt haben
er hatte ein zaghaftes, ängstliches, kindliches Gemüt
seine Frau war immer heiteren Gemüts
jmd. hat, besitzt (kein) Gemüt
saloppdu hast ein kindliches Gemüt (= du bist naiv, weltfremd)
salopper hat ein Gemüt wie ein Fleischerhund, Schaukelpferd (= er ist ist herzlos)
2.
umgangssprachlich Menschen
Grammatik: nur im Plural
Beispiele:
die Gemüter der kleinen Stadt erhitzten sich darüber (= die Einwohner der kleinen Stadt erhitzten sich darüber)
das Gemunkel über eine Erhöhung des Butterpreises beunruhigte die Gemüter (= das Gemunkel über eine Erhöhung des Butterpreises beunruhigte die Verbraucher)
der Artikel bewegte die Gemüter lange Zeit (= der Artikel bewegte die Leser lange Zeit)
erregte Gemüter besänftigen, beruhigen, beschwichtigen
Mensch
Grammatik: mit bestimmten Adjektiven
Beispiel:
sie ist ein ängstliches, war immer ein ehrliches Gemüt
3.
bildlich, umgangssprachlich
a)
b)
scherzhaft ⟨sich [Dativ] etw. zu Gemüte führen (= etw. Gutes mit Genuss essen, trinken, zu sich nehmen)⟩
Beispiel:
sich [Dativ] ein Stück Torte, eine Flasche Wein zu Gemüte führen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Gemüt · gemütlich · Gemütlichkeit
Gemüt n. ‘Empfindungsvermögen, Sinn für Gefühlswerte’. Die Kollektivbildung zu dem unter Mut (s. d.) behandelten Substantiv ahd. gimuoti (9. Jh.), mhd. gemüete, gemuote, mnd. gemȫde, mnl. ghemoede, nl. gemoed bezeichnet zunächst die Gesamtheit aller Sinnesregungen und seelischen Kräfte (in Anlehnung an mhd. muot ‘Gesinnung’), erfährt dann eine Einengung der Bedeutung und gilt für die gefühlsmäßigen Empfindungen und Stimmungen (besonders seit etwa 1800). – gemütlich Adj. ‘behaglich, zwanglos-heiter’, mhd. (selten) gemuotlich, gemüetlich ‘dem muote entsprechend, angenehm, vollkommen’, dann ‘dem Gemüt angehörig, das Gemüt betreffend’ (16. Jh.), ‘lieb, willkommen, dem Sinn und Wunsch entsprechend’ (16. Jh., geläufig seit 18. Jh.; vgl. ahd. gimuoti, 9. Jh., mhd. gemuot ‘den Sinn ansprechend, wohlgefallend, lieb’); oft im Unterschied zu ‘verstandesmäßig’ (1. Hälfte 18. Jh., in pietistischen Kreisen entwickelt und verbreitet), daher ‘was das Gemüt anspricht und befriedigt’ sowie ‘was aus dem Gemüt kommt’ (Ende 18. Jh.), woraus sich die heutige, oben genannte Bedeutung entwickelt. Gemütlichkeit f. (18. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Charakter ·
Eigenart ·
Format ·
Gemüt ·
Gemütsart ·
Gepräge ·
Natur ·
Naturell ·
Persönlichkeit ·
Temperament ·
Veranlagung ·
Wesen ·
Wesenheit ·
Wesensart ●
Gemütsanlage geh. ·
Profil fachspr.
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Typische Verbindungen zu ›Gemüt‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Gemüt‹.
Verwendungsbeispiel für ›Gemüt‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Das gedruckte Wort besitzt schon an sich namentlich bei naiveren Gemütern eine starke Überzeugungskraft.
[Schultze-Pfaelzer, Gerhard: Propaganda, Agitation, Reklame, Berlin: Stilke 1923, S. 75]
Unseren oft mit einem kindlichen Gemüt gesegneten Schriftstellern bereitet diese Äußerung geradezu diebisches Vergnügen.
[Reich-Ranicki, Marcel: Mein Leben, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1999, S. 2]
Spätestens nach einigen Stunden haben sich auch einfachere Gemüter daran satt gesehen.
[C’t, 2000, Nr. 15]
Wohl kein Gebäude hat die Gemüter so erregt wie der Palast.
[Die Zeit, 29.04.1998, Nr. 19]
Es war so einfach, viel zu einfach für das deutsche Gemüt.
[Salomon, Ernst von: Der Fragebogen, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1961 [1951], S. 1009]
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