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Gemeinheit, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Gemeinheit · Nominativ Plural: Gemeinheiten
Aussprache 
Worttrennung Ge-mein-heit
Wortzerlegung gemein -heit
Wortbildung  mit ›Gemeinheit‹ als Letztglied: Hundsgemeinheit
eWDG

Bedeutung

Niedertracht, Schlechtigkeit
a)
gemeine Gesinnung gegenüber den Mitmenschen
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
etw. aus Gemeinheit tun, sagen
gehobendie Tat ist Ausfluss seiner Gemeinheit
Aus nackter Gemeinheit haben sie ihm diesen Streich gespielt [ A. ZweigErziehung249]
b)
gemeine Handlung, gemeine Worte
Beispiele:
zu so einer Gemeinheit war nur er fähig
diese Verleumdung ist eine unglaubliche Gemeinheit von dir
Wie kann jemand sich solch eine Gemeinheit ausdenken [ H. MannUntertan4,265]
Arme Leute ausnützen ist eine Gemeinheit [ DöblinAlexanderpl.255]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
gemein · Gemeine · Gemeinde · Gemeinheit · gemeinsam · Gemeinsamkeit · Gemeinschaft · gemeinschaftlich · gemeinnützig · Gemeinplatz · Gemeinsprache · Gemeinwohl
gemein Adj. ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, gewöhnlich, niedrig gesinnt, niederträchtig, unfein, unanständig’. Das germ. Adjektiv ahd. gimeini ‘zuteil geworden, bestimmt, gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, übereinstimmend, zugleich’ (8. Jh.), mhd. gemein(e) ‘zusammengehörig, gemeinschaftlich, allgemein, vertraut, bekannt, für alle eingerichtet, gewöhnlich, zur Masse gehörig, niedrig’, asächs. gimēni, mnd. gemēne, mnl. ghemēne, ghemeen, ghemein(e), nl. gemeen, auch ‘niedrig, niederträchtig’, afries. (ge)mēne ‘gemeinschaftlich’, aengl. gemǣne ‘allgemein, gemeinsam, gewöhnlich, niedrig’, engl. mean ‘gemein, gering, niedrig, schlecht’, got. gamains ‘gemeinsam, unheilig’ (germ. *ga-maini-) gehört wie lat. commūnis ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, gewöhnlich’ (s. Kommune, Kommunismus) als Präfixbildung zu den unter Meineid (s. d.) aufgeführten Substantiven mit n-Suffix und einer Grundbedeutung ‘Wechsel, Tausch’. gemein bedeutet danach ursprünglich ‘mehreren abwechselnd zukommend’, dann ‘mehreren in gleicher Art gehörig’, woraus sich ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein’ entwickelt. Was mehreren oder vielen ‘gemeinsam’ ist, kann nicht ‘wertvoll’ oder ‘edel’ sein; gemein wird daher vom 15. Jh. an ‘einfach, gewöhnlich’ (der gemeine Mann, das gemeine Volk, der gemeine Soldat), im 19. Jh. auch verächtlich ‘niederträchtig, unanständig’ (gemeiner Schuft, Kerl). – Gemeine f. ‘Gemeinschaft, Gemeinde’, ahd. gimeinī (9. Jh.), mhd. gemeine, mnd. gemeine, gemēne, got. gamainei ‘Gemeinschaft’, abgeleitet von dem oben dargestellten Adjektiv. Im 19. Jh. weitgehend von Gemeinde abgelöst. Gemeinde f. ‘untere staatliche oder kirchliche Verwaltungseinheit und deren Bewohner bzw. Mitglieder, durch gleiche geistige oder religiöse Interessen verbundene Gemeinschaft, Gruppe von Menschen’, ahd. gimeinida ‘Gemeinde, Gemeinschaft’ (8. Jh.), mhd. gemeinde ‘Anteil, Gemeinschaft, gemeinschaftlicher Besitz, Menschen, mit denen man gemeinsam lebt, versammelte Menge’, asächs. gimēniða, mnd. gemēnde, mnl. ghemeente, ghemeinte, nl. gemeente, Ableitung mit dem Abstraktsuffix germ. -iþō, -iðō vom oben genannten Adjektiv. Gemeinheit f. ‘Niedertracht, Schlechtigkeit’ (Anfang 19. Jh.), mhd. gemeinheit ‘Gemeinschaft, der Gemeinde gehörender Grund und Boden’ (14. Jh.), im Sinne von ‘Gemeindegrund’ noch im 19. Jh., von ‘Gemeinschaft’ noch Anfang 20. Jh. Zum Ableitungssuffix s. -heit. gemeinsam Adj. ‘mehreren zugleich gehörend, für mehrere in gleicher Weise geltend, gemeinschaftlich, zusammen, miteinander’, ahd. gimeinsam (9. Jh.), mhd. gemeinsam; zum Ableitungssuffix s. -sam. Gemeinsamkeit f. ‘zusammengehörende Gruppe, Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit’ (15. Jh.). Voraus gehen ahd. gimeinsamī ‘Gemeinschaft’ (um 800), mhd. gemeinsame, gemeinsamede. Gemeinschaft f. ‘sich durch etw. Gemeinsames verbunden fühlende Gruppe von Menschen, Zusammensein, Verbindung’, ahd. gimeinscaf (8. Jh.), mhd. gemeinschaft. gemeinschaftlich Adj. ‘eine Gemeinschaft betreffend, zu einer Gemeinschaft gehörig, gemeinsam, zusammen, miteinander’ (17. Jh.). gemeinnützig Adj. ‘dem Nutzen aller, der Allgemeinheit dienend’ (16. Jh.), ausgehend von mhd. der gemein nutz (14. Jh.). Gemeinplatz m. ‘allgemein bekannte, nichtssagende Redensart, Binsenweisheit’, von Wieland (1770) offensichtlich unter Einfluß von engl. commonplace gebildet und sich gegenüber Gemeinort, Gemeinsatz, Gemeinspruch durchsetzend als Übersetzung von lat. locus commūnis. Gemeinsprache f. ‘von einem Volk gemeinsam gesprochene, ihm gemeinsam zukommende Sprache’ (Campe 1807); vgl. gemeine teutsche Sprache (Luther). Gemeinwohl n. ‘Wohl aller, Nutzen für die Allgemeinheit’ (Ende 18. Jh.), wohl nach engl. commonweal für den älteren im Dt. üblichen Ausdruck das gemeine Gut; vgl. Gemeinwert (Herder 1780) für engl. commonwealth (ursprünglich gleichbed. mit commonweal).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke


Gemeinheit · Schandtat · Schurkenstück · Schurkerei · Teufelei  ●  Spitzbüberei veraltend · Übeltat geh., selten

Assoziationen

(kleine) Gemeinheit · Boshaftigkeit · Gestichel · Spitze · Stichelei · bissige Anspielung · böses Wort · spitze Bemerkung  ●  Seitenhieb fig. · Malice geh., veraltend, franz. · Medisance geh., franz., bildungssprachlich · giftige Bemerkung ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Gemeinheit‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Gemeinheit‹.

Verwendungsbeispiele für ›Gemeinheit‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Nur durch eine Gemeinheit, er ist ein Tatar, ein gelber Affe! [Konsalik, Heinz G.: Der Arzt von Stalingrad, Hamburg: Dt. Hausbücherei 1960 [1956], S. 422]
Es war eine Gemeinheit, ihm so den Tag zu versauen. [Welk, Ehm: Die Heiden von Kummerow, Rostock: Hirnstorff 1978 [1937], S. 1]
Nun lag es aber auch in meiner Absicht, in einen möglichst kleinen Test möglichst viele Gemeinheiten einzubauen. [C’t, 1995, Nr. 7]
Hat sich das »stalinistische Regime« gerade jetzt besonderer Gemeinheiten gegen sein Volk schuldig gemacht? [o. A.: DER AUfsTAND DES BRAVEN SCHWEJK. In: Marxistische Zeit- und Streitschrift 1980-1991, München: Gegenstandpunkt Verl. 1998 [1990]]
Er empfand nur die Gemeinheit, die darin lag, das Mädchen zu verraten. [Altenberg, Peter: Was der Tag mir zuträgt. In: Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1901], S. 1040]
Zitationshilfe
„Gemeinheit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gemeinheit>.

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