Gemeinwohl, das
Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Gemeinwohls · wird nur im Singular verwendet
Aussprache
Worttrennung Ge-mein-wohl
Wortbildung
mit ›Gemeinwohl‹ als Erstglied:
Gemeinwohlorientierung
eWDG
Bedeutung
Wohl aller, der Allgemeinheit
Beispiele:
etw. dient dem Gemeinwohl, liegt im Interesse des Gemeinwohls
für das Gemeinwohl arbeiten
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
gemein · Gemeine · Gemeinde · Gemeinheit · gemeinsam · Gemeinsamkeit · Gemeinschaft · gemeinschaftlich · gemeinnützig · Gemeinplatz · Gemeinsprache · Gemeinwohl
gemein Adj. ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, gewöhnlich, niedrig gesinnt, niederträchtig, unfein, unanständig’. Das germ. Adjektiv ahd. gimeini ‘zuteil geworden, bestimmt, gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, übereinstimmend, zugleich’ (8. Jh.), mhd. gemein(e) ‘zusammengehörig, gemeinschaftlich, allgemein, vertraut, bekannt, für alle eingerichtet, gewöhnlich, zur Masse gehörig, niedrig’, asächs. gimēni, mnd. gemēne, mnl. ghemēne, ghemeen, ghemein(e), nl. gemeen, auch ‘niedrig, niederträchtig’, afries. (ge)mēne ‘gemeinschaftlich’, aengl. gemǣne ‘allgemein, gemeinsam, gewöhnlich, niedrig’, engl. mean ‘gemein, gering, niedrig, schlecht’, got. gamains ‘gemeinsam, unheilig’ (germ. *ga-maini-) gehört wie lat. commūnis ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, gewöhnlich’ (s. Kommune, Kommunismus) als Präfixbildung zu den unter Meineid (s. d.) aufgeführten Substantiven mit n-Suffix und einer Grundbedeutung ‘Wechsel, Tausch’. gemein bedeutet danach ursprünglich ‘mehreren abwechselnd zukommend’, dann ‘mehreren in gleicher Art gehörig’, woraus sich ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein’ entwickelt. Was mehreren oder vielen ‘gemeinsam’ ist, kann nicht ‘wertvoll’ oder ‘edel’ sein; gemein wird daher vom 15. Jh. an ‘einfach, gewöhnlich’ (der gemeine Mann, das gemeine Volk, der gemeine Soldat), im 19. Jh. auch verächtlich ‘niederträchtig, unanständig’ (gemeiner Schuft, Kerl). – Gemeine f. ‘Gemeinschaft, Gemeinde’, ahd. gimeinī (9. Jh.), mhd. gemeine, mnd. gemeine, gemēne, got. gamainei ‘Gemeinschaft’, abgeleitet von dem oben dargestellten Adjektiv. Im 19. Jh. weitgehend von Gemeinde abgelöst. Gemeinde f. ‘untere staatliche oder kirchliche Verwaltungseinheit und deren Bewohner bzw. Mitglieder, durch gleiche geistige oder religiöse Interessen verbundene Gemeinschaft, Gruppe von Menschen’, ahd. gimeinida ‘Gemeinde, Gemeinschaft’ (8. Jh.), mhd. gemeinde ‘Anteil, Gemeinschaft, gemeinschaftlicher Besitz, Menschen, mit denen man gemeinsam lebt, versammelte Menge’, asächs. gimēniða, mnd. gemēnde, mnl. ghemeente, ghemeinte, nl. gemeente, Ableitung mit dem Abstraktsuffix germ. -iþō, -iðō vom oben genannten Adjektiv. Gemeinheit f. ‘Niedertracht, Schlechtigkeit’ (Anfang 19. Jh.), mhd. gemeinheit ‘Gemeinschaft, der Gemeinde gehörender Grund und Boden’ (14. Jh.), im Sinne von ‘Gemeindegrund’ noch im 19. Jh., von ‘Gemeinschaft’ noch Anfang 20. Jh. Zum Ableitungssuffix s. -heit. gemeinsam Adj. ‘mehreren zugleich gehörend, für mehrere in gleicher Weise geltend, gemeinschaftlich, zusammen, miteinander’, ahd. gimeinsam (9. Jh.), mhd. gemeinsam; zum Ableitungssuffix s. -sam. Gemeinsamkeit f. ‘zusammengehörende Gruppe, Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit’ (15. Jh.). Voraus gehen ahd. gimeinsamī ‘Gemeinschaft’ (um 800), mhd. gemeinsame, gemeinsamede. Gemeinschaft f. ‘sich durch etw. Gemeinsames verbunden fühlende Gruppe von Menschen, Zusammensein, Verbindung’, ahd. gimeinscaf (8. Jh.), mhd. gemeinschaft. gemeinschaftlich Adj. ‘eine Gemeinschaft betreffend, zu einer Gemeinschaft gehörig, gemeinsam, zusammen, miteinander’ (17. Jh.). gemeinnützig Adj. ‘dem Nutzen aller, der Allgemeinheit dienend’ (16. Jh.), ausgehend von mhd. der gemein nutz (14. Jh.). Gemeinplatz m. ‘allgemein bekannte, nichtssagende Redensart, Binsenweisheit’, von Wieland (1770) offensichtlich unter Einfluß von engl. commonplace gebildet und sich gegenüber Gemeinort, Gemeinsatz, Gemeinspruch durchsetzend als Übersetzung von lat. locus commūnis. Gemeinsprache f. ‘von einem Volk gemeinsam gesprochene, ihm gemeinsam zukommende Sprache’ (Campe 1807); vgl. gemeine teutsche Sprache (Luther). Gemeinwohl n. ‘Wohl aller, Nutzen für die Allgemeinheit’ (Ende 18. Jh.), wohl nach engl. commonweal für den älteren im Dt. üblichen Ausdruck das gemeine Gut; vgl. Gemeinwert (Herder 1780) für engl. commonwealth (ursprünglich gleichbed. mit commonweal).
Thesaurus
Synonymgruppe
Allgemeinwohl ·
Gemeinwohl ·
Wohlergehen der Gemeinschaft
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Gemeinwohl‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Gemeinwohl‹.
Verwendungsbeispiele für ›Gemeinwohl‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Die Mehrheit glaubt inzwischen, die Unternehmen schadeten mit ihrem gewinnsüchtigen Verhalten dem Gemeinwohl.
[Die Zeit, 04.11.1999, Nr. 45]
Wir wollen allen Gruppen ein Angebot unterbreiten, sich in die gemeinsame Verantwortung für das Gemeinwohl einzubringen.
[Archiv der Gegenwart, 2001 [1999]]
Was bedeutet diese Entwicklung für das Gemeinwohl in den einzelnen Ländern?
[Die Zeit, 13.11.1998, Nr. 47]
Der Sinn der unternehmerischen Tätigkeit bestehe nicht nur im persönlichen Erfolg, er liege im Gemeinwohl.
[Archiv der Gegenwart, 2001 [1997]]
Wie schon ihr Name sagt, betreuen sie das Gemeinwohl und nicht meinen Garten.
[Katz, Richard: Übern Gartenhag, München u. Zürich: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. 1965, S. 94]
Zitationshilfe
„Gemeinwohl“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gemeinwohl>.
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