Genosse
m.
‘Gefährte, Begleiter, Mitglied, Kampfgefährte in einer (sozialdemokratischen) Arbeiterpartei’,
entsprechend auch Anrede der Mitglieder untereinander.
Ahd.
ginōʒ
(8. Jh.),
ginōʒo
(9. Jh.),
mhd.
genōʒ(e)
‘wer mit anderen etw. gemeinschaftlich hat, gleich an Wesen, Stand, ebenbürtig ist, Gefährte’,
asächs.
ginōt,
mnd.
genōt(e),
mnl.
ghenoot,
nl.
genoot,
aengl.
genēat
und
(ohne Präfix)
anord.
nautr,
afries.
nāt
sind Possessivkomposita zu
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
nōʒ,
mnl.
noot,
aengl.
nēat,
engl.
neat,
anord.
naut
‘Nutzvieh, Rind, Schlacht-, Zug-, Lasttier’
und bezeichnen denjenigen,
‘der das Vieh mit (einem) anderen gemeinsam hat’
(zur Bildung s.
Bauer3,
Geselle,
Gefährte).
Das zugrundeliegende
germ.
*nauta-
‘Nutztier, -vieh, Habe’
ist verwandt mit
genießen
und
nutzen
(s. d.)
und läßt sich mit diesen sowie mit
lit.
naudà
‘Nutzen, Vorteil, Gewinn, Besitz, Vermögen’,
lett.
nauda
‘Nutzen, Habe, Geld’
unter einem Ansatz
ie.
*neud-
‘Erstrebtes ergreifen, in Nutzung nehmen’
vereinigen.
Bis ins 19. Jh. bezeichnet
Genosse
den Gefährten, den Gleichgesinnten,
den Gleichgestellten an Stand und Besitz.
In der Mitte der 70er Jahre des 19. Jhs. wird
Genosse
übliche Anrede in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
als Ausdruck gleicher Gesinnung
im Streben nach Verwirklichung gemeinsamer Ziele
(s. das Kompositum
Parteigenosse).
–
Genossenschaft
f.
‘Zusammenschluß mehrerer Personen zur Förderung gleicher wirtschaftlicher Interessen mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes’.
Ahd.
ginōʒscaf
(8. Jh.),
-scaft
(um 1000),
mhd.
genōʒschaft
bezeichnet zunächst
(bis ins 17. Jh.)
die
‘Verbindung, Gemeinschaft, Gesellschaft, Gesamtheit von Standesgenossen’
(vgl.
bäuerliche Genoßschaft,
Eidgenoßschaft),
danach
(unter Einfluß von gleichbed.
engl.
corporation)
im oben genannten Sinne.
genossenschaftlich
Adj.
(19. Jh.).