Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Genosse, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Genossen · Nominativ Plural: Genossen
Aussprache  [gəˈnɔsə]
Worttrennung Ge-nos-se
eWDG

Bedeutungen

1.
Mitglied einer Arbeiterpartei
Beispiele:
die Genossen der SED, SPD
er ist ein alter, bewährter, kampferfahrener Genosse
Genosse sein, werden
als Genosse auftreten
sich als Genosse bewähren
der Genosse Professor
die Genossen Wissenschaftler
Einzelne Genossen waren mit sehr harten Gefängnisstrafen bedacht worden [ BebelAus meinem Leben439]
DDR bezeichnet den Angehörigen einer Armee- oder Polizeiorganisation
Beispiele:
die Genossen der Volkspolizei
der Genosse Major der Nationalen Volksarmee
2.
veraltet Gefährte, Kamerad
Beispiele:
Es waren da mit ihm ungefähr zehn Genossen, Knaben und Mädchen, von seinem Alter und einige jünger [ Th. MannTod in Venedig9,489]
Daß er gern mit mir verkehrte, rechnete ich mir zur größten Ehre und blieb sein treuer Genosse [ KügelgenJugenderinnerungen338]
in dieser außerordentlichen Bedrängnis … sucht der Mensch nach einem Genossen [ BrochEsch45]
3.
Wirtschaft, veraltend Mitglied einer Genossenschaft, Partner
Beispiele:
1884 wurde das Jenaer Glaswerk Schott und Genossen gegründet
Der Genossenschaft gehören 1500 westfälische Bauern als Genossen an [ Tageszeitung1956]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Genosse · Genossenschaft · genossenschaftlich
Genosse m. ‘Gefährte, Begleiter, Mitglied, Kampfgefährte in einer (sozialdemokratischen) Arbeiterpartei’, entsprechend auch Anrede der Mitglieder untereinander. Ahd. ginōʒ (8. Jh.), ginōʒo (9. Jh.), mhd. genōʒ(e) ‘wer mit anderen etw. gemeinschaftlich hat, gleich an Wesen, Stand, ebenbürtig ist, Gefährte’, asächs. ginōt, mnd. genōt(e), mnl. ghenoot, nl. genoot, aengl. genēat und (ohne Präfix) anord. nautr, afries. nāt sind Possessivkomposita zu ahd. (8. Jh.), mhd. nōʒ, mnl. noot, aengl. nēat, engl. neat, anord. naut ‘Nutzvieh, Rind, Schlacht-, Zug-, Lasttier’ und bezeichnen denjenigen, ‘der das Vieh mit (einem) anderen gemeinsam hat’ (zur Bildung s. Bauer3, Geselle, Gefährte). Das zugrundeliegende germ. *nauta- ‘Nutztier, -vieh, Habe’ ist verwandt mit genießen und nutzen (s. d.) und läßt sich mit diesen sowie mit lit. naudà ‘Nutzen, Vorteil, Gewinn, Besitz, Vermögen’, lett. nauda ‘Nutzen, Habe, Geld’ unter einem Ansatz ie. *neud- ‘Erstrebtes ergreifen, in Nutzung nehmen’ vereinigen. Bis ins 19. Jh. bezeichnet Genosse den Gefährten, den Gleichgesinnten, den Gleichgestellten an Stand und Besitz. In der Mitte der 70er Jahre des 19. Jhs. wird Genosse übliche Anrede in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei als Ausdruck gleicher Gesinnung im Streben nach Verwirklichung gemeinsamer Ziele (s. das Kompositum Parteigenosse). – Genossenschaft f. ‘Zusammenschluß mehrerer Personen zur Förderung gleicher wirtschaftlicher Interessen mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes’. Ahd. ginōʒscaf (8. Jh.), -scaft (um 1000), mhd. genōʒschaft bezeichnet zunächst (bis ins 17. Jh.) die ‘Verbindung, Gemeinschaft, Gesellschaft, Gesamtheit von Standesgenossen’ (vgl. bäuerliche Genoßschaft, Eidgenoßschaft), danach (unter Einfluß von gleichbed. engl. corporation) im oben genannten Sinne. genossenschaftlich Adj. (19. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Genosse · Kamerad · Kollege
Assoziationen
Ökonomie
Synonymgruppe
Genosse · Genossenschafter · Genossenschaftler · Mitglied einer Genossenschaft
Oberbegriffe
Synonymgruppe
Genosse · Parteiangehöriger · Parteifreund · Parteigenosse · Parteikollege  ●  Parteimitglied  Hauptform
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Synonymgruppe
Freund · Gefährte · Genosse · Getreuer · Kamerad · Kumpan · Vertrauter  ●  Gevatter  veraltet, scherzhaft · Buddy  ugs., engl. · Intimus  geh. · Kollege  ugs. · Kumpel  ugs. · Spezi  ugs., österr., bayr. · Spezl  ugs., österr., bayr.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
Kommunist · Linker · Sozialist  ●  Genosse  ugs., DDR · Roter  ugs. · rote Socke  ugs., fig., abwertend
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Genosse‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Genosse‹.

Verwendungsbeispiele für ›Genosse‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Daraus resultierte zwar auch die besonders gute Versorgung der leitenden Genossen. [Ketman, Per u. Wissmach, Andreas: DDR – ein Reisebuch in den Alltag, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1986, S. 1]
Doch wir machten den Fehler, den Genossen, der mit den Kindern häufig selbstgedichtete Texte sang, nicht kritisch zu kontrollieren. [o. A.[Autorenkollektiv am Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin]: Sozialistische Projektarbeit im Berliner Schülerladen Rote Freiheit. Frankfurt: Fischer Bücherei 1971, S. 66]
Ich hatte sie verloren wie viele meiner Genossen; das lähmte uns. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1911], S. 1608]
Dabei ist es sehr wichtig, aus den Fehlern unserer Genossen zu lernen. [konkret, 1999]
Und als sie »diesen schmierigen Typen« auch noch heiratete, stürzten die Genossen in alle Richtungen davon. [Die Zeit, 26.03.1998, Nr. 14]
Zitationshilfe
„Genosse“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Genosse>.

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