schreien
Vb.
‘gellende Laute von sich geben, laut rufen, weinen’.
Das stark flektierende Verb
ahd.
scrīan
(9. Jh.),
mhd.
schrīen,
schrīn
‘rufen, schreien, jammern’,
asächs.
skrīan,
mnd.
schrī(g)en,
mnl.
scrīen,
afries.
skrīa
(
germ.
*skreian)
sowie schwach flektierendes
ahd.
giscreiōn
(um 1000),
mhd.
schrīen,
schrīn,
mnd.
schreyen,
mnl.
screyen,
nl.
schreien
sind verwandt mit
mnl.
scrēuwen,
nl.
schreeuwen,
nd.
schrēwen
‘schreien’,
südnl.
schremen,
aengl.
*scrǣman,
mengl.
shreame,
engl.
to scream
‘schreien, kreischen’.
Vergleicht man ferner
(ohne anlautendes
s-)
anord.
hreimr
‘Lärm, Getöse’,
hrīna,
norw.
rine
‘schreien, jammern’
(von Schweinen)
und zieht
bret.
screo
‘kreischender Meervogel’,
air.
scret
‘Schrei’,
lett.
(älter)
krina
‘Sau’
heran,
so läßt sich
ie.
*(s)krei-
ansetzen als eine Erweiterung der Wurzel
ie.
*ker-,
*kor-,
*kr-,
Schallnachahmung für heisere, rauhe Töne
(s.
↗
Harke,
↗
Rabe,
↗
Rachen,
↗
Reiher).
Schrei
m.
‘einmaliger gellender, durchdringender (menschlicher) Laut’,
ahd.
screi
(9. Jh.),
mhd.
schrei,
schrē
‘Ruf, Schrei, Geschrei, Gerücht’.
Schreier
m.
‘wer schreit’,
mhd.
schrīære,
schrīer
‘Schreier, Ausrufer, Herold’.
Marktschreier
m.
‘wer auf Märkten laut seine Waren anpreist, fahrender Händler’
(17. Jh.);
marktschreierisch
Adj.
(18. Jh.).
Geschrei
n.
‘lautes Schreien’,
ahd.
giscrei
(11. Jh.),
mhd.
geschrei(e),
geschrē
‘Geschrei, Ruf’.
Schreihals
m.
‘Schreier, Kind, das viel weint’
(16. Jh.).
verschreien
Vb.
‘in schlimmen Ruf bringen, verleumden’,
eigentlich
(bei der Mordklage)
‘öffentlich ausrufen, bekanntmachen’,
dann auch
‘Übles, Böses über jmdn. öffentlich verbreiten’,
mhd.
verschrīen;
stark und schwach flektierende Formen
stehen bis ins 18. Jh. nebeneinander.