Geselle
m.
‘Facharbeiter, Handwerksbursche, Kamerad’,
ahd.
gisello
‘Wohn-, Hausgenosse, Freund’
(9. Jh.),
mhd.
geselle,
auch
‘Geliebte(r), Standesgenosse, Handwerksgeselle, junger Mann’,
mnd.
geselle,
mnl.
gheselle,
nl.
gezel
ist eine Präfixableitung
(westgerm.
*ga-salja-)
zu dem unter
↗
Saal
(s. d.)
behandelten Substantiv.
Es bezeichnet eigentlich den,
‘der den Saal (die Unterkunft) mit (einem) anderen teilt’
(zur Bildung s.
↗
Bauer3
und
↗
Gefährte).
Geselle
wird als Bezeichnung für den gelernten, abhängigen Handwerker
(seit dem
Mhd.)
heute durch
Facharbeiter
(s.
↗
Fach)
ersetzt;
vgl.
E. Adelberg
in: Zur Ausbildung d. Norm d. dt. Literaturspr.
2 (1976) 165.
gesellen
Vb.
reflexiv
‘sich zusammenfinden’,
mhd.
gesellen
‘zum Gesellen machen, geben’,
(reflexiv)
‘sich freundschaftlich verbinden’.
gesellig
Adj.
‘Gesellschaft, zwanglose Gemeinschaft liebend’,
mhd.
gesellec
‘zugesellt, verbunden’;
Geselligkeit
f.
‘freundschaftliches Zusammensein, unterhaltsame Veranstaltung’,
mhd.
gesellecheit
‘freundschaftliches Verhältnis, Beisammensein’.
Gesellschaft
f.
‘Gruppe von Menschen, zweckgebundene Vereinigung von mehreren Personen, geselliger Kreis’,
ahd.
gisellascaft,
giselliscaft
(9. Jh.),
mhd.
geselleschaft
‘fürstliches Gefolge, Vereinigung mehrerer, Genossenschaft, freundschaftliches Beisammen- oder Verbundensein, Liebe’.
Seit dem 15. Jh.
auch die in Gruppen gegliederte menschliche Gemeinschaft,
z. B.
bürgerliche Gesellschaft
‘Gemeinschaft der Bürger’
(15. Jh.);
die (gute) Gesellschaft
‘durch Stand, (adlige) Geburt oder Bildung verbundene Bevölkerungsschichten’
(18. Jh.);
zeitweilig nahezu synonym mit
Staat,
im 18. Jh. von
frz.
société
beeinflußt (Rousseau).
Für die deutsche bürgerliche politische Ökonomie des 19. Jhs. ist
Gesellschaft
bereits die in Klassen gespaltene,
in (naturgegebenen) Produktionsverhältnissen lebende Gesamtheit der Menschen.
gesellschaftlich
Adj.
‘gemeinschaftlich, die Gesellschaft betreffend’
(18. Jh.).
Gesellschafter
m.
‘Mitglied einer Gesellschaft, Vereinigung’,
auch
‘Begleiter, Unterhalter’
(16. Jh.).
Gesellschaftsordnung
f.
‘Struktur und Gliederung der in gleichartigen ökonomischen, sozialen und politischen Verhältnissen lebenden Menschen auf einer bestimmten historischen Entwicklungsstufe’
(19. Jh.).