Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutungen

1.
Vorrichtung in Maschinen o. Ä., die Bewegungen überträgt und die Maschine o. Ä. funktionstüchtig macht
Beispiele:
Das Elektroauto ist technisch einfacher zu bauen als ein konventionelles Fahrzeug, das einen komplizierten Motor braucht, ein Getriebe, und eine schmiedeeiserne Kraftübertragung. [Süddeutsche Zeitung, 28.11.2016]
Baue ich […] Motor und Getriebe aus und setze eine Batterie ein, erhöht sich das Gewicht des Lkw nur um zehn Prozent. [Süddeutsche Zeitung, 08.03.2021]
Standardmäßig haben alle Motoren manuelle Getriebe mit fünf oder sechs Stufen, alternativ sind für alle Motorvarianten auch Doppelkupplungsgetriebe mit sechs oder sieben Stufen im Programm. [Die Zeit, 08.10.2016 (online)]
Besonders bei ruhiger Fahrweise wechselt das Getriebe die Gänge flüssig und ruckfrei. [Bild, 13.08.2004]
Wenn nun die Wolle schleuderte und Schlingen warf, die wieder in Ordnung gebracht werden mußten, durfte nicht etwa die Maschine angehalten werden, sondern wir mußten in das laufende Getriebe hineinfassen, in aller Geschwindigkeit die dicken Stellen herausnehmen[…]. [Baader, Ottilie: Ein steiniger Weg. Lebenserinnerungen einer Sozialistin. In: Simons, Oliver (Hg.): Deutsche Autobiographien 1690–1930. Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1921], S. 3128]
Der Motor ist mittels einer Friktionskuppelung mit dem Getriebe verbunden, und diese Kuppelung wird mittels Fusshebels betätigt. [Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 08.02.1906]
übertragen als mechanisch aufgefasster Zusammenhang zwischen verschiedenen Sphären, Sachverhalten oder UmständenDWDS
Beispiele:
Wer das Funktionieren und Nichtfunktionieren einer Gesellschaft beschreiben will, hat das Getriebe zu zeigen: Die Verhandlungen in den Hinterzimmern, das Auftreten der Mächtigen, den Gang der Korruption, die Verzweiflung der Ausgegrenzten: […]. [Die Welt, 09.01.2016]
Mit schwarzem Humor wird in dieser Schelmengeschichte das Getriebe einer Gesellschaft ausgeleuchtet, in der sich die Korruption durch alle Schichten gefressen hat und das einzige Gesetz das Recht des Stärkeren ist. [Allgemeine Zeitung, 16.02.2021]
Die gesellschaftliche Zeitordnung sollte an die Bedürfnisse der Menschen angepasst werden statt an das Getriebe der Ökonomie, so der Wissenschaftler. [Süddeutsche Zeitung, 18.10.2019]
Es reicht nicht, sich mit den Augen des anderen sehen zu können – die eigene Identität wäre eine Chimäre und im gesellschaftlichen Getriebe im Nu vom Winde verweht, würde der andere einen nicht ebenfalls so sehen und vor allem, würde er einen nicht als sein Gegenüber mit all den Besonderheiten anerkennen. [Süddeutsche Zeitung, 11.10.2018]
Die Volkswirtschaft wird nur als eine äußerliche Summierung der Privatwirtschaften, das volkswirtschaftliche Getriebe als ein mechanisches Spiel von Güterquantitäten aufgefaßt. [Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Erster Teil. Berlin: Duncker & Humblot 1978 [1900], S. 93]
2.
lebhaftes Treiben; Betriebsamkeit
Beispiele:
Wer den Verlockungen des schönen Scheins entgehen wollte, musste danach trachten, dem Getriebe der Welt zu entkommen und Zuflucht zu finden in jener anderen Sphäre, die dem Wahren, dem Reinen, Ewigen und Göttlichen zugeordnet war. [Neue Zürcher Zeitung, 09.10.2016]
Wer an Sebastiani und in den folgenden acht Tagen um die Mittagsstunde seine Blicke auf den Kreuzberg richtet, wird lebhaft an das Getriebe eines gestörten Ameisenhaufens erinnert. [Fränkischer Tag, 16.01.2019]
Ein paar hundert Menschen zogen auf die Straße, das ist nicht viel im Getriebe New Yorks, und die meisten von ihnen waren so jung, dass sie noch Kinder gewesen sein müssen, als das World Trade Center einstürzte. [Der Spiegel, 07.05.2011]
Während die Mutter so sprach, lehnte Else am Fenster und sah hinunter in das lebhafte Getriebe der Straße. [Sapper, Agnes: Werden und Wachsen. Hannover: Gundert 1967 [1910], S. 241]
Vor dem Tunnel am Potsdamer Platz postirten sich die Kartenverkäufer, und die Hochbahnansichten waren begehrte Waare. Das lebhafteste Getriebe herrschte aber unten im Tunnel, den die elektrischen Birnen wie kleine Glühwürmer beleuchteten. [Berliner Tageblatt (Abend-Ausgabe), 18.02.1902]
3.
Bergbau Pfähle zur Sicherung des Schachtes
Beispiel:
Reproduktion eines Fotos einer Rinne, bei der oberhalb Überreste eines Sicherungsausbaus gegen loses Gestein liegen, das man Getriebe nennt. [Bildunterschrift] [Dresdner Neueste Nachrichten, 09.03.2020]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Getriebe n. ‘technische Konstruktion zur Übertragung und Umformung von Kraft und Bewegung, lebhafter Verkehr’. Die Kollektivbildung bezeichnet zunächst (15. Jh.) in Anlehnung an das Treibrad ‘alles, was von Rädern getrieben wird’ (Räder-, Mühl-, Uhrwerk), dann (um 1800) ein ‘reges, bewegtes Durcheinander’ und gehört etymologisch zu treiben (s. d.); vgl. auch ahd. anagitrib ‘Antrieb, innere Unruhe’ (10. Jh.), mhd. getrīp ‘das Treiben, Getriebe’. Unklar bleibt, ob Getriebe unmittelbar vom Verb abgeleitet oder zum zugehörigen Verbalabstraktum (s. Trieb) gebildet ist.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Technik
Getriebe · Umformerelement
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Planetengetriebe · Planetenradgetriebe · Planetenrädergetriebe · Umlaufrädergetriebe
  • Umschlingungsgetriebe · Zugmittelgetriebe · Zugmitteltrieb
  • Kegelradgetriebe · Winkelgetriebe

(das) Geschehen · (das) Getriebe · (das) Getümmel · (das) Hin und Her · (das) Treiben · (das) pralle Leben  ●  des Lebens bunte Fülle poetisch
Assoziationen

Getriebe · Maschinerie · Räderwerk
Unterbegriffe
  • Gleitkeilgetriebe · Spannungswellengetriebe · Wellgetriebe  ●  Harmonic Drive Markenname · Strain Wave Gear engl.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Getriebe‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Getriebe‹.

Differential Eigenkonstruktion Fünfganggetriebe Hinterachse Kardanwelle Kupplung Menschenwelt Motor angeflanscht automatisiert halbautomatisch handgeschaltet hydraulisch hydrodynamisch hydromechanisch hydrostatisch klauengeschaltet manuell optional schaltbar schalten schaltend sequentiell sequenziell stufenlos synchronisiert unsynchronisiert vollautomatisch vollsynchronisiert
Zitationshilfe
„Getriebe“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Getriebe>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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