Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Gewalt, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Gewalt · Nominativ Plural: Gewalten
Aussprache 
Worttrennung Ge-walt
formal verwandt mitvergewaltigen
Wortbildung  mit ›Gewalt‹ als Erstglied: Gewalt verherrlichend · Gewaltakt · Gewaltaktion · Gewaltandrohung · Gewaltanwendung · Gewaltausbruch · Gewaltausübung · Gewaltbegriff · Gewaltbereitschaft · Gewaltdarstellung · Gewaltdelikt · Gewalteinwirkung · Gewaltenteilung · Gewaltentrennung · Gewalterfahrung · Gewaltexzess · Gewaltfamilie · Gewaltfantasie · Gewaltform · Gewalthaber · Gewalthandeln · Gewalthandlung · Gewaltherrschaft · Gewaltherrscher · Gewaltherrscherin · Gewaltkriminalität · Gewaltkur · Gewaltleistung · Gewaltlösung · Gewaltmarsch · Gewaltmaßnahme · Gewaltmensch · Gewaltmittel · Gewaltmonopol · Gewaltopfer · Gewaltphantasie · Gewaltpolitik · Gewaltporno · Gewaltpotential · Gewaltpotenzial · Gewaltprävention · Gewaltregime · Gewaltritt · Gewaltschuss · Gewaltspiel · Gewaltspirale · Gewaltstreich · Gewaltszene · Gewalttat · Gewalttäter · Gewaltverbot · Gewaltverbrechen · Gewaltverbrecher · Gewaltverhältnis · Gewaltverzicht · Gewaltvideo · gewaltbereit · gewaltfrei · gewaltförmig · gewaltig · gewaltlos · gewaltsam · gewaltverherrlichend
 ·  mit ›Gewalt‹ als Letztglied: Allgewalt · Amtsgewalt · Befehlsgewalt · Brachialgewalt · Disziplinargewalt · Elementargewalt · Ellbogengewalt · Ellenbogengewalt · Entscheidungsgewalt · Exekutivgewalt · Explosivgewalt · Feudalgewalt · Finanzgewalt · Gegengewalt · Herrschaftsgewalt · Hoheitsgewalt · Jugendgewalt · Kirchengewalt · Kommandogewalt · Militärgewalt · Männergewalt · Naturgewalt · Obergewalt · Polizeigewalt · Präsidialgewalt · Regierungsgewalt · Reichsgewalt · Repräsentativgewalt · Schicksalsgewalt · Schlüsselgewalt · Schutzgewalt · Siedlergewalt · Sprachgewalt · Staatsgewalt · Stimmgewalt · Strafgewalt · Territorialgewalt · Urgewalt · Verfügungsgewalt · Waffengewalt · Wortgewalt · Zentralgewalt · Zwangsgewalt
 ·  mit ›Gewalt‹ als Binnenglied: Zweigewaltenlehre
eWDG

Bedeutungen

1.
Macht, Befugnis, über jmdn., etw. zu bestimmen
Beispiele:
die elterliche, obrigkeitliche, kaiserliche, absolute, feudale Gewalt
Juraim Falle höherer Gewalt ist die Haftung ausgeschlossen
(vollständig) unter, in jmds. Gewalt sein, stehen
jmdn. in seiner Gewalt haben, in seine Gewalt bekommen
Gewalt über jmdn. gewinnen
Gewalt über Leben und Tod
die Gewalt zu etw. haben
Mit allen Hoheitsrechten und Gewalten [ SchillerDemetriusI]
Über die hab ich keine Gewalt [ GoetheFaustI 2626]
Macht, etw. zu beherrschen
Beispiel:
die Gewalt über sein Fahrzeug verlieren
etw., sich in der Gewalt haben (= etw., sich beherrschen, im Zaume halten)
Beispiele:
den Körper, die Zunge, den Mund in seiner Gewalt haben
sich (selbst) in der Gewalt haben
er hatte sich schnell wieder in der Gewalt
er hatte sich für einen Augenblick nicht in der Gewalt behalten
2.
Zwang
Grammatik: nur im Singular
a)
Willkür, unrechtmäßiges Vorgehen unter Ausnutzung einer Machtstellung
Beispiele:
Gewalt leiden müssen
das ist nackte, schreiende Gewalt
verhüllendeinem Mädchen Gewalt antun (= es vergewaltigen)
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt [ GoetheErlkönig]
Gewalt geschieht dem Vater [ SchillerTellIII 3]
Eurem Bruder wird Gewalt angetan, und ihr kneift die Augen zu! [ BrechtGuter Mensch4]
bildlich
Beispiel:
gehobender Wahrheit, Wirklichkeit, Geschichte, den Tatsachen Gewalt antun (= sie verfälschen)
b)
rohe, körperliche Kraft
Beispiele:
die Tür mit Gewalt öffnen
rohe, blinde, brutale Gewalt anwenden
er musste mit (sanfter) Gewalt hinausbefördert, dazu gebracht werden
umgangssprachlich Gewalt in den Händen, Armen haben
bildlich
Beispiele:
mit Gewalt etw. erlangen, ertrotzen, nehmen
umgangssprachlicher will mit aller Gewalt reich werden
umgangssprachlichmit aller Gewalt (= aus Leibeskräften) lachen, schreien
3.
gehoben Stärke, Kraft, hoher Grad
Beispiele:
die Gewalt des Windes, der Wellen
von der Gewalt des Sturmes in den Abgrund geschleudert werden
das Unwetter brach mit elementarer Gewalt herein
die Gewalten der Natur
die Gewalt war gebrochen
die Gewalt der Leidenschaft, Rede, Wahrheit, Bitten
von der Gewalt der Empfindung hingerissen
es zog ihn zu ihr mit unwiderstehlicher Gewalt
umgangssprachlichjetzt wird es mit Gewalt (= schnell) Winter
Ich störe staunend die Gewalt des Mundes [ SchillerStuartI 7]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Gewalt · gewaltig · bewältigen · unbewältigt · überwältigen · vergewaltigen · gewaltsam · Gewaltakt · Gewalthaber · Gewaltherrschaft · gewalttätig
Gewalt f. ‘rohe Kraft, Wucht, Macht, Zwang’, ahd. giwalt (8. Jh.), mhd. gewalt, asächs. giwald, mnd. gewelde, gewalt, mnl. ghewelt, nl. geweld, aengl. geweald wie auch anord. vald, schwed. våld (germ. *(ga-)wald-) gehören als Abstraktbildungen (mit unterschiedlichem Genus) zu dem unter walten (s. d.) behandelten Verb. Diesem folgend gilt in alter Zeit vorwiegend die Bedeutung ‘Macht, Herrschaft, Vollmacht’. – gewaltig Adj. ‘mächtig, groß, eindrucksvoll’, ahd. giwaltīg (um 800), mhd. gewaltec, gewaltic, geweltic ‘mächtig’. bewältigen Vb. ‘in seine Gewalt bekommen, mit etw. fertig werden, meistern’ (14. Jh.), heute vielfach ‘geistig verarbeiten, verstehend überwinden’. Zuvor mhd. gewaltigen, geweltigen ‘Gewalt antun, überwältigen, etw. seiner Macht unterwerfen’; zu spätmhd. waltec, weltec ‘mächtig, gewaltig’. In der Negation unbewältigt Part.adj. ‘nicht reflektiert, unverarbeitet; verdrängt’ (unbewältigte Vergangenheit, 1955). überwältigen Vb. ‘besiegen, wehrlos machen, beeindrucken’ (15. Jh.). vergewaltigen Vb. ‘mit einer Frau gegen ihren Willen schlafen, gewaltsam zu etw. zwingen’, spätmhd. vergewaltigen, vergeweltigen. gewaltsam Adj. ‘durch Macht, (rohe) Kraft erzwungen’ (15. Jh.). Gewaltakt m. ‘rohe, brutale Handlung, Aktion mit viel Kraftaufwand’ (19. Jh.). Gewalthaber m. (15. Jh.) ‘wer Macht hat, Herrscher’, in älterer Rechtssprache auch ‘wer Vollmacht hat, Stellvertreter’. Gewaltherrschaft f. Verdeutschung (18. Jh.) von Despotie. gewalttätig Adj. ‘rohe Kraft anwendend, brutal’ (Ende 16. Jh., von Gewalttat, 1. Hälfte 16. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Beherrschung · Gewalt · Herrschaft · Macht · Machtapparat · Machtausübung · Machtgefüge · Stärke  ●  Power ugs., engl.
Unterbegriffe
Assoziationen

(mit) Wumms · Gewalt · Heftigkeit · Kraft · Schwung · Ungestüm · Vehemenz · Wucht  ●  (da ist) Musik dahinter ugs. · (mit) Dampf (dahinter) ugs. · (mit) Karacho ugs. · (mit) Schmackes ugs., ruhrdt.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Gewalt‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Gewalt‹.

Verwendungsbeispiele für ›Gewalt‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Und ist die Drohung mit atomarer Vernichtung nicht auch Gewalt? [Alt, Franz: Liebe ist möglich, München: Piper 1985, S. 70]
Der Mutter steht nicht die elterliche Gewalt über das uneheliche Kind zu. [Zimmermann, Theo: Der praktische Rechtsberater, Gütersloh: Bertelsmann [1968] [1957], S. 266]
Sachlich‑juristisch bringt diese Bestimmung der vollziehenden Gewalt dreierlei zum Ausdruck. [Böckenförde, Ernst-Wolfgang: Die Organisationsgewalt im Bereich der Regierung, Berlin: Duncker u. Humblot 1964, S. 74]
Die vollziehende Gewalt liegt in den Händen eines erblichen Monarchen. [Eschenburg, Theodor: Staat und Gesellschaft in Deutschland, Stuttgart: Schwab 1957 [1956], S. 215]
Dabei möchte man doch gerne die Gewalt gegen Frauen nett genießen dürfen! [Der Spiegel, 07.08.2000]
Zitationshilfe
„Gewalt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gewalt>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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