glauben
Vb.
‘annehmen, vermuten, für wahr halten, eine religiöse Überzeugung haben’,
ahd.
gilouben
(8. Jh.),
mhd.
g(e)louben,
asächs.
gilōƀian,
mnd.
gelȫven,
mnl.
ghelōven,
nl.
geloven,
aengl.
gelēfan,
gelīefan,
(mit anderem Präfix)
belȳfan,
belēfan,
engl.
to believe,
got.
galaubjan
ist ein Präfixverb mit Ablaut zu dem unter
lieb
(s. d.)
behandelten Adjektiv im Sinne von
‘lieb halten, lieb nennen’.
Wohl bereits in vorchristlicher Zeit
bezieht sich das Verb auf das vertrauensvolle Verhältnis
zwischen Mensch und heidnischem Gott
(vgl.
Wissmann
Älteste Postverbalia
(1938) 40),
so daß es in der
got.,
angelsächs.
und
ahd.
Missionssprache für
griech.
pisté͞uein
(
πιστεύειν)
bzw.
lat.
crēdere
‘(ver)trauen, glauben, für wahr halten’
eintreten und das Verhältnis des Menschen zum Christengott ausdrücken kann.
Vor oder neben der religiösen Verwendung
darf wohl ein Gebrauch im Sinne von
‘sich auf einen Menschen verlassen, ihm vertrauen’
(vgl.
aengl.
gelīefan
‘jmdm. vertrauen, sich auf jmdn. verlassen’,
Beowulf)
angenommen werden.
Aus
‘jmdm. vertrauen in bezug auf die Wahrheit seiner Aussage’
entwickelt sich
‘etw. für wahr halten’,
dann auch
‘für möglich halten, vermuten, meinen’
(bereits
ahd.).
–
Glaube
m.
auch
Glauben
(seit dem 15. Jh. mit
-n
aus den flektierten Kasus),
‘Vertrauen, Zuversicht, innere Gewißheit von Gott, religiöse Überzeugung, Bekenntnis’,
ahd.
gilouba
f.
und
giloubo
m.
(beide 8. Jh.),
mhd.
g(e)loube
f. m.,
asächs.
gilōƀo
m.,
mnd.
g(e)lōve
m.,
mnl.
ghelōve
m. f. n.,
nl.
geloof
n.,
aengl.
gelēafa
m.,
engl.
belief,
Abstraktbildungen zum Verb.
Im
Dt. gilt maskulines Genus seit spätmhd. Zeit.
gläubig
Adj.
‘vertrauensvoll, an Gott, die Lehre der Kirche glaubend, fromm’,
ahd.
giloubīg
(9. Jh.),
mhd.
g(e)loubec.
Substantiviert
Gläubiger1
m.
‘Bekenner des Christentums, frommer Mensch’,
ahd.
giloubīgo,
mhd.
g(e)loubige;
allgemein
(seit 18. Jh.)
‘Anhänger einer Religion, einer Glaubenslehre’.
Gläubiger2
m.
‘wer aus einem Vertragsverhältnis von einem anderen eine Leistung, besonders Geld, zu fordern hat, Geld-, Kreditgeber’,
spätmhd.
geloubiger
(14. Jh.),
Übersetzung von
lat.
crēditor
(und wohl auch von
ital.
creditore),
ebenfalls Substantivierung des Adjektivs
gläubig,
jedoch mit festgewordener ehemaliger Flexionsendung
-er
(nach dem Muster der Nomina agentis),
semantisch anknüpfend an
glauben
im Sinne von
‘jmdm. etw. anvertrauen, borgen’.
glaubhaft
Adj.
‘vertrauenswürdig, glaubwürdig, zuverlässig, überzeugend’,
ahd.
giloubhaft
‘rechtgläubig’
(9. Jh.),
mhd.
geloubehaft
‘glaubend, gläubig, glaubwürdig’.
glaublich
Adj.
bis ins 18. Jh. auch
gläublich,
‘überzeugend, verläßlich, wahrhaftig’,
ahd.
giloublīh
(um 800),
mhd.
geloublich.
unglaublich
Adj.
‘unwahrscheinlich, unglaubhaft, ungeheuerlich, unfaßbar, unerhört’,
als Adverb (steigernd)
‘überaus, sehr’,
ahd.
ungiloublīh
(um 1000),
mhd.
ungelouplich,
ungeloubelich
‘ungläubig, nicht zu glauben’.
glaubwürdig
Adj.
‘glaubhaft’
(15. Jh.),
anfänglich im Bereich des Rechtswesens.