gleich
Adj.
‘in allen oder wesentlichen Merkmalen übereinstimmend, ähnlich, der-, die-, dasselbe’,
Adv.
‘sofort, auf einmal’,
ahd.
gilīh
Adj.,
gilīhho
Adv.
(beide 8. Jh.),
mhd.
g(e)līch,
-lich
Adj.,
g(e)līche
Adv.,
asächs.
gilīk
Adj.,
gilīko
Adv.,
mnd.
g(e)līk,
mnl.
ghelijc,
nl.
gelijk,
aengl.
(ge)līc,
engl.
like,
anord.
(g)līkr,
got.
galeiks
beruhen auf einer Zusammensetzung
germ.
*ga-līka-
aus dem unter
ge-
(s. d.)
behandelten Präfix und
germ.
*līka-
‘Körper, Gestalt’
(s.
Leiche,
-lich),
so daß von einer Bedeutung
‘dieselbe Gestalt habend’
auszugehen ist.
Adjektivischen Gebrauch von
germ.
*līka-
im Sinne von
‘ähnlich, gleich, glatt, passend’
setzen
ahd.
līhhēn,
gilīhhēn
(8. Jh.),
mhd.
gelīchen
‘gefallen’
mit
asächs.
līkon,
mnl.
ghelīken,
aengl.
līcian,
engl.
to like,
anord.
līka,
got.
leikan,
galeikan
voraus.
Außergerm. vergleichbar sind
lit.
lýgus
‘gleich, gleichartig, gut gebaut’,
lýgti
‘gleichen, gleichkommen’,
lett.
līgt
‘übereinkommen’,
so daß auf Grund der
germ.-balt. Parallelen von
ie.
*lē̌ig-
bzw.
*līg-
‘Gestalt, die Gestalt jmds. habend, gleich, ähnlich’
ausgegangen werden kann.
–
Gleiche
f.
nur noch in der Wendung
in die Gleiche (‘ins Gleichgewicht, in Ordnung’)
bringen,
ahd.
gilīhhī
‘Ähnlichkeit, Gleichheit’
(um 1000),
mhd.
gelīche;
dafür heute allgemein
Gleichheit
(s. unten).
Erhalten hat sich das Substantiv in
Tagundnachtgleiche
(17. Jh.),
für
lat.
aequinoctium.
Gleichheit
f.
‘Übereinstimmung (in allen oder wesentlichen Merkmalen), Ähnlichkeit, gleiche Stellung, Gleichrangigkeit, Gleichberechtigung’,
mhd.
gelīcheit,
glīcheit
‘Gleichheit, Gleichmäßigkeit, Gleichnis’,
in der Mystik
‘Gleichmut aus Gottergebenheit’,
im 16. Jh. synonymes
Gleiche
(s. oben)
zurückdrängend.
gleichen
Vb.
‘gleich, ähnlich sein’,
mhd.
gelīchen;
die heute übliche starke Flexion kommt
(wohl in Analogie zu Verben wie
bleichen,
schleichen,
streichen)
im 16./17. Jh. auf
und setzt sich im 18. Jh. durch.
Daneben steht
(transitiv)
ahd.
gilīhhen
(8. Jh.),
mhd.
gelīchen,
nhd.
gleichen
‘gleich, ähnlich machen’,
dessen schwache Flexion bis zur Ablösung des Verbs durch Präfixbildungen
(19. Jh.)
beibehalten wird;
doch weisen die zugehörigen Präfixverben
(
an-,
aus-,
be-,
vergleichen)
heute ebenfalls starke Flexion auf.
begleichen
Vb.
‘bezahlen, bereinigen, ausgleichen’,
Neubildung
(nach nur kurzlebigem
frühnhd.
sich begleichen
‘sich vergleichen’)
Ende des 19. Jhs. in der Handelssprache für
saldieren,
das zuvor mit
vergleichen,
ab-,
ausgleichen
verdeutscht wird.
vergleichen
Vb.
‘prüfend nebeneinanderstellen’,
reflexiv
‘sich gütlich einigen’,
mhd.
verg(e)līchen
‘ausgleichen’,
reflexiv
‘sich vertragen’;
Vergleich
m.
‘prüfende, kritische Nebeneinanderstellung, gütlicher Ausgleich in einem Streitfall, Einigung’
(17. Jh.),
älter
Vergleichung
f.
mhd.
vergelīchunge.
Gleichnis
n.
‘Veranschaulichung eines Sachverhaltes durch eine beispielhafte, bildliche Darstellung’,
ahd.
gilīhnissa,
gilīhnessi,
-nissi
‘Abbild, Ähnlichkeit, Gleichnis’
(8. Jh.),
mhd.
gelīchnisse.
gleichsam
Adv.
‘gewissermaßen, in derselben Art wie’
(15. Jh.).
Gleichung
f.
in der Mathematik
‘Gleichsetzung mathematischer Größen’
(Ende 17. Jh.),
Verdeutschung von
lat.
aequātio
anstelle des im 16. und 17. Jh. üblichen
Vergleichung;
zuvor
‘Vergleichung, Gleichartigkeit, Ähnlichkeit’
(vereinzelt bis ins 19. Jh.),
mhd.
g(e)līchunge.
Gleichgewicht
n.
‘Gleichheit des Gewichts’
(16. Jh.)
für
lat.
aequipondium
(aus
lat.
aequus
‘gleich’
und
lat.
pondus
n.
‘Gewicht’;
vgl.
gleichwichtig,
15. Jh.,
gleichgewichtig,
Gleichwichtigkeit,
16. Jh.),
‘Balance, Zustand eines Körpers, in dem sich die auf ihn entgegengesetzt einwirkenden Kräfte aufheben’
(17. Jh.)
für
lat.
aequilībrium
(zu
lat.
aequilībris
‘im Gleichgewicht’,
lat.
lībra
‘Waage, Pfund’),
übertragen
‘Ausgleich von Kräften, Machtverhältnissen, seelische Ruhe, Ausgeglichenheit’
(18. Jh.).
gleichgültig
Adj.
‘teilnahmslos, belanglos, unwesentlich’
(18. Jh.),
zuvor
‘gleichwertig, gleichbedeutend’,
auch
‘ohne Wert, ohne Bedeutung’
(um 1600);
Gleichgültigkeit
f.
(2. Hälfte 17. Jh.).
gleichmäßig
Adj.
‘unverändert fortlaufend, regelmäßig, ruhig, ausgeglichen’
(15. Jh.);
Gleichmaß
n.
‘Ebenmaß, Gleichförmigkeit, Ausgeglichenheit’
(vereinzelt 16. Jh.,
häufiger seit etwa 1700).
gleichmütig
Adj.
‘ruhig, gefaßt, gelassen’
(15. Jh.);
dazu die Rückbildung
Gleichmut
m.
‘Gelassenheit’
(17. Jh.).
Gleichschritt
m.
‘gleichmäßige Bewegung zweier und mehrerer Personen bzw. der Truppe mit einheitlicher Schrittlänge und taktmäßigem Niedersetzen des gleichen Fußes’
(2. Hälfte 18. Jh.).
gleichwohl
Konj.
Adv.
‘trotz dem Vorhergesagten, dennoch, trotzdem’
(15. Jh.),
Zusammenrückung von
gleich
und
wohl,
spätmhd.
gelīche wol,
eigentlich
‘in gleicher Weise gut, wirksam’,
mnd.
gelīkewol.
gleichzeitig
Adj.
‘zur gleichen Zeit’
(Mitte 18. Jh.).