Glied
n.
‘beweglicher, durch Gelenk mit dem Rumpf verbundener Teil des menschlichen oder tierischen Körpers, einzelner Teil eines Ganzen (einer Kette, einer Reihe, einer Gemeinschaft)’,
ahd.
gilid
m. n.
(10. Jh.),
mhd.
gelit,
glit
n.,
auch m.,
mnd.
gelit
ist Kollektivbildung
zu dem im Nhd. untergegangenen gleichbed. Substantiv
germ.
*liþu-,
ahd.
lid
m. f. n.
(8. Jh.),
mhd.
lit
n. m.,
asächs.
lið,
mnd.
lit,
mnl.
lit,
let,
nl.
lid,
aengl.
liþ,
anord.
liðr,
schwed.
led,
got.
liþus
m.
Sie sind wie
lat.
lituus
‘Krummstab der Auguren’
(zu
*litus
‘Krümmung’)
und
nhd.
↗
ledig
(s. d.)
mit
t-Suffix
zur Wurzel
ie.
*el-
‘gebogen, biegsam’
bzw. zu einer Erweiterung
*elē̌(i)-,
*lē̌i-
(s.
↗
Elle)
gebildet.
Mit
m-Suffix
stehen zur gleichen Wurzel
aengl.
lim,
engl.
limb,
anord.
limr,
schwed.
lem
‘Glied’.
Der verhüllende Audruck
männliches Glied
(entsprechend
lat.
membrum virīle)
für
‘Penis’
ist im 14./15. Jh.
als
mänlich gelid
neben
mansglid
bezeugt;
doch vgl. in dieser Bedeutung schon weitergebildetes
ahd.
lid
als Grundwort in den Komposita
ahd.
scartlidī
‘Beschnittenheit’
und
ganzlidī
‘Unbeschnittenheit’
(beide 11. Jh.).
gliedern
Vb.
‘ein Ganzes in einzelne Glieder zerlegen, einteilen, ordnen’,
gelideren
(15. Jh.).
Gliederung
f.
‘Einteilung, Unterteilung, Ordnung’
(16. Jh.).
Gliedmaßen
Plur.
‘Gesamtheit der Glieder des menschlichen oder tierischen Körpers’,
heute unüblich der Sing.
die Gliedmaße,
früher auch
das Gliedmaß,
mhd.
gelidemæʒe
n.
‘Glied’,
Plur.
‘Gliedmaßen’;
das Grundwort gehört zu
↗
messen
(s. d.),
so daß der Sing.
Gliedmaß
ursprünglich als
‘Maß (Länge, Bau) der Glieder, des Leibes’
zu verstehen ist.
Mitglied
n.
‘Angehöriger einer Gemeinschaft, einer Körperschaft’
(16. Jh.).