Glosse
f.
‘erklärende Anmerkung, spöttische Randbemerkung’,
mhd.
glōse,
entlehnt aus
lat.
glōssa,
glōsa
‘fremdes, erklärungsbedürftiges Wort’,
das die Bedeutungen
spätlat.
‘Interpretament’,
mlat.
‘Erklärung, Kommentar’
annimmt;
aus
griech.
glṓssa
(
γλῶσσα)
‘Zunge, Sprache, eigentümliche Ausdrucksweise, erklärungsbedürftiges Wort’.
Seit dem frühen 18. Jh. steht
Glosse
auch für die
‘mündliche (meist kritische, hämische, spöttische) Bemerkung’.
Die im 16. Jh. üblichen Formen
Glos,
Gloß,
Glose
werden im 17. Jh.
allmählich durch an das
Lat. angelehntes
Glosse
verdrängt.
glossieren
Vb.
‘ein schwieriges Wort, eine schwierige Textstelle durch Glossen erläutern, spöttische Randbemerkungen machen’,
mhd.
glōsieren
(neben
glōsen)
‘auslegen, deuten, erklären’,
vgl.
mlat.
glos(s)are.
Schreibung mit
-ss-
seit dem 17. Jh.
Glossar
n.
älter
Glossarium
‘Sammlung von Glossen, Wörterverzeichnis mit Erläuterungen’
(17. Jh.;
vgl. vereinzelt
mhd.
glōsār
‘Glossar’),
aus
mlat.
glossarium
‘Glossensammlung’,
einer neuen Ableitung von
mlat.
glossa,
während scheinbar formal übereinstimmendes
und nur selten bezeugtes
lat.
glōssārium
dem
griech.
glōssárion
(
γλωσσάριον)
als Deminutivum von
griech.
glṓssa
(s. oben)
entspricht.