Gott
m.
(in polytheistischen Religionen)
übermenschliches,
(in monotheistischen Religionen)
höchstes, übernatürliches Wesen,
von dem sich der religiöse Mensch
seinem Glauben gemäß abhängig fühlt,
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
mnd.
got,
asächs.
aengl.
engl.
mnl.
nl.
god,
anord.
goð,
guð,
schwed.
gud,
got.
guþ
weisen auf
germ.
*guða-
‘Gott, Gottheit’,
im Plur.
‘Schicksalsmächte’,
das als Neutr. für männliche und weibliche Gottheiten gilt.
Unter christlichem Einfluß wird das Genus mask.,
und das Substantiv bezeichnet im gesamten
germ. Sprachbereich den
‘Christengott’.
Die Herkunft ist nicht sicher geklärt.
Allgemein führt man
germ.
*guða-
auf ein mit
-to-
gebildetes Part. Perf.
ie.
*g̑hū̌to-
‘angerufen’,
zur Wurzel
ie.
*g̑hau-,
*g̑hau̯ə-
‘rufen, anrufen’,
zurück,
so daß die substantivierte Form
ie.
*g̑hū̌tom
als
‘das (durch Zauberwort) angerufene oder berufene Wesen’
zu deuten wäre;
vgl. dazu
aind.
hávatē
‘ruft (an, herbei)’,
hūtá-
‘angerufen, herbeigerufen’,
puruhūtá-
‘von vielen angerufen’
(als Beiname Indras in den Veden),
griech.
kauchā́sthai
(
καυχᾶσθαι)
‘sich rühmen, prahlen’,
air.
guth
‘Stimme’,
gall.-lat.
gutuater
‘gallischer Priester’,
wohl aus
*g̑hutupətēr
‘Vater (d. h. Meister) des Anrufs (an Gott)’,
lit.
žavė́ti,
lett.
zavēt
‘zaubern’,
aslaw.
zъvati,
russ.
zvat’
(
звать)
‘rufen’.
Eine andere Deutung knüpft
germ.
*guða-
als
‘das (Wesen), dem geopfert wird’
an die Wurzel
ie.
*g̑heu-
(s.
gießen)
an,
mit einem im
Germ. allerdings nicht belegten Bezug
auf das Trankopfer.
–
Göttin
f.
‘weibliche Gottheit’,
ahd.
gutin,
gutinna
(um 1000),
mhd.
gotinne,
gotin,
gotīn,
seit dem 14. Jh. umgelautet
göt(t)in.
vergöttern
Vb.
‘zu einem Gott, göttlich machen, wie einen Gott behandeln, hoch verehren’
(17. Jh.),
Präfixbildung zu
frühnhd.
göttern,
gottern
‘Gott weihen’
(16. Jh.,
Luther
‘göttlich machen, göttliche Art verleihen’);
daneben
frühnhd.
gotten,
götten
‘vergöttlichen, ein Gott werden, zu einem Gott erklären’,
mhd.
goten
und
frühnhd.
vergotten
‘zu einem Gott machen, göttliche Verehrung erweisen’,
mhd.
vergoten
‘göttlich machen, in Gott verwandeln’;
Ableitungen vom Substantiv.
Gottheit
f.
‘als Gott verehrtes Wesen, Göttlichkeit, Gott’,
ahd.
got(a)heit
(um 1000),
mhd.
got(e)heit,
mnd.
gothēt,
mnl.
godheit,
nl.
godheid,
aengl.
godhād,
engl.
godhead.
göttlich
Adj.
‘Gott betreffend, von Gott kommend, einem Gott ähnlich, herrlich, wunderbar’,
ahd.
got(a)līh
(8. Jh.),
mhd.
got(e)lich,
göt(e)lich,
göttelich,
mnd.
gȫdelīk,
mnl.
god(d)elijc,
nl.
goddelijk,
aengl.
godlic,
engl.
godly,
anord.
guðligr.
Gottesdienst
m.
‘gemeinsame Verehrung Gottes durch die Gemeinde, Anbetung Gottes’,
mhd.
gotsdienst,
Zusammenrückung aus der schon
ahd. bezeugten Genitivverbindung
zi gotes thionōste
(9. Jh.).
Gottesfurcht
f.
‘Ehrfurcht vor Gott’
(Ende 15. Jh.),
Zusammenrückung der seit ahd. Zeit als Übersetzung von
lat.
timor deī
bestehenden Genitivverbindung
gotes forhta
(um 1000).
gottesfürchtig
Adj.
‘von Ehrfurcht vor Gott erfüllt’
(17. Jh.),
älter
mhd.
gotevorhtec;
vgl.
ahd.
gotafor(a)htal
(9. Jh.).
Gotteshaus
n.
‘Kirchengebäude, Tempel’,
ahd.
goteshūs
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
gothūs,
got(e)shūs,
frühnhd.
Gothaus,
im 17. Jh.
Gotteshaus;
vgl. die Genitivverbindung
ahd.
gotes hūs
(9. Jh.)
und
got.
gudhūs.
gottlob
Interjektion
Ausruf der Erleichterung;
aus Fügungen wie
ahd.
gilobōt sī got
(um 1000),
mhd.
dem gote sī lop,
nhd.
Gott sei Lob
(16. Jh.)
entwickelt sich die Kurzform
mhd.
gote lop,
zusammengerückt
mhd.
gotelop,
-lob.
gottlos
Adj.
‘Gott leugnend, nicht achtend, ruchlos’,
mhd.
gotlōs
(vereinzelt),
geläufig seit Anfang des 16. Jhs.;
vgl.
anord.
goðlauss,
got.
gudalaus;
Gottlosigkeit
f.
(1. Hälfte 16. Jh.).