Nichtachtung Gottes, Verwerflichkeit
Gottlosigkeit, die
Duden GWDS, 1999
Bedeutungen
1.
2.
Unglaube, Gottesleugnung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Gott · Göttin · vergöttern · Gottheit · göttlich · Gottesdienst · Gottesfurcht · gottesfürchtig · Gotteshaus · gottlob · gottlos · Gottlosigkeit
Gott
m.
(in polytheistischen Religionen)
übermenschliches,
(in monotheistischen Religionen)
höchstes, übernatürliches Wesen,
von dem sich der religiöse Mensch
seinem Glauben gemäß abhängig fühlt,
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
mnd.
got,
asächs.
aengl.
engl.
mnl.
nl.
god,
anord.
goð,
guð,
schwed.
gud,
got.
guþ
weisen auf
germ.
*guða-
‘Gott, Gottheit’,
im Plur.
‘Schicksalsmächte’,
das als Neutr. für männliche und weibliche Gottheiten gilt.
Unter christlichem Einfluß wird das Genus mask.,
und das Substantiv bezeichnet im gesamten germ. Sprachbereich den
‘Christengott’.
Die Herkunft ist nicht sicher geklärt.
Allgemein führt man
germ.
*guða-
auf ein mit
-to-
gebildetes Part. Perf.
ie.
*g̑hū̌to-
‘angerufen’,
zur Wurzel
ie.
*g̑hau-,
*g̑hau̯ə-
‘rufen, anrufen’,
zurück,
so daß die substantivierte Form
ie.
*g̑hū̌tom
als
‘das (durch Zauberwort) angerufene oder berufene Wesen’
zu deuten wäre;
vgl. dazu
aind.
hávatē
‘ruft (an, herbei)’,
hūtá-
‘angerufen, herbeigerufen’,
puruhūtá-
‘von vielen angerufen’
(als Beiname Indras in den Veden),
griech.
kauchā́sthai
(καυχᾶσθαι)
‘sich rühmen, prahlen’,
air.
guth
‘Stimme’,
gall.-lat.
gutuater
‘gallischer Priester’,
wohl aus
*g̑hutupətēr
‘Vater (d. h. Meister) des Anrufs (an Gott)’,
lit.
žavė́ti,
lett.
zavēt
‘zaubern’,
aslaw.
zъvati,
russ.
zvat’
(звать)
‘rufen’.
Eine andere Deutung knüpft
germ.
*guða-
als
‘das (Wesen), dem geopfert wird’
an die Wurzel
ie.
*g̑heu-
(s.
↗gießen)
an,
mit einem im Germ. allerdings nicht belegten Bezug
auf das Trankopfer.
Göttin
f.
‘weibliche Gottheit’,
ahd.
gutin,
gutinna
(um 1000),
mhd.
gotinne,
gotin,
gotīn,
seit dem 14. Jh. umgelautet
göt(t)in.
vergöttern
Vb.
‘zu einem Gott, göttlich machen, wie einen Gott behandeln, hoch verehren’
(17. Jh.),
Präfixbildung zu
frühnhd.
göttern,
gottern
‘Gott weihen’
(16. Jh.,
Luther
‘göttlich machen, göttliche Art verleihen’);
daneben
frühnhd.
gotten,
götten
‘vergöttlichen, ein Gott werden, zu einem Gott erklären’,
mhd.
goten
und
frühnhd.
vergotten
‘zu einem Gott machen, göttliche Verehrung erweisen’,
mhd.
vergoten
‘göttlich machen, in Gott verwandeln’;
Ableitungen vom Substantiv.
Gottheit
f.
‘als Gott verehrtes Wesen, Göttlichkeit, Gott’,
ahd.
got(a)heit
(um 1000),
mhd.
got(e)heit,
mnd.
gothēt,
mnl.
godheit,
nl.
godheid,
aengl.
godhād,
engl.
godhead.
göttlich
Adj.
‘Gott betreffend, von Gott kommend, einem Gott ähnlich, herrlich, wunderbar’,
ahd.
got(a)līh
(8. Jh.),
mhd.
got(e)lich,
göt(e)lich,
göttelich,
mnd.
gȫdelīk,
mnl.
god(d)elijc,
nl.
goddelijk,
aengl.
godlic,
engl.
godly,
anord.
guðligr.
Gottesdienst
m.
‘gemeinsame Verehrung Gottes durch die Gemeinde, Anbetung Gottes’,
mhd.
gotsdienst,
Zusammenrückung aus der schon ahd. bezeugten Genitivverbindung
zi gotes thionōste
(9. Jh.).
Gottesfurcht
f.
‘Ehrfurcht vor Gott’
(Ende 15. Jh.),
Zusammenrückung der seit ahd. Zeit als Übersetzung von
lat.
timor deī
bestehenden Genitivverbindung
gotes forhta
(um 1000).
gottesfürchtig
Adj.
‘von Ehrfurcht vor Gott erfüllt’
(17. Jh.),
älter
mhd.
gotevorhtec;
vgl.
ahd.
gotafor(a)htal
(9. Jh.).
Gotteshaus
n.
‘Kirchengebäude, Tempel’,
ahd.
goteshūs
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
gothūs,
got(e)shūs,
frühnhd.
Gothaus,
im 17. Jh.
Gotteshaus;
vgl. die Genitivverbindung
ahd.
gotes hūs
(9. Jh.)
und
got.
gudhūs.
gottlob
Interjektion
Ausruf der Erleichterung;
aus Fügungen wie
ahd.
gilobōt sī got
(um 1000),
mhd.
dem gote sī lop,
nhd.
Gott sei Lob
(16. Jh.)
entwickelt sich die Kurzform
mhd.
gote lop,
zusammengerückt
mhd.
gotelop,
-lob.
gottlos
Adj.
‘Gott leugnend, nicht achtend, ruchlos’,
mhd.
gotlōs
(vereinzelt),
geläufig seit Anfang des 16. Jhs.;
vgl.
anord.
goðlauss,
got.
gudalaus;
Gottlosigkeit
f.
(1. Hälfte 16. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
↗Atheismus
·
Glaubenslosigkeit
·
↗Gottesleugnung
·
Gottlosigkeit
·
↗Religionslosigkeit
·
↗Unglaube
·
↗Ungläubigkeit
Oberbegriffe |
|
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
↗Asebie
·
Gottlosigkeit
·
Unfrömmigkeit
Typische Verbindungen zu ›Gottlosigkeit‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Gottlosigkeit‹.
Verwendungsbeispiele für ›Gottlosigkeit‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Freilich ist nicht anzunehmen, mit zunehmender Bildung nähme die Gottlosigkeit überhand.
Die Zeit, 11.04.2007, Nr. 13
Sie waren Patrioten und haben kein Unrecht und keine Gottlosigkeit begangen.
o. A.: Zweihundertzweiter Tag. Dienstag, 13. August 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 526
Sie warten nur darauf, dass unschuldige muslimische Kinder um die Ecke biegen, die dann in die Gottlosigkeit gestoßen werden sollen.
Süddeutsche Zeitung, 13.11.2004
Aber diese Gottlosigkeit ist nicht eine Theorie wie jene der sonstigen Atheisten.
Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie, Bd. 2: Neuzeit und Gegenwart. In: Bertram, Mathias (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1952], S. 2053
Dieser Freimütigkeit hatte er seine Verurteilung wegen »Gottlosigkeit« zu danken.
Vorländer, Karl: Geschichte der Philosophie. In: Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1913], S. 6903
Zitationshilfe
„Gottlosigkeit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gottlosigkeit>, abgerufen am 17.01.2021.
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