Grätsche, die
Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Grätsche · Nominativ Plural: Grätschen
Aussprache [ˈgʀɛːʧə]
Worttrennung Grät-sche
Grundformgrätschen
Wortbildung
mit ›Grätsche‹ als Erstglied:
Grätschabschwung
· Grätschaufschwung · Grätschsitz · Grätschsprung · Grätschstand · Grätschstellung
· mit ›Grätsche‹ als Letztglied: Blutgrätsche · Kreisgrätsche
· mit ›Grätsche‹ als Letztglied: Blutgrätsche · Kreisgrätsche
Mehrwortausdrücke
die Grätsche machen
Dieses Stichwort finden Sie im DWDS-Themenglossar Fußball. |
Bedeutungsübersicht
- 1. [Sport] Stellung mit gestreckten und gespreizten Beinen; Sprung mit
seitwärts
gestreckten und gespreizten Beinen (über Bock, Pferd,
Kasten)
- ● [bildlich, gelegentlich übertragen, umgangssprachlich] ⟨in die Grätsche gehen⟩, ⟨die Grätsche machen⟩
- 2. [Fußball] Abwehrversuch eines Spielers, bei dem dieser versucht, den Ball
mit
ausgestreckten
Beinen und am Boden rutschend zu erreichen, um ihn vom Gegenspieler zu
trennen
- ● [bildlich] unfaire (verbale) Attacke
Wahrig und DWDS
Bedeutungen
1.
Sport Stellung mit gestreckten und gespreizten Beinen; Sprung mit seitwärts gestreckten und gespreizten Beinen (über Bock, Pferd, Kasten)
Kollokationen:
in Präpositionalgruppe/-objekt: in die Grätsche gehen
Beispiele:
Sie [die jungen Trampolinspringer]
zeigten das ganze Register der Grundsprünge wie Hocke, Bücke,
Grätsche, Salto und Schraube, die dann in einigen
Jahren […]
bis zu extremen Kombinationen (wie zum Beispiel einem dreifachen Salto mit
dreifacher Schraube) getrieben werden können. [die tageszeitung, 05.03.1990]
Die Gruppe der Schülerinnen und Schüler hüpften bei flotter Musik
über Trampolin und Kasten und auch die Jungs und Mädchen des Jugendturnens
überzeugten das Publikum unter anderem mit sauberen
Grätschen und Rückwärtssalti. [Südkurier, 23.10.2019]
»Jetzt müsst ihr euch alle hintereinander
aufstellen«, sagt M[…]. Gustav [ein Hund] weiß Bescheid. Im Slalom schlängelt er sich an den
Kinderbeinen vorbei. Anschließend gehen alle Jungen und Mädchen in die
Grätsche. [Neue Westfälische, 14.05.2015]
Beine in die Grätsche, nach unten beugen,
Rücken dabei gerade machen. [Bild, 29.01.2015]
bildlich Damit [mit der Reduktion auf das Notwendigste] gelingt diesen Filmen auch die
Grätsche zwischen heroisch‑romantischem
Genre‑Kino und einer Anmutung von zeitgenössischer Realität. [Die Zeit, 05.10.2000]
Als erste Übung wird die Grätsche über den
Bock geturnt. [Borrmann, Günter / Mügge, Hans: Gerätturnen in der Schule. Berlin: Volk u. Wissen 1957, S. 282]
●
bildlich, gelegentlich übertragen, umgangssprachlich
Phraseme:
⟨in die Grätsche gehen⟩
⟨die Grätsche machen (= unter großem Gewicht, hoher Belastung oder angesichts enormer Herausforderungen in eine bedrohliche Schieflage geraten)⟩
Beispiele:
Ein anderer Kürbis polterte in die Schubkarre, die unter dem
Gewicht empfindlich in die Grätsche ging. [Thüringer Allgemeine, 31.10.2012]
Eigentlich sollte das stabile Stoffdach die Gartenmöbel darunter
schützen. Aber wer rechnete in unseren Breiten schon mit 40 Zentimeter
Schnee auf einmal? […] Das gute Stück machte die
Grätsche. [Thüringer Allgemeine, 08.04.2021]
Schauen wir uns doch nur die Auswirkungen der vergangenen beiden
Sommer an: Unsere Wälder haben die Grätsche
gemacht. [Neue Osnabrücker Zeitung, 17.01.2020]
Noch nie wurde eine Wahl zum EU‑Parlament so wichtig genommen.
Europa hat Fehler gemacht. Angesichts der Bedrohung von rechts ist es in
die Grätsche gegangen. Hat die
Demokratieverächter in Polen und Ungarn nicht rechtzeitig
gestoppt. [Frankfurter Rundschau, 27.05.2019]
Als er […] endlich oben saß, ging das
Luftkissen in die Grätsche. [Allgemeine Zeitung, 19.07.2003]
2.
Fußball Abwehrversuch eines Spielers, bei dem dieser versucht, den Ball mit ausgestreckten Beinen und am Boden rutschend zu erreichen, um ihn vom Gegenspieler zu trennen
siehe auch Blutgrätsche
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine eingesprungene, harte, brutale Grätsche
in Präpositionalgruppe/-objekt: zu einer Grätsche ansetzen
Beispiele:
Für eine Grätsche mit gestrecktem Bein zeigte
Schiedsrichter Robert Hartmann Leverkusens Sebastian Boenisch die Rote
Karte. [Der Spiegel, 05.12.2015 (online)]
Verbissene Zweikämpfe, beherzte
Grätschen und insgesamt 22 Fouls –
[…] auf dem Platz [ging es] ordentlich zur Sache, was unter dem Strich aber
nichts gegen das verbale Nachspiel im Anschluss an die Partie
war. [Nachspielzeit im Eintracht-Streit, 09.03.2021, aufgerufen am 17.03.2021]
Der
Schiedsrichter ahndete die Aktion mit der Roten Karte.
Vor Gericht sagte er als Zeuge aus, dass der Beklagte von vorne kommend mit
beiden gestreckten Beinen und offener Sohle eine
Grätsche gemacht habe, die übertrieben hart
gewesen sei. [Neue Osnabrücker Zeitung, 29.01.2021]
Hanke sah nach einer Grätsche gegen Kramny
die Rote Karte. [Bild, 19.10.1998]
Er [Effenberg] sei
feldverweisgefährdet, weil er versucht hatte, den Ball nahe der Seitenlinie
zu fangen, und nach einer Kontroverse mit eingesprungener
Grätsche Norbert Hofmann angesprungen hatte. [Süddeutsche Zeitung, 16.02.1998]
●
bildlich unfaire (verbale) Attacke
Beispiele:
Die Grätsche ist […] das (verbale) Mittel der Wahl, wenn man sich
die jüngste Zeitgeschichte, wenn man sich die Politik und die
Gesellschaft dieser Tage so anschaut. [Hamburger Abendblatt, 07.06.2016]
Kommendes Jahr wieder gemeinsam feiern, mehr Achtung gegenüber
der Natur haben, Mitmenschlichkeit beibehalten und
Grätschen gegen freie Berichterstattung
einfach mal sein lassen: Das wären gute Vorsätze für 2021. [Neue Westfälische, 31.12.2020]
Wie sehr die CSU eine Koalition im Bund mit den Grünen fürchtet,
verdeutlichten die verbalen Grätschen vergangener
Tage: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Finanzminister
Markus Söder […] geißelten
übereinstimmend entsprechende Spekulationen. Grün? Nicht mit der CSU! [Süddeutsche Zeitung, 31.08.2016]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
grätschen · Grätsche
grätschen Vb. ‘die Beine spreizen, mit gespreizten Beinen springen’ (17. Jh.), üblich in der Fechtersprache (Mitte 18. Jh.), dann durch Vieth (1795) und Jahn (1814) in die Turnersprache übernommen; seitdem allgemein. Intensivbildung zu nicht mehr gebräuchlichem gräten ‘die Beine spreizen, große, weite Schritte machen’ (14./15. Jh.). Aus gräten und seinen zahlreichen mundartlichen Varianten (graten, grätten, gretten, greiten, gritten) kann ein Ansatz germ. *grī̌- ‘gespreizt, auseinanderklaffen’ erschlossen werden; weitere verwandtschaftliche Beziehungen sind nicht erkennbar. – Grätsche f. ‘Sprung, Stellung mit seitwärts gespreizten Beinen’, seit Jahn (1816) in der Turnersprache. Vgl. älteres Grät-, Grätschsprung (Vieth 1793), zuvor (in der Reitkunst) der gekretschelte Sprung (um 1660).
Typische Verbindungen zu ›Grätsche‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Grätsche‹.
Zitationshilfe
„Grätsche“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gr%C3%A4tsche>.
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