Gras
n.
in Halmen wachsende grüne Pflanze
mit schmalem Blatt und ährenförmigem Blütenstand,
auch
‘Rasen, Wiese’,
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
asächs.
mnd.
mnl.
nl.
gras,
afries.
gers,
gres,
aengl.
græs,
gærs,
engl.
grass,
anord.
gras,
schwed.
gräs,
got.
gras
(
germ.
*grasa-)
läßt sich mit
lat.
grāmen
‘Gras’
(aus
*grasmen)
verbinden.
Daraus ist
ie.
*ghrəs-
‘Gras, Pflanzentrieb’
zu erschließen,
das mit erweiterndem
s
auf
ie.
*ghrə-,
eine Form der Wurzel
ie.
*gher(ə)-
‘hervorstechen’
(von Pflanzentrieben, Stacheln, Borsten, Erderhebungen, Kanten),
weiterführend auch
‘wachsen, grünen’,
zurückgeht.
Zur gleichen Wurzel gehören
Grat,
Gräte,
Granne
und
grün
(s. d.).
–
grasen
Vb.
‘Gras abfressen’,
ahd.
grasōn
‘weiden, Gemüse pflanzen’
(9./10. Jh.),
mhd.
grasen
‘Gras schneiden, weiden’;
abgrasen
Vb.
‘Gras abweiden, abmähen’
(15. Jh.),
übertragener Gebrauch seit dem 19. Jh.
Graser
m.
(Jägersprache)
‘Zunge des Rotwildes’
(18. Jh.).
grasig
Adj.
‘mit Gras bewachsen, grasähnlich’,
ahd.
grasag
(um 1000),
mhd.
grasec.
Grasmücke
f.
kleiner, in Gebüsch und Hecken lebender Singvogel,
ahd.
grasmugga
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
gras(e)mucke
(aus
*grasa-smukka).
Im zweiten Bestandteil des Vogelnamens
sieht man ein Nomen agentis zu dem unter
schmiegen
(s. d.)
behandelten Verb.
Das Nomen,
das das anlautende
s-
früh verloren haben muß,
weist Schwundstufe und die für Intensiv- bzw. Iterativbildungen
(wie
schmücken,
schmuggeln,
s. d.)
charakteristische Konsonantengemination auf;
semantisch folgt es
mhd.
smiegen
und
smucken,
smücken,
beide
‘in etw. eng Umschließendes drücken’,
reflexiv
‘sich ducken’.
Die
ahd. Überlieferung
bietet zahlreiche Varianten
(mit und ohne Fugenvokal);
neben den Formen auf
-mugga
stehen von Anfang an solche auf
-mucca.
Das beweist,
daß irrtümlich schon früh Zusammenhang mit
ahd.
mugga,
Variante
mucca,
nhd.
Mücke
(s. d.)
empfunden wird.