ironisch, meist abwertend, oft spöttisch jmd., der in einer als moralisierend, selbstgerecht, naiv und realitätsfern empfundenen Weise der politischen Korrektheit entsprechende, als übertrieben altruistisch o. ä. eingeschätzte Auffassungen, Ziele und Forderungen vertritt
im öffentlichen Sprachgebrauch häufig dem politischen
Konservatismus zugeordnete, oft als polemisches, herabwürdigendes Schlagwort
geltende Fremdbezeichnung für politische Gegner, besonders des linken und
alternativen Spektrums
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein selbstloser, naiver, notorischer, linker, grüner, politisch korrekter Gutmensch
in vergleichender Wort-/Nominalgruppe: jmdn. als Gutmenschen diffamieren, abtun
in Koordination: Gutmenschen und Moralapostel
Beispiele:
Da stören Fakten, und der Gutmensch hebt den
Zeigefinger des Berufsmoralisten. Uns geht es gut, wir müssen helfen – das
Mantra der Gutmenschen. [conservo.wordpress.com, 26.07.2015]
Die Bezeichnung »Gutmensch« ist nach Ansicht der Jury ein Unwort, weil damit »das ethische Ideal des ›guten Menschen‹ in hämischer Weise« aufgegriffen werde, »um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren«. [Der Standard, 17.01.2012]
Der Gutmensch ist schwer erträglich, weil er
sich immer auf die moralisch unangreifbare Seite stellt. […] [Die Zeit, 22.12.2009]
Dieses Buch ist, und das macht es fast unerträglich, reine Lehre,
geschrieben im missionarischen Ton eines hundertprozentigen
Gutmenschen. Nichts, was ein politisch korrektes
Bewusstsein empören müsste, ist ausgelassen: Ausbeutung der Erde, Ausbeutung
der Frauen, Kolonialisierung ethnischer Randgruppen und so
weiter. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.04.2000]
scherzhaftDies [Mauritius] ist eine
multikulturelle Insel, ein Eiland der Herzlichkeit, […] auf dem so viele
Gutmenschen leben, wie man sie normalerweise nur
auf evangelischen Kirchentagen antrifft. [Die Zeit, 22.04.1999]