Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.
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Bedeutungen

1.
großer, hohler, unausgefüllter Raum in der Erde oder zwischen Felsen
a)
Beispiele:
eine große, enge, dunkle, feuchte, tiefe, unterirdische Höhle
in eine Höhle kriechen
den Eingang einer Höhle (im Felsen) entdecken
die Kinder bauten sich [Dativ] eine Höhle
die Wand des Steilufers hat viele Höhlen
die Steinzeitmenschen lebten in Höhlen, legten ihre Höhlen in Felsgebieten an
die Wände der Höhlen waren oft mit Zeichnungen bedeckt
b)
Behausung von Säugetieren, Bau
Beispiele:
das Raubtier saß in seiner Höhle, verließ seine Höhle, kroch, schlüpfte aus seiner Höhle
der Bär tappte aus seiner Höhle hervor, hielt in seiner Höhle Winterschlaf
übertragen
Beispiel:
umgangssprachlichsich in die Höhle das Löwen begeben, wagen (= beherzt, unerschrocken eine gefürchtete Person aufsuchen)
2.
abwertend, übertragen schlechter, armseliger Wohnraum
Beispiele:
in den Großstädten wohnten die armen Leute einst in elenden Höhlen
an geöffneten Ziegenställen und allen Arten schmutziger, fensterloser, kellerartiger Höhlen vorüber [ G. Hauptm.Ketzer4,91]
3.
Vertiefung, in der das Auge liegt, Augenhöhle
Grammatik: meist im Plural
Beispiele:
seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, leuchteten aus tiefen Höhlen
er lauschte, starrte so angestrengt, dass die Augen fast aus den Höhlen traten, sprangen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
hohl · Höhle · Höhlung · hohläugig · Hohlspiegel · Hohlweg
hohl Adj. ‘innen nicht ausgefüllt, leer, nach innen gekrümmt, konkav, dumpf klingend, ohne inneren Gehalt’. Die Herkunft des germ. Adjektivs ahd. (8. Jh.), mhd. asächs. mnd. mnl. nl. aengl. hol (vgl. sustantiviertes engl. hole ‘Loch, Grube, Höhle’), anord. holr (germ. *hula-) ist nicht geklärt. Falls sich aind. kulyam ‘Aufbewahrungsort für die Knochen eines verbrannten Leichnams’, kulyā́ ‘Bach, Graben, Kanal’, kúlam ‘Geschlecht, Sippe, Menge, Herde’, mahā-kulá- ‘eine große Höhlung habend’ und griech. kaulós (καυλός) ‘Stengel, Federkiel, Schaft’, lat. caulis (vlat. cōlis) ‘Stengel, Stiel, Strunk, Kohl’ (s. Kohl1), mir. cuaille ‘Pfahl’, lit. káulas ‘Knochen, Bein, Kern im Steinobst’, lett. kauls ‘Knochen, Stengel, Kern, Schale’, apreuß. kaulan ‘Knochen, Bein’ vergleichen lassen, kann von ie. *kaul-, *kul- ‘hohl, Hohlstengel, Röhrenknochen’ ausgegangen werden. – Höhle f. ‘Hohlraum in der Erde, im Felsen, Tierbehausung’, ahd. holī (8. Jh.), hulī (9. Jh.), mhd. höl(e), hüle; Abstraktbildung zum Adj. Höhlung f. ‘ausgehöhlte Stelle, Vertiefung, Einbuchtung’, frühnhd. holung (15. Jh.), Abstraktum zu seltenem höhlen ‘hohl machen’, mhd. höln, vgl. ahd. holōn (10. Jh.), mhd. holn, got. ushulōn ‘aushöhlen’; heute meist aushöhlen (15. Jh.). hohläugig Adj. ‘mit tiefliegenden Augen’ (16. Jh.). Hohlspiegel m. ‘Spiegel mit nach innen gewölbter Oberfläche’ (18. Jh.). Hohlweg m. ‘Weg durch einen Geländeeinschnitt’ (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Aushöhlung · Bau · Hohlraum · Höhle · Höhlung
Unterbegriffe
Assoziationen

Geologie
Gewölbe · Grotte · Gruft · Höhle
Unterbegriffe
  • Lourdesgrotte · Mariengrotte

Typische Verbindungen zu ›Höhle‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Höhle‹.

Abri Baumhöhle Dolinen Eingang Eiszeitkunst Erdloch Felsband Felsformation Felsspalte Felsüberhang Grotte Karsterscheinung Karsthöhle Karstquelle Löw Löwe Löwin Schlucht Spalte Stollen ardeatinischen gegraben gertrudenberger graben prähistorisch selbstgegraben unterirdisch Überhang überflutet

Verwendungsbeispiele für ›Höhle‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Er hatte sich aus Decken eine Art Höhle gemacht, er lag allein, gegen die Nachbarn abgedeckt, auf seinem Bett. [Salomon, Ernst von: Der Fragebogen, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1961 [1951], S. 1027]
Ihre Augen lagen groß in den Höhlen, ihr Kinn war hart geworden. [Kolbenheyer, Erwin Guido: Paracelsus, München: J. F. Lehmanns 1964 [1917], S. 156]
Etwa sieben Meter über ihm war die Decke der Höhle. [Glavinic, Thomas: Die Arbeit der Nacht, München Wien: Carl Hanser Verlag 2006, S. 167]
Trotzdem baute er eine Höhle mit seiner Hand um ihre. [Kuckart, Judith: Lenas Liebe, Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag 2002, S. 147]
Die Bilder befinden sich in der 124 m langen Höhle, 65 m hinter einem der 2 Eingänge. [o. A.: Lexikon der Kunst – F. In: Olbrich, Harald (Hg.), Lexikon der Kunst, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1989], S. 4761]
Zitationshilfe
„Höhle“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/H%C3%B6hle>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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