Haft1
f.
‘polizeilicher Gewahrsam, Gefangenschaft’.
Auf das
Westgerm. beschränkt sind die Feminina
mhd.
haft
‘Fesselung, Gefangenschaft, Befestigung’
(
frühnhd.
auch
‘Beschlagnahme’),
mnd.
hacht
‘Anspruch, Berechtigung, Haft’,
wohl auch
aengl.
hæft
‘Gefangennahme, Haft’
und
ahd.
hafta
‘Verknüpfung, Griff, Gefangennahme’
(9. Jh.),
mhd.
hafte
‘Verknüpfung, Haft, Verwahrung, Hindernis’,
mnd.
hacht(e),
hafte
‘Gefängnis, Haft’,
anfrk.
hafta
‘Gefangenschaft’,
mnl.
hachte
‘Gefangenschaft, Gefahr, schwierige Lage’.
Daneben kennt das
Germ.
ein in den Verwendungen sich mit den Feminina vermischendes
maskulines und neutrales Substantiv
ahd.
haft
m. n.
‘Band, Fessel, Gefangenschaft’
(9. Jh.),
mhd.
haft
m.
‘Band, Fessel, Knoten, Halt’
(
spätmhd.
auch
‘Bürgschaft’),
nhd.
Haft
m.
‘Verbindung, Naht, Fessel, Haltevorrichtung’
(bis ins 18. Jh.,
vgl. dazu
das Deminutivum
mhd.
haftel,
haftelīn,
heftel,
heftelīn,
obd.
Haftel,
omd.
Heftel
n.
‘Verschluß aus Haken und Öse’),
aengl.
hæft
m.
‘Band, Fessel, Gefangenschaft’,
anord.
hapt
n.
‘Fessel’
sowie ein Maskulinum
mhd.
haft,
aengl.
hæft,
anord.
haptr
‘Gefangener’,
das sich zum Adjektiv
ahd.
(9. Jh.),
mhd.
haft
‘gebunden, gefangen’
(s.
-haft)
stellt.
Alle diese nominalen Bildungen
(und weiterhin die bei
Heft1
angegebenen
germ. Formen,
s. d.)
weisen die auch für
heben
und
haben
(s. d.)
vorauszusetzende Wurzel
ie.
*kap-
auf;
sie bewahren
(im Unterschied zu den genannten Verben)
deren ursprüngliche Bedeutung
‘fassen’
(vgl.
lat.
capere
‘nehmen, fassen, ergreifen’,
captīvus
‘gefangen, erbeutet’).
Wohl ebenfalls an diese Gruppe anzuschließen
(vielleicht als Rückbildung aus dem Verb
haften,
s. unten)
ist der Insektenname
Haft2
m.
n.
‘Eintagsfliege’
(18. Jh.,
vgl. gleichbed.
nl.
haft,
haf
n.,
17. Jh.),
dessen Pluralform
Hafte
von
Oken
in die
dt. zoologische Fachsprache übernommen wird
(s.
Eintagsfliege).
Eine junge Zusammensetzung mit
nhd.
Haft
f.
‘polizeilicher Gewahrsam’
ist
Haftbefehl
m.
‘schriftliche richterliche Verfügung, eine Person zu verhaften’
(2. Hälfte 19. Jh.)
für älteres
Haftbrief
(16. Jh.).
–
haften
Vb.
‘fest an einem Gegenstand hängen, kleben’,
in der Fügung
für etw., jmdn. haften
‘bürgen, einstehen, verantwortlich sein’,
ahd.
haftēn
‘hängen, kleben, festhalten, zugeordnet, verbunden sein’
(9. Jh.),
mhd.
haften
‘befestigt sein, anhängen, zugehören’,
asächs.
hafton
‘haften’,
mnd.
haften,
hachten,
mnl.
hachten
‘haften, befestigen, gefangennehmen’
(
mnd.
auch
‘bürgen’).
Das Verb basiert wie das unter
heften
(s. d.)
dargestellte,
anders abgeleitete
gemeingerm. Faktitiv
auf dem in
ahd.
haft
‘gebunden, gefangen’
vorliegenden
germ. Adjektiv
(s.
-haft).
Seit Mitte des 14. Jhs.
ist der vor allem rechtssprachliche Gebrauch im Sinne von
‘bürgen’
bezeugt.
Nur noch hierzu gehört heute das Verbalsubstantiv
Haftung
f.
‘Verpflichtung, für etw. oder jmdn. einzustehen’
(so seit dem 14. Jh.,
im älteren
Nhd. auch
‘Gefangennahme’),
ahd.
haftunga
‘Gefangenschaft’
(um 900),
mhd.
haftunge
‘Gefangennahme, Haft, das Festhalten’,
mnd.
haftinge
‘Haft’.
verhaften
Vb.
‘gefangennehmen’
(17. Jh.,
zuvor
‘pfänden, beschlagnahmen, verbinden, befestigen’,
15. Jh.),
transitivierende Präfixbildung zu
haften
(s. oben)
anstelle von vorausgehendem
mhd.
frühnhd.
verheften
(Part. Prät.
verhaft,
verheftet)
‘einheften, befestigen, verbinden, vorenthalten’
(
frühnhd.
auch
‘festnehmen, pfänden’),
dieses zu
mhd.
heften
(s.
heften);
Verhaftung
f.
‘Gefangennahme’
(16. Jh.,
zunächst auch
‘Verbindung, Befestigung’),
vgl.
frühnhd.
verheftunge
‘Beschlagnahme’
(15. Jh.).
Das Part. Prät. von
verhaften
verselbständigt sich im
Nhd. als
verhaftet
Part.adj.
‘eng mit etw. verbunden, in etw. verwurzelt’
(16. Jh.).
inhaftieren
Vb.
in der Kanzleisprache des 18. Jhs. als Synonym für
verhaften
aufkommend,
ist eine latinisierende Bildung
(mit
in-1,
s. d.) zu
Haft
(wohl unter Einfluß der präpositionalen Fügung
in Haft).