Haken
m.
‘ganz oder an der Spitze gebogenes und daher zum Festhalten, Aufhängen, Ziehen dienendes Gerät’.
Ahd.
hāggo,
hā(c)ko
(um 800),
mhd.
hāke(n),
vereinzelt
haggen
‘Haken’
zeigt nach langem Vokal Reste
germ. Konsonantengemination;
daneben stehen gleichbed.
mnd.
hāke,
mnl.
hāke,
haec,
nl.
haak
mit nicht geminiertem stimmlosem Guttural
(
germ.
*hēgg-,
*hēk-),
ferner mit qualitativem Ablaut
(
germ.
*hak-)
asächs.
hako
‘Haken’,
aengl.
haca
‘Riegel’,
anord.
Haki
(Personenname,
eigentlich
‘Haken’),
schwed.
hake
‘Haken’
(und,
wohl aus dem
Nord. entlehnt,
engl.
mundartlich
hake
‘Haken’)
sowie die dehnstufigen Bildungen
asächs.
hōk
‘Haken, Angel’,
mnd.
hōk,
hūk
‘Winkel, Ecke, Landspitze’,
mnl.
hoec,
houc
‘Ecke, Winkel, Haken, Gegend’,
nl.
hoek
‘Ecke, Winkel’,
aengl.
hōc
‘Haken, Winkel, Ecke’,
engl.
hook
‘Haken’
(
germ.
*hōk-;
vgl. hierzu die
jōn-Ableitung
anord.
hœkja
‘Krücke’).
Die
germ. Wortgruppe,
zu der auch
hacken,
Hechel,
Hecht
und wohl auch
Hacke1
(s. d.)
gehören,
verbindet sich mit
russ.
kógot’
(
коготь)
‘Klaue, Kralle, gekrümmte Eisenspitze’,
obsorb.
kocht
‘Granne’
und
mir.
ail-cheng
‘Waffengestell’,
so daß von einer Wurzel
ie.
*keg-,
*kek-
‘Pflock zum Aufhängen, Haken, Henkel’,
auch
‘spitz sein’
auszugehen ist.
Im
Dt. schließen sich an die Ausgangsbedeutung
verschiedene spezielle Verwendungen des Substantivs an,
so im
Spätmhd. und
Frühnhd.
‘einfacher, in seiner ältesten Form nur aus einer Astgabel bestehender Pflug ohne Räder’
(jünger dafür
Hakenpflug,
18. Jh.)
und im
Frühnhd.
‘schwere Handfeuerwaffe mit einem Dorn zur Auflage auf ein Gestell’
(15. Jh.;
daneben verdeutlichendes
Hakenbüchse,
15. Jh.,
vgl.
mnd.
hākebüsse);
einen Haken schlagen
‘plötzlich die Richtung ändern, einen Bogen machen’
(16. Jh.,
Anfang 19. Jh.
besonders in der Jägersprache
mit Bezug auf den fliehenden Hasen);
Haken
im Sinne von
‘Schlag mit angewinkeltem Arm’
findet sich im 20. Jh. als Terminus des Boxsports.
Gebräuchliche Wendungen sind ferner
die Sache hat einen Haken,
frühnhd.
es hat ein häcklin
‘eine Schwierigkeit, einen verborgenen Nachteil’
(16. Jh.,
vgl.
spätmhd.
dā sī vil līht ein hekel bī)
sowie das bereits in
mhd. Dichtungen paraphrasierte Sprichwort
was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten
‘bestimmte Charakteranlagen oder Talente zeigen sich schon in früher Jugend’.
–
haken
Vb.
‘mit einem Haken greifen, anhängen’
(so schon
mnd.
hāken,
dagegen
frühnhd. zunächst
‘mit einem Haken versehen, biegen, krümmen’,
15. Jh.),
auch intransitiv
‘(an einem Haken) hängenbleiben, festhängen, sich verklemmen’
(18. Jh.).
Geläufiger sind Präfixbildungen wie
aushaken
Vb.
‘etw., sich vom Haken lösen’
(um 1800;
die aus der Technik übernommene Metapher
es hakt aus
‘es funktioniert nicht mehr’
wird heute oft auf geistiges Versagen angewandt)
und
einhaken
Vb.
‘mit einem Haken befestigen, verbinden’
(16. Jh.,
auch
einhäkeln,
17. Jh.;
vgl. auch
sich bei jmdm. einhaken
‘seinen Arm in den eines anderen einhängen’),
jetzt häufig übertragen
‘eingreifen, sich einmischen’.