scherzhaft, übertrieben, gelegentlich ironisch Arzt (im Arbeitskittel)
Beispiele:
Starre Hierarchien sind in vielen Krankenhausabteilungen an der
Tagesordnung, vielerorts herrscht der Chefarzt noch immer als
Halbgott in Weiß mit dem Oberarzt als rechter
Hand, die anderen Mitarbeiter fühlen sich oft bestenfalls als geduldete
Lakaien. [Die Zeit, 26.02.2014 (online)]
Sehr schnell nach dem Zweiten Weltkrieg fühlten sich viele Ärzte
wieder als Halbgötter in Weiß. Auf dem Bayerischen
Ärztetag 1947 sagte der stellvertretende Präsident: »Wenn auf der Wäsche
einige hässliche Flecken sind, dann wird sie nicht dadurch sauber, dass man
sie vor aller Welt aufhängt.« [Süddeutsche Zeitung, 18.06.2018]
Mit einem Medizinstudium sympathisierte ich, seit ich 16 Jahre alt
war. Mein Vater war von der Idee, dass ich Arzt werden wollte, gar nicht
angetan. […] Als Pastor hatte er geradezu eine Aversion gegen
»die Halbgötter in Weiß«. […] [Bild, 14.03.2018]
Zweifel am Halbgott in Weiß
[Titel] Immer mehr Patienten vermuten, falsch
behandelt worden zu sein. Die AOK Bayern fordert eine Umkehr der
Beweispflicht [Titel] [Süddeutsche Zeitung, 29.05.2017]
Die Zeit der »Halbgötter in Weiß«, die ein
Patient kaum anzusprechen wagte, ist vorbei. […] Auch wenn Chefärzte oft genug immer noch das
alte, auf Einschüchterung angelegte Spiel der Visite spielen – sie sind
nicht mehr die unangefochtenen Autoritäten, die sie zu Sauerbruchs Zeiten
noch darstellten. [Die Welt, 30.03.2015]
Das Landarztidyll, das die Vorabendserien im Fernsehen vorgaukeln,
hat leider nichts mit der Realität zu tun. Denn dann müssten sich junge
Mediziner um die Praxis auf dem Lande geradezu reißen, in der ihnen von der
dankbaren Bevölkerung als Halbgott in Weiß gehuldigt
wird. Doch dem ist nicht so. Viele Mediziner auf dem Land finden keinen
Nachfolger. [Die Welt, 02.12.2011]
Der Arztberuf im Krankenhaus ist auf dem besten Wege, eine ganz
normale Dienstleistung zu werden, auch weil solche Dinge wie Transparenz und
Qualitätssicherung für die ärztliche Arbeit immer wichtiger werden. Wir
erleben gerade den Abschied vom Halbgott in Weiß,
eine Art Säkularisierung. Der Beruf wird auf allen Ebenen
normaler. [Der Spiegel, 07.11.2005, Nr. 45]
Arzt gilt gemeinhin als Traumberuf, gesellschaftlich genießen die
Halbgötter in Weiß höchstes Ansehen. Hinter den
Kulissen sieht die Welt freilich weniger schön aus. Ärzte an Kliniken klagen
über hohe Arbeitsbelastung, geringe Bezahlung, starre Hierarchien und
undurchdringliche Bürokratie. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.09.2004]
Halbgötter in Weiß – das war einmal. Die deutsche
Medizinerzunft ist nicht mehr glaubwürdig, meint ein Internist aus
Berlin. [Der Tagesspiegel, 04.04.2003]