Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Halt, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Halt(e)s · Nominativ Plural: Halte
Aussprache  [halt]
Grundformhalten
Wortbildung  mit ›Halt‹ als Erstglied: Halt machen · haltlos · haltmachen
 ·  mit ›Halt‹ als Letztglied: Anhalt · Bedarfshalt · Einhalt · Rückhalt · Znünihalt · Zvierihalt · Zwischenhalt
 ·  mit ›Halt‹ als Binnenglied: Ohnehaltflug
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
das Festhalten, Stützen oder Befestigtsein; etw. zum Festhalten, Stützen, Befestigen
Grammatik: nur im Singular
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein fester Halt
als Akkusativobjekt: Halt suchen, finden, bieten, geben, verleihen; den, seinen Halt verlieren
Beispiele:
er suchte Halt am Geländer, an der WandWDG
den festen Halt unter den Füßen verlierenWDG
der Stützverband gab dem Gelenk HaltWDG
in diesen Sandalen hat der Fuß nicht genug HaltWDG
der Bücherstoß hat keinen Halt (= wird umfallen)WDG
Busfahrgäste müssen damit rechnen, dass ein Bus ruckartig anhält oder anfährt und selbst für sicheren Halt sorgen. [Süddeutsche Zeitung, 11.01.2003]
Implantate sind ein Stück Lebensqualität und sorgen für stabilen Halt und ein Kaugefühl wie auf eigenen Zähnen, sie ermöglichen ein festes Zubeißen und ein unbeschwertes Lachen. [Ästhetische Zahnheilkunde, 15.09.2020, aufgerufen am 18.09.2020]
Unkontrollierte Flugbewegungen im Auto sind unerwünscht, da gefährlich: Daher sollte man, wenn man allein fährt, nichts ungesichert auf dem Beifahrersitz ablegen. […] Er [ein für Autofahrten konzeptionierter Reisekoffer] kann in geöffnetem Zustand mit dem Beifahrer‑Sicherheitsgurt festgezurrt werden und bietet in seinen unterteilten Höhlungen mit Antirutschbelag sicheren Halt für alles, was gegebenenfalls auch während der Fahrt zur Hand sein soll. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.03.1994]
Auf Deck empfiehlt es sich, immer gegen den Neigungswinkel anzulaufen und beim Überholen (= starke Neigung, Seitenlage) des Schiffes festen Halt zu suchen. [Die Zeit, 15.09.1978]
Die beiden Bergsteiger gingen wie in Watte. Sie griffen nach einem Halt, der nicht da war und lachten, wenn sie ins Leere griffen, weil sie die Überlegung verloren hatten, daß dieser Griff ins Leere ihr Ende bedeuten könnte. Der Blick war nicht mehr klar[…]. Es war der Traumzustand, mit dem der Höhentod beginnt. [Der Spiegel, 10.12.1952]
übertragen etw., dass jmdm. Sicherheit, Selbstvertrauen, Standhaftigkeit o. Ä. verleiht; Person, die jmdm. Unterstützung, Rückhalt, Beistand gewährt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein innerer, seelischer, moralischer, emotionaler Halt
als Akkusativobjekt: Halt brauchen, gewähren, vermitteln
in Koordination: Halt und Haltung, Orientierung, Sinn, Sicherheit, Schutz, Geborgenheit, Trost
Beispiele:
Bei der Diakonie fand er einen Rettungsanker: Arbeit, Halt und wieder einen Platz im Leben. [Thüringer Allgemeine, 09.04.2016]
Seine Tochter […] und ihre Familie im gleichen Haus gaben ihm Halt und waren ihm in den letzten Jahren eine wichtige Stütze. Das schätzte er sehr, und so fühlte er sich wohl zu Hause. [Bote der Urschweiz, 20.04.2022]
Als Tageseltern habt ihr Kinder von Gastarbeitern aus Spanien und Italien bei euch aufgenommen. Über 17 Jahre wart ihr Halt und Stütze für diese Kinder, denen ihr Liebe und Zuneigung geschenkt und die ihr auch liebgewonnen habt. [Bote der Urschweiz, 19.05.2021]
Der Bahnhof ist nach wie vor in jeder Stadt ein besonderer Anziehungspunkt: Berufspendler, Geschäftsreisende, Schüler und auch Menschen ohne festen Halt im Leben sind Tag für Tag an diesem Ort und gehören auch zu unseren Besuchern. [Rhein-Zeitung, 15.07.2013]
Sam verzweifelt an der Haltlosigkeit des Vaters und der Ruhelosigkeit seiner Mutter, die es beide nicht geschafft haben, aus den Freiheiten ihrer Jugend einen Weg in eine Form der Stabilität zu finden. […] So bleibt die Moral ein letzter Halt in einem Labyrinth, in dem man sich zwischen hohler Rebellion und rückwärtsgewandter Popkultur, bürgerlicher Heuchelei und subkultureller Haltlosigkeit verirrt. [Süddeutsche Zeitung, 19.03.2008]
Sie müssen Ihrer Frau in diesen schweren Zeiten ein Halt sein […] [ BrechtDreigroschenroman236]WDG
2.
(kurze) Unterbrechung einer Handlung, besonders einer Fahrt, Reise; Stillstand bzw. (zeitweilige) Unterbrechung, Einstellung eines Prozesses
siehe auch Rast¹
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein abrupter, außerplanmäßiger, planmäßiger, verkehrswidriger Halt
als Akkusativobjekt: Halt machen; einen Halt einlegen
Beispiele:
ohne Halt durchfahrenWDG
gehobender Ausbreitung einer Krankheit Halt gebietenWDG
gehobenjmdm. Halt gebietenWDG
Aus diesem Grund [wegen Neuverlegung der Gleise] werden die Fernverkehrszüge zwischen Koblenz und Bonn seit dem 27. Mai über die rechte Rheinseite umgeleitet, wodurch der Halt in Andernach entfällt. [Rhein-Zeitung, 03.06.2022]
Nächster Halt: Augsburg[.] [Camping Urlaub Teil 7 – der fünfte Urlaubstag, 01.08.2018, aufgerufen am 01.09.2020]
Der Fortschritt macht vor nichts und niemandem Halt. [Norddeutsche Neueste Nachrichten, 19.09.2015]
Drohung mit Halt der Beitrittsverhandlungen könnte den autoritären Kurs stoppen [Überschrift] Am Gleichmut der deutschen Kanzlerin beißt sich der türkische Regierungschef Tayyip Erdogan die Zähne aus. Die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei bleiben, was sie sind[…]: ergebnisoffen. [Der Standard, 04.02.2014]
Eine Stilllegung der Anlagen hätte einen definitiven Halt der Produktion zur Folge. [Neue Zürcher Zeitung, 18.08.2012]
Die Kletterei in den Schreckhornfelsen ist mühsam und wir waren froh, als wir nach anstrengendem Steigen […] den scharfen Kamm zwischen Lauteraar‑ und Schreckhorn vor uns hatten. Hier wurde der letzte Halt gemacht und darauf der eigentliche Gipfel in Angriff genommen. [Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs. Zürich: Schweizer Alpen-Club 1877]
3.
Haltepunkt, Haltestelle o. Ä. eines öffentlichen Verkehrsmittels
Beispiele:
An dem Parkplatz [vor dem Hauptbahnhof] gibt es einen Taxistand und den Halt für Fernbusse. [Frankfurter Rundschau, 15.01.2018]
Die Haltestelle der Linien 216 und 244 im Hofoldinger Zentrum bei der Kirche wird derzeit nicht angefahren. Fahrgäste müssen rund 300 Meter weiter in Richtung Brunnthal am Hofoldinger Ortsausgang zusteigen. Neben dem längeren Fußmarsch ist der provisorische Halt weder überdacht noch beleuchtet. [Münchner Merkur, 21.01.2019]
Der Radweg verläuft [ab Pirna flussaufwärts] schön schattig zwischen Elbe und Hang. Nebenan jetzt immer die Bahnlinie mit mehreren Halten in den Orten der sächsischen [sic!, Sächsischen] Schweiz. [Coswig-Kötiz – Nationalpark Sächsische Schweiz – Ústí nad Labem, 25.07.2018, aufgerufen am 01.09.2020]
Die S‑Bahn hat für Fahrgäste seit Kurzem ihr Serviceangebot erweitert: […] Für alle Halte der Züge des S‑Bahn‑Netzes werden in den Fahrzeugen nunmehr nicht nur die Anschlüsse zu anderen S‑Bahnen und Regionalzügen angezeigt, sondern auch die Abfahrtszeiten von Straßenbahnen und Bussen […]. [Leipziger Volkszeitung, 17.02.2017]
Ein schriller Pfiff und die mecklenburgische Bäderbahn Molli verlässt pünktlich den Bahnhof von Bad Doberan. […] Kaum hat sich die älteste Schmalspurbahn der Ostseeküste in den stetig rollenden Autoverkehr »eingefädelt«, ist schon der erste Halt erreicht – Stadtmitte. [Saarbrücker Zeitung, 13.01.2007]
Schon bald soll es neue Wartehäuschen an den Ebersheimer Haltestellen geben. Der Ortsbeirat wünscht dort möglichst viele Sitzplätze und am Halt »Töngeshof« einen Fahrkartenautomaten mit Geldscheinfunktion. [Rhein-Zeitung, 05.12.1998]

letzte Änderung:

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Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

halten · Halt · Halter · Haltung · abhalten · Anhalt · anhalten · Anhalter · aushalten · behalten · Behälter · Behältnis · einhalten · Einhalt · enthalten · erhalten · unterhalten · Unterhalt · Zuhälter · zuhalten · Unterhaltung
halten Vb. ‘festhalten, bewahren’, ahd. haltan ‘festhalten, befolgen, (be)hüten’ (8. Jh.), mhd. halten, halden ‘hüten, weiden, bewahren, verehren, festhalten, gefangenhalten, meinen, sich benehmen, an einem Punkt anhalten, stillhalten’, asächs. haldan ‘halten, hüten, feiern’, mnd. hōlden ‘hüten, bewachen, schützen, weiden, einhalten, veranstalten, festhalten, stillhalten, sich verhalten’, mnl. nl. houden, aengl. haldan, healdan, engl. to hold, anord. halda, schwed. hålla, got. haldan ‘hüten, weiden’. Sieht man den Dental des ehemals reduplizierenden germ. Verbs als präsensbildendes Formans an und geht von einer Grundbedeutung ‘(Vieh) hüten’ aus, dann läßt sich eine Verbindung zu griech. kéllein (κέλλειν) ‘antreiben, bewegen, anfahren, landen’, lat. celer ‘schnell, rasch’, aind. kaláyati ‘treibt (Vieh), hält, trägt, macht’ und Anschluß an die Wurzel ie. *kel- ‘treiben, zu schneller Bewegung antreiben’ herstellen, die möglicherweise mit *kel(ə)- ‘rufen, schreien, lärmen, klingen’ (s. hell) identisch ist (vgl. Pokorny 1, 548; anders Seebold 249, der auf Grund der Bedeutung ‘hüten, weiden’ das germ. Verb auf die Wurzel ie. *ku̯el(ə)- ‘drehen, sich um etw. herumbewegen’ zurückführen möchte, s. Hals). Aus der Grundbedeutung ‘hüten’ entwickelt sich einerseits ‘achthaben, beobachten, bewahren’, andrerseits ‘festhalten’ sowie ‘an-, stillhalten, in einem Zustand verharren’, schließlich (vielleicht unter dem Einfluß von haben) ‘für etw. ansehen, glauben, meinen’. – Halt m. ‘Stütze, das (Inne)halten’, mhd. halt ‘Bestand, Ort, Aufenthalt’. Halter m. ‘Haltevorrichtung’ (vgl. Federhalter), ‘wer etw. hält’ (vgl. Statthalter), ahd. haltāri ‘Erretter, Erlöser’ (um 1000; vgl. bihaltāri ‘Wächter’, 8. Jh.), mhd. haltære, halter ‘Hirt, Bewahrer, Erlöser’. Haltung f. ‘Körperhaltung, Pose, innere Einstellung, Beherrschtheit’, spätmhd. haltunge, auch ‘Gewahrsam, Verwahrung, Inhalt’. abhalten Vb. ‘fernhalten, hindern, durchführen’ (15. Jh.). Anhalt m. ‘Anhaltspunkt, Ursache’, mhd. anhalt; anhalten Vb. ‘festhalten, stehenbleiben, stoppen, andauern, zu etw. bewegen, um etw. bitten’ (1. Hälfte 15. Jh.); Anhalter m. ‘wer fremde Autos anhält, um sich mitnehmen zu lassen’, geläufig in der Wendung per Anhalter fahren (Mitte 20. Jh.); zuvor im Sinne von ‘Förderer, (An)treiber’ (16. Jh.). aushalten Vb. ‘bis zum Ende durchstehen, ertragen, Unterhalt gewähren’, mhd. ūʒhalten ‘instand halten, verpflegen’. behalten Vb. ‘nicht weggeben, bewahren’, ahd. bihaltan ‘beachten. bewahren, schützen’ (8. Jh.), mhd. behalten, -halden ‘für sich behalten, bewahren, Erfolg haben, beherbergen, einhalten, (vor Gericht) durch Zeugen erhärten’; Behälter m. ‘Gefäß’, frühnhd. auch ‘Gefängnis’ (15. Jh.); vgl. mhd. behaltære, behalter ‘Beobachter, Bewahrer, Erlöser’, ahd. bihaltāri ‘Wächter’ (8. Jh.); Behältnis n. ‘Behälter, Gefäß’ (15. Jh.), mhd. behaltnisse ‘das Halten, Erhaltung, Vorbehalt, Gewahrsam, Gedächtnis’, ahd. bihaltnessi ‘das Zurückhalten’ (9. Jh.). einhalten Vb. ‘aufhören, aufhalten, beachten’ (15. Jh.); Einhalt m. ‘Einschränkung, Eindämmung’ (Mitte 15. Jh.), dann besonders in der Verbindung Einhalt gebieten, tun (16. Jh.); frühnhd. auch für Inhalt. enthalten Vb. ‘(sich) fernhalten, zurückhalten, enthaltsam sein, zum Inhalt haben’, mhd. enthalten ‘stillhalten, zurückhalten’; dazu enthaltsam ‘mäßig, abstinent’ und Enthaltsamkeit (beide 18. Jh.). erhalten Vb. ‘empfangen, bekommen, bewahren’ (16. Jh.). unterhalten Vb. ‘etw. sichern, bewahren, sich erfreuen, ein Gespräch führen’ (17. Jh.); Unterhalt m. (17. Jh.); Zuhälter m. ‘wer von den Einkünften einer Prostituierten lebt’ (Mitte 19. Jh.), wohl in der Sprache der Polizei gebildet nach älterem Zuhalter ‘wer zu einem hält, Anhänger’ (15. Jh.), mnd. toholder, tohelder, zu zuhalten Vb. im Sinne von ‘zu einer Person halten, ihr beistehen’, auch mit einem zuhalten ‘es mit einem halten, ein außereheliches Verhältnis haben’ (15. Jh.). Unterhaltung f. (18. Jh.).

Thesaurus

Eisenbahn
Synonymgruppe
Halt · Haltepunkt  ●  Haltestelle  österr., südtirolerisch, schweiz.
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Halt‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Halt‹.

Zitationshilfe
„Halt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Halt>.

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