Harmonie, die
Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Harmonie · Nominativ Plural: Harmonien
Aussprache [haʁmoˈniː]
Worttrennung Har-mo-nie
Wortbildung
mit ›Harmonie‹ als Erstglied:
Harmoniebedürfnis
· Harmonielehre · Harmoniemusik · Harmonieorchester · harmoniebedürftig · harmonieren · harmonisch · harmonisieren
· mit ›Harmonie‹ als Letztglied: Disharmonie · Evangelienharmonie · Farbenharmonie · Farbharmonie · Sphärenharmonie · Vokalharmonie
· mit ›Harmonie‹ als Letztglied: Disharmonie · Evangelienharmonie · Farbenharmonie · Farbharmonie · Sphärenharmonie · Vokalharmonie
Herkunft zu harmoníagriech (ἁρμονία) ‘Verbindung, Bund, passendes Verhältnis, Übereinstimmung, Einklang, Melodie’
Bedeutungsübersicht
- Wohlklang,
Übereinstimmung
- a) [Musik] Ordnung der Zusammenklänge
- b) [Malerei] als angenehm anzusehen empfundenes Zusammenspiel von Farben, Formen
- c) [Architektur] als angenehm empfundenes Zusammenspiel von Bauformen oder Baustilen bei einem Ensemble von Gebäuden
- d) [Philosophie] in der (Um-)Welt vorgefundene, als wohlgestaltet empfundene Verhältnisse oder Proportionen (als Ausdruck einer höheren Ordnung)
- e) [übertragen] Übereinstimmen der Meinungen, Einstellungen o. Ä. in einer Personengruppe; friedliches Miteinander, Eintracht
- f) [übertragen] konfliktloses Zusammenspiel verschiedener Lebenssphären
eWDG und ZDL
Bedeutung
Wohlklang, ÜbereinstimmungWDG
in gegensätzlicher Bedeutung zu DisharmonieWDG
Beispiele:
die Harmonie (= wohlklingende Verbindung) der TöneWDG
der Übergang von einer Harmonie in eine andereWDG
a)
Musik Ordnung der Zusammenklänge
Beispiele:
Den Begriff »Harmonie« kennt man zunächst
aus der Musik: »Wohltönender Zusammenklang mehrerer Töne oder Akkorde«
[…]. [AufkleberDruckShop.de, 22.09.2016, aufgerufen am 15.09.2018]
Manchmal […] ist
das, was jede einzelne der vier Stimmen (Sopran, Alt, Tenor und Bass)
singt und lange Zeit gesondert proben muss, sinnlos und fast atonal.
Erst im Zusammenklang aller Register ergibt sich dann plötzlich eine
Harmonie[…]. [Die Zeit, 18.08.2006]
Die[…] Akkorde des Generalbasses lassen
eine Harmonie entstehen, die alle Einzelstimmen
eines musikalischen Zusammenhangs bindet. [theHYPES.co.uk: Der Bass!, 19.05.2016, aufgerufen am 16.09.2018]
[Das Stück]
Solitude besteht, wie [das Stück]
Misty Day, aus
Harmonien, also
Akkorden. [Mein Klavierunterricht-Blog, 04.01.2014, aufgerufen am 15.09.2018]
Jazzmusiker improvisieren, kreieren aus den Noten auf dem Papier
etwas Neues. Doch das können sie nur, weil sie die Regeln der Musik
kennen, die Harmonien, den Takt. [Die Zeit, 24.10.2002]
b)
Malerei als angenehm anzusehen empfundenes Zusammenspiel von Farben, Formen
Beispiele:
die Harmonie (= das passende Zusammenstimmen) der FarbenWDG
Im Mittelpunkt ihrer Werke steht die Komposition und
Harmonie der Farben, wie sie erläuterte.
Dabei geht die Malerin den Weg von der Konkretion in die Abstraktion. [Mittelbayerische, 09.04.2019]
Leonardo da Vinci gibt in seinem Traktat über die Malerei an,
dass die Musik nach denselben Regeln der Harmonie
und Proportion wie die Malerei aufgebaut sei. [Neue Zürcher Zeitung, 26.05.2007]
c)
Architektur als angenehm empfundenes Zusammenspiel von Bauformen oder Baustilen bei einem Ensemble von Gebäuden
Beispiele:
die Harmonie (= das Ebenmaß) in der architektonischen Gestaltung eines BauwerkesWDG
Alte und neue Architektur finden in der City von New York zu
einer Harmonie zusammen, wie es sie nur hier zu
geben scheint. [Welt am Sonntag, 24.09.2017]
Gute Architektur bezieht sich auf Zahlenverhältnisse, Rhythmik
und Harmonien, sie ist eine Art erstarrte
Musik. [Neue Zürcher Zeitung, 16.05.2010]
Er erklärt die Sichtachsen [im Park], die Harmonie von Natur und
Architektur. [Berliner Zeitung, 12.07.2004]
d)
Philosophie in der (Um-)Welt vorgefundene, als wohlgestaltet empfundene Verhältnisse oder Proportionen (als Ausdruck einer höheren Ordnung)
Beispiele:
die Harmonie der Sphären (= nach der Annahme der Pythagoräer das wohlklingende Zusammenstimmen der für menschliche Ohren unhörbaren Töne, die durch den Umlauf der einzelnen Himmelssphären erzeugt werden)WDG
Harmonie (griech.
armonia »Ebenmaß«) bez.
(= bezeichnet) allg. die Übereinstimmung und
den Zusammenklang der Teile eines Ganzen und spielt als Begriff bereits
in der altgriech. Philosophenschule der Pythagoräer im Sinne des
Geordnetseins der Welt eine Rolle. [Olbrich, Harald (Hg.): Lexikon der Kunst. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1991], S. 12035]
Eine Gesellschaft ist dann gerecht, wenn sie in
Harmonie ist, wenn jedes Mitglied das Seine
tut, meinte der Philosoph Platon einst. [Neue Zürcher Zeitung, 21.01.2015]
Aber Kant gelingt es noch einmal, ein vielleicht letztes Mal,
diese bloß »gleichsame« Vernichtung »meiner Wichtigkeit« zu
kompensieren, und so erstrahlen »der bestirnte Himmel« und »das
moralische Gesetz in mir« wieder in prästabilierter
Harmonie. [Die Zeit, 20.12.2006]
Obgleich die Ä. (= Ästhetik) erst spät als
besondere Wissenschaft konstituiert wurde, durchziehen ihre
Grundprobleme die gesamte Geschichte der Philosophie.
[…] Das Wesen des Schönen erblicken Platon,
Augustin und die Philosophen der Renaissance in »Maß und
Harmonie«, Aristoteles in »Ordnung,
Wohlabgemessenheit und Begrenzung«, Thomas von Aquino in einer »debita
proportio«. [Weischedel, W.: Ästhetik. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1957], S. 532]
So finden auch die ästhetischen Ideen unseres Philosophen
[Leibniz] ihren Abschluß in dem letzten
Grundgedanken des ganzen Systems: dem Gedanken der universalen
Harmonie. [Vorländer, Karl: Geschichte der Philosophie. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1913], S. 7795]
Bei verschiedenen neueren Philosophen kommt der Gedanke der Weltharmonie zur Geltung, so bei […] HERBART, HILLEBRAND (nach welchem Denken und Sein in prästabilierter Harmonie miteinander sind […]) Geist. [Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1904], S. 15525]
e)
übertragen Übereinstimmen der Meinungen, Einstellungen o. Ä. in einer Personengruppe; friedliches Miteinander, Eintracht
Beispiele:
eine vollkommene, (un)gestörte HarmonieWDG
eine wohltuende Harmonie schaffen, wahrenWDG
die Harmonie einer Ehe störenWDG
in dauernder, schöner, glücklicher Harmonie (miteinander) lebenWDG
unsere Zusammenarbeit verlief in ungetrübter HarmonieWDG
gehobendie Harmonie der SeelenWDG
Doch statt sich im Streit zu zerfleischen, demonstriert die
Partei nun plötzlich Harmonie. [Die Zeit, 16.12.2017 (online)]
Die Einrichtung wurde von den Regeln des Feng Shui bestimmt, der
jahrtausendealten Wissenschaft vom Leben in
Harmonie mit der Umgebung. [Berliner Zeitung, 07.12.2002]
Weihnachten, das Fest der Familie, wolle jeder in
Harmonie im Familienkreis erleben. [Frankfurter Rundschau, 23.12.1998]
f)
übertragen konfliktloses Zusammenspiel verschiedener Lebenssphären
Beispiele:
Wenn Politiker und die Gesellschaft glauben, mit staatlichen
Regelungen sei es getan, dann wird die Harmonie
von Familie und Beruf nicht besser werden. [Frankfurter Rundschau, 12.10.1999]
Eines der wahrscheinlich eindrucksvollsten Kultobjekte der Erde,
perfekt Harmonie von Natur, Kunst und
Spiritualität darstellend, befindet sich in Ayutthaya, der ehemaligen
Hauptstadt von Siam, 70 km nördlich von Bangkok. Der lose Kopf
einer während der burmesischen Kriege zerstörten Buddhastatue fand
symbiotisch Platz im Wurzelwerk eines Baumes. Der hölzerne, archaische
Stamm hält das friedvolle Antlitz seit Jahrhunderten umschlossen,
gewährt Schutz und Halt. [Der Standard, 28.08.2015]
Es geht darum, daß wir das ganze Problem sehen, die notwendige
Harmonie zwischen Ausbildung und Beruf im
Auge behalten. [Der Spiegel, 08.03.1976]
letzte Änderung:
Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Harmonie · harmonisch · harmonieren · harmonisieren
Harmonie f. ‘Wohlklang, Übereinstimmung, innere Geschlossenheit, Ebenmaß’. Lat. harmonia, aus griech. harmonía (ἁρμονία) ‘Verbindung, Bund, passendes Verhältnis, Übereinstimmung, Einklang, Melodie’, wird im 16. Jh. ins Dt. entlehnt, nachdem vereinzelt bereits mhd. armonīe (nach mlat. armonia) belegt ist. Der zunächst musikalische Terminus wird auf Arrangements und Konstellationen übertragen, die auch in anderen Wahrnehmungsbereichen als wohltuend und angenehm empfunden werden, so daß er im 18. Jh. eine große Verwendungsbreite in Kunst, Naturwissenschaft, Psychologie erreicht. – harmonisch Adj. ‘wohlklingend, gut abgestimmt, organisch’ (16. Jh.), vgl. lat. harmonicus, griech. harmonikós (ἁρμονικός). harmonieren Vb. ‘eine Einheit, Geschlossenheit bilden, organisch zusammenpassen’ (17. Jh.). harmonisieren Vb. ‘in Einklang bringen, aufeinander abstimmen’ (um 1800), vgl. älteres frz. harmoniser.
Thesaurus
Synonymgruppe
Einheit ·
Einigkeit ·
Einssein ·
Eintracht ·
Harmonie ·
Übereinstimmung ●
Friede-Freude-Eierkuchen ugs. ·
eitel Sonnenschein ugs.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Einhelligkeit ·
Einigkeit ·
Einklang ·
Einmütigkeit ·
Einstimmigkeit ·
Eintracht ·
Einvernehmen ·
Gleichgestimmtheit ·
Harmonie ·
Konformismus ·
Konformität ·
Konsensus ·
Zustimmung ·
Übereinkommen ·
Übereinstimmung ●
Konsens fachspr. ·
traute Harmonie geh., ironisch
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Ausbalanciertheit ·
Ausgeglichenheit ·
Ausgewogenheit ·
Harmonie ·
inneres Gleichgewicht ●
(innere) Balance franz.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Oberbegriffe |
|
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Assoziationen |
Typische Verbindungen zu ›Harmonie‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Harmonie‹.
Abend
Ausgeglichenheit
Ausgewogenheit
Disharmonie
Dissonanz
Eintracht
Gleichklang
Kontrapunkt
Melodie
Modulation
Polyphonie
Rhythmus
Schönheit
Sphäre
beschworen
demonstrativ
dissonant
eitel
gestört
himmlisch
kosmisch
perfekt
prästabiliert
prästabilisierte
traut
ungetrübt
universell
vollendet
vollkommen
werckmeisterschen
Zitationshilfe
„Harmonie“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Harmonie>.
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