Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Hascher, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Haschers · Nominativ Plural: Hascher
Aussprache [ˈhaʃɐ]
Worttrennung Ha-scher
Wortzerlegung haschen1 -er1
Wortbildung  mit ›Hascher‹ als Erstglied: Hascherl
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

oft ironisch, A+ , sonst veraltet bedauernswerter Mensch
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein armer Hascher
Beispiele:
Sie kamen vor weniger als zwei Monaten als ganz arme Hascher, gebeutelt von Schmerzen, starr vor den Schrecken, die sie beim Erdbeben in Algerien erlebt hatten. Jetzt können sie wieder lachen, sind munter und fröhlich. [Kronen Zeitung, 18.07.2003]
Die armen Fascholeghisti haben ja seither Probleme mit der Wahrheit/Fakten, arme Hascher! [Tumulte im Parlament, 21.05.2020, aufgerufen am 24.04.2022]
Auch er ist kein Depp, sondern ein armer Hascher, der im Spannungsfeld zwischen Überforderung und Frust um sich beißt. [Kleine Zeitung, 24.07.2005]
In der Kammer liegen drei der Hascher (= arme Kinder) in einer mageren Betthaut, einer sitzt hemdärmelig auf dem kalten Stubenboden, hat die Kaffeemühle und etliche Erdäpfel als Spielzeug neben sich und jammert um die Morgensuppe. [Christ, Lena: Die Rumplhanni. In: Deutsche Literatur von Frauen. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1917], S. 13311]
[…] jetzt kann er daliegen, der arme Hascher, allein und verlassen! [Ganghofer, Ludwig: Der Dorfapostel. Stuttgart: Adolf Bonz 1917 [1900], S. 179]

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Typische Verbindungen zu ›Hascher‹ (berechnet)

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Zitationshilfe
„Hascher“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hascher#1>.

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Häscher, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Häschers · Nominativ Plural: Häscher
Nebenform regional Hascher · Substantiv · Genitiv Singular: Haschers · Nominativ Plural: Hascher
Aussprache  [ˈhɛʃɐ] · [ˈhaʃɐ]
Worttrennung Hä-scher · Ha-scher
Wortzerlegung haschen1 -er1
Wortbildung  mit ›Häscher‹/›Hascher‹ als Erstglied: Häscherarm
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
Person, die jmdn. verfolgt (und fängt oder zu fangen versucht)
Beispiele:
Hier [bei einem Spiel] gab es zwei Hascher; wer von ihnen geschnappt wurde, wurde vom Kirmesbär »getauft«. [Gaudi in Schmiedefeld, 05.07.2022, aufgerufen am 05.07.2022]
Vom Ladendetektiv gestellt, zückte er eine Spritze und richtete sie auf seinen Häscher. [Frankfurter Rundschau, 11.11.2022]
[…] es [ein entlaufenes Zirkustier] entkam auch seinen Häschern wieder und wieder, nachdem es an einem Freibad, einer Tankstelle und einem Kleingarten gesichtet worden war, wie Zirkusdirektor Fernando F[…] sagte. [Berliner Morgenpost, 01.09.2022]
Über den See kam […] der Herr der Meere mit seiner Garde zum Ufer. Seine Häscher fingen aus den Zuschauern Opfer ein, die dann getauft wurden. [Schweriner Volkszeitung, 06.08.2018]
Mein Vater wollt ein Rad beschlagen. Wie viel Nägel braucht er dazu? Rate, rate du, und schließ die Augen zu. [Abzählreim] Das Kind, auf das »zu« kommt, nennt eine beliebige Zahl, die abgezählt wird, um den Hascher zu ermitteln. [Leipziger Volkszeitung, 17.07.2012]
Der Kommissär nahm unsere Personalien auf, ließ sich von der Wahrheit überzeugen, hielt den »Versuch einer Kraftprobe« für keine gesetzwidrige Sache – und da wir nach Aussage unseres Häschers keinerlei Ruhestörung verursacht hatten, konnten wir nach Hause gehen, mitsamt unserem Balken. [Ganghofer, Ludwig: Lebenslauf eines Optimisten. In: Simons, Oliver (Hg.): Deutsche Autobiographien 1690–1930. Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1911], S. 25070]
abwertend von einer Instanz (zu einem bösartigen Zweck) beauftragter VerfolgerWDG
Grammatik: meist im Plural
Kollokationen:
als Aktivsubjekt: der Häscher greift (sich) jmdn.
als Dativobjekt: den Häschern entkommen, entrinnen, entgehen; sich seinen Häschern entziehen
in Präpositionalgruppe/-objekt: vor den Häschern fliehen; sich vor seinen Häschern verstecken
Beispiele:
Sie erkannte nicht nur den alten Treppenaufgang sofort wieder, sondern auch die Tür zur Dachkammer, in der sie in der Pogromnacht im November 1938 vergeblich versuchte, ihren Vater vor den Häschern zu verstecken. [Frankfurter Rundschau, 09.07.2022]
»Der, den ich küssen werde, der ist es«, hat Judas zu den Häschern gesagt, die Jesus gefangen nahmen. [Neue Zürcher Zeitung, 02.11.2022]
Ein [iranischer] Zivilpolizist greift sich zwischen den Autos auf der viel befahrenen Straße einen der Protestierenden, zerrt ihn weg, will ihn abführen. Doch dann folgen in dem Video Geschrei und chaotisches Gehupe. Es ist offenbar das Signal für ganze Gruppen junger Männer. Sie laufen los, bedrängen die Häscher, befreien den Mann. [Süddeutsche Zeitung, 23.09.2022]
Wenn der in Bayern erschossene Braunbär »Bruno« seinen Haschern nicht vor die Flinte gelaufen wäre, hätte er seinen Lebensabend sicherlich in einem Bärenwildgehege beendet. [Südkurier, 07.10.2006]
Später kidnappten ihn Hascher des MfS (= Ministerium für Staatssicherheit), DDR‑Richter verknackten ihn zu 15 Jahren Zuchthaus; ich traf ihn in Bautzen II [einem DDR-Gefängnis für politische Gefangene]. [Berliner Zeitung, 05.03.2003]
Man hatte mir unterwegs erzählt, den gerissenen Häschern, die im Bahnhof von Marseille zum Menschenfang aufgestellt seien, könne kein Fremder durchs Netz gehen […] [ SeghersTransit5,39]WDG
2.
veraltet Gerichtsdiener, BüttelWDG
Beispiel:
Der Roßhändler, nicht ohne Befremden, durch einen Häscher in das Gubernium abgeführt, erschien […] [ KleistKohlhaas3,207]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
haschen1 · Häscher · Hascherl
haschen1 Vb. ‘schnell (er)greifen, zu fangen suchen’, mhd. erhaschen ‘ergreifen’ (14. Jh.), frühnhd. (omd.) haschen ‘ergreifen, (nach vorausgegangener Verfolgung) einfangen’ (16. Jh.) setzt wie schwed. (mundartlich) haska ‘nachlaufen’ ein germ. ōn-Verb voraus, das, wenn *hask- aus *hafsk- hervorgegangen, als Intensivbildung zu der unter -haft, haben und heben (s. d.) angeführten Wurzel ie. *kap- ‘fassen’ gestellt werden kann. Das vornehmlich omd. Verb gelangt durch Luther in die Literatursprache. – Häscher m. ‘Gerichtsdiener, Büttel’ (16. Jh.), heute zuweilen noch geringschätzig ‘von einer Instanz (zu einem bösartigen Zweck) beauftragter Verfolger’. Hascherl n. südd. öst. ‘bedauernswertes Wesen’ (19. Jh.), bezeichnet eigentlich ‘das zu Ergreifende, Erhaschende’, also das einzufangende Kleingetier oder das im Einkriegespiel einzuholende Kind, doch versehen mit einem Mitgefühl, Zuneigung oder Zärtlichkeit ausdrückenden Deminutivsuffix.

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„Häscher“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hascher#2>.

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Hascher, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Haschers · Nominativ Plural: Hascher
Aussprache [ˈhaʃɐ]
Worttrennung Ha-scher
Wortzerlegung haschen2 -er1
ZDL-Verweisartikel

Bedeutung

umgangssprachlich, abwertend, veraltend Synonym zu Kiffer
Dieser Begriff war vor allem in den 1970er Jahren verbreitet, heute wird eher der Ausdruck Kiffer verwendet.
Kollokationen:
in Koordination: Gammler und Hascher
Beispiele:
City‑Stau, weil Kiffer demonstrieren wollen [Überschrift] Heute sind sie wieder unterwegs – Hamburgs Hascher. [Bild, 14.09.2002]
Wenn man zu jung ist, um 1968 schon auf die Barrikaden gegangen zu sein, aber alt genug, um sich an die ersten Schuljahre zu jener Zeit zu erinnern, kommen einem Bilder von damals in den Kopf. […] Da mochte der Hausmeister die Oberschüler als »Gammler« vertreiben, die Lehrerin vor den »Haschern« warnen. [Süddeutsche Zeitung, 26.06.2018]
»Wer will, kann natürlich koksen, aber erfahrungsgemäß kommt’s dann irgendwann zum Stunk, und Hascher wollen wir schon gar nicht – die kichern zuviel und denken zuwenig an Kommunikation.« [die tageszeitung, 25.06.1994]
Allein der Arzt Dr. Werner S[…] behandelte in seiner Praxis im vergangenen Vierteljahr etwa 120 Hascher und Fixer. [Der Spiegel, 19.10.1970, Nr. 43]

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Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

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Geografische Verteilung

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