Heide1
m.
‘Anhänger einer nichtchristlichen Religion’.
Das Substantiv
ahd.
heidan
(8. Jh.),
mhd.
mnd.
mnl.
nl.
heiden,
aengl.
hǣþen,
engl.
heathen
und die Adjektive
ahd.
heidan
‘heidnisch’,
heidanisc
(s. unten),
asächs.
hēðin
(vgl. auch die Substantivierung
hēðino
neben
hēðin man),
mnl.
heiden,
anord.
heiðinn
schließen sich an
got.
haiþnō
‘Heidin’
an,
das Mark. 7, 26
griech.
Hellēnís
(
Ἑλληνίς)
‘Hellenin, Griechin’,
daher
‘Nicht-Jüdin’,
wiedergibt.
Man sieht in der
got. Bildung,
die mit der gotischen Mission ins Westgerm. gelangt,
eine singularisierte Entlehnung aus
griech.
(neutestamentlich)
tá éthnē
(
τὰ ἔθνη)
‘die Heiden’
(eigentlich
‘die Völker’).
Für dieses ist,
wie auch für
griech.
ethnikós
(
ἐθνικός)
‘zum (fremden) Volke gehörig, volkstümlich, heidnisch’,
spätgriech. Aspirierung anzunehmen,
so daß
got.
haiþn-
entsteht,
wobei
got.
ai
als Wiedergabe (in Lehnwörtern) von
griech.
ε
betrachtet werden muß;
vgl.
Seebold
in: PBB (T)
93 (1971) 29 ff.
Man kann ferner vermuten,
daß
got.
haiþn-
mit
got.
haiþi
‘Feld, Acker’
(s.
↗
Heide2
f.)
in Verbindung gebracht und als
‘zum fremden (nichtchristlichen) Volk gehörig, auf dem freien, unbebauten Lande lebend’
verstanden wurde;
vgl.
W. Schulze
Kl. Schr.
517 ff.
Die im
Nhd. gültige Form
Heide
tritt zuerst
md. im 14. Jh. auf,
setzt sich im 16. Jh. durch
und bezeichnet,
vor allem in der Sprache der Bibel,
den Nichtjuden und Nichtchristen,
im Mittelalter und bis ins 16. Jh.
speziell auch den Mohammedaner,
in neuerer Zeit ferner
den dem Christentum Fernstehenden
(vgl.
moderner Heide).
heidnisch
Adj.
‘die Heiden betreffend, ihrer Art gemäß’,
ahd.
heidanisc
(8. Jh.),
mhd.
heidenisch.
Heidentum
n.
‘Gesamtheit der Heiden, heidnische Welt und Kultur’,
ahd.
heidantuom
(9. Jh.),
mhd.
heidentuom.
Seit dem 19. Jh. begegnet
Heiden-,
ausgehend von der Vorstellung des Ungezügelten, Furchterregenden, Schrecklichen
(vgl.
mhd.
heidenkraft
‘Heidenheer’,
heidendrō
‘Heidenzorn’),
als verstärkendes Bestimmungswort in Zusammensetzungen wie
Heidenangst
f.
‘panische Angst’,
Heidengeld
n.
‘große Menge Geldes’,
Heidenlärm
m.
‘starker Lärm’.