hell
Adj.
‘mit viel Licht erleuchtet, leuchtend, sich im Farbton dem Weiß nähernd, von hohem Klang, hoch tönend’.
Das nur im
Dt. und
Nl. vorkommende Adjektiv
ahd.
hel
‘tönend’
(11. Jh.;
vgl.
gihelli
‘harmonisch’,
10. Jh.,
unhelli
‘mißtönend’,
um 1000),
mhd.
hel
‘tönend, laut, glänzend, licht’,
mnl.
nl.
hel
‘licht, klar, rein’
gehört zum starken Verb
ahd.
(8. Jh.),
asächs.
hellan,
mhd.
hellen
‘ertönen, erschallen’
(in frühnhd. Zeit abgelöst von
hallen,
s. d.);
vgl. auch verwandtes
(ablautend)
anord.
hjala
‘sprechen, sich unterhalten’
sowie
Hall
und
holen
(s. d.).
Außergerm. vergleichen sich
aind.
uṣākalaḥ
‘Hahn’
(wohl
‘in der Frühe rufend’),
griech.
kalé͞in
(
καλεῖν)
‘(herbei)rufen, nennen’,
lat.
calāre
‘aus-, zusammenrufen’,
(mit
m-Erweiterung)
clāmāre
‘laut rufen, schreien’,
lett.
(älter)
kalot
‘schwatzen’,
air.
cailech
‘Hahn’,
so daß von einer Schallwurzel
ie.
*kel(ə)-
mit den langvokalischen Ablautstufen
*klē-,
*klā-
‘rufen, schreien, lärmen, klingen’
auszugehen ist
(wozu mit
s-
mobile auch
Schall,
Schelle1,
schelten,
s. d.).
Das Adjektiv bezeichnet zunächst akustische,
vom
Mhd. an auch visuelle Eindrücke;
Luther
verwendet es als Gegenwort zu
dunkel
anstelle des älteren
licht
(s. d.),
mit dem es formelhaft verbunden wird:
am hellen lichten (später
hellichten)
Tage.
Auf Farben bezogen bezeichnet
hell
den sich dem Weiß nähernden Farbton
(
hellrot,
-blau
im Gegensatz zu
dunkelrot,
-blau);
s. auch
grell,
ursprünglich
‘laut schreiend’,
dann auf Farbtöne übertragen
(mit ähnlicher Entwicklung vgl.
schreiend,
knallig).
Bei durchsichtigen Stoffen (Wasser, Glas)
nimmt
hell
die Bedeutung von
‘klar, rein, ungetrübt, durchsichtig’
an;
später wird es auf Geistiges,
auf den menschlichen Verstand im Sinne von
‘klug, aufgeweckt, leicht und schnell auffassend’
angewandt,
umgangssprachlich dafür
helle,
eigentlich Adverb
(vgl. adverbielles
mhd.
helle).
Schließlich drückt
hell
(seit dem 16. Jh.)
eine Verstärkung
‘groß, stark, heftig’
aus
(
in hellen Haufen,
seine helle Freude haben,
in helle Wut geraten),
adverbiell
‘sehr’
(
hell begeistert sein).
–
Helle
f.
‘Helligkeit’,
mhd.
helle
‘Helligkeit, Reinheit’.
hellen
Vb.
(reflexiv)
‘hell werden, sich erhellen’
(18. Jh.),
mhd.
(vereinzelt)
hellen
‘hell werden, aufleuchten’,
weitergeführt in
frühnhd.
nhd.
erhellen
‘hell machen, erleuchten’
(16. Jh.),
‘klar werden, verdeutlichen’
(17. Jh.),
aufhellen
(17. Jh.);
schwaches, vom Adj. abgeleitetes Verb.
Zum starken Verb
ahd.
hellan
s. oben.
Helldunkel
n.
‘Zusammenspiel von Licht und Schatten, von hellen und dunklen Farben’
(besonders in der Malerei),
von dem Kunstwissenschaftler
v. Hagedorn
1762 gebildet für
frz.
clair-obscur,
das selbst aus
ital.
chiaroscuro
entlehnt ist;
dazu entsprechend
helldunkel
Adj.
(ebenfalls 1762).
hellhörig
Adj.
‘mit scharfem Gehör ausgestattet, fähig, nicht Ausgesprochenes zu erraten’
(19. Jh.),
heute vor allem
‘mit scharfem Verstand begabt’,
auch
‘schalldurchlässig’
(von Wänden, Türen).
Helligkeit
f.
‘heller Zustand, helles Licht, Lichtfülle, Lichtstärke’
(16. Jh.).
Hellseher
m.
‘wer hellsehen kann’
(Anfang 19. Jh.),
zuvor
‘scharfsinnige, klarsichtige, tiefere Zusammenhänge verstehende Person’
(1710,
Übersetzung von substantiviertem
frz.
clairvoyant
‘scharfsinnig’);
dazu
hellsehen
Vb.
(nur im Inf. gebräuchlich)
‘räumlich und zeitlich entfernte Personen, Gegenstände und Ereignisse angeblich ohne Vermittlung von Sinnesorganen wahrnehmen, Zukünftiges vorhersehen’
(19. Jh.).
hellauf
Adj.
‘vergnügt, munter, flott’,
Zusammenrückung der Adverbien
hell
und
auf,
zunächst in dem aufmunternden Zuruf
hellauf!
‘nur zu!, frisch auf!’
(18. Jh.),
anschließend häufig in der Fügung
hellauf (‘fröhlich, lauthals’)
lachen.
Danach im Sinne von
‘überaus, sehr’
spontane emotionale Lautäußerungen
(
hellauf singen, jubeln,
hellauf begeistert)
oder Lichterscheinungen
(
hellauf leuchten, strahlen, lodern)
verstärkend.